Nenn es wie du willst

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Sie verschwendeten keine Zeit damit, zurück in das Leben des anderen zu fallen. Was, aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte, keine Überraschung war.

Es waren zwei Wochen vergangen, seitdem Wilhelm angefangen hatte Marieberg zu besuchen, was bedeutete, dass er zwei Wochen von sporadischen Nachmittagen mit Simon verbracht hatte. Er besuchte ihn jeden Tag, wenn er es konnte, doch manchmal kamen ihm außerschulische Clubs oder Hausaufgaben in den Weg. Wilhelm versuchte, seinen Tagesplan so gut er konnte zu organisieren – er vollendete seine Arbeitsblätter früh, rannte, sobald das Rudertraining vorbei war, zu den Duschen – und soweit hatten sie es geschafft, sich beinahe an jedem Tag der Woche zu treffen.

In dieser Zeit hatte Wilhelm entdeckt, dass seine Angst davor, dass Simon sich von ihm wegzog, unbegründet gewesen war. Es war eher das Gegenteil, er schien entschlossen damit, das hier funktionieren zu lassen. Simon grüßte ihn jedes Mal, wenn sie sich trafen, mit einem warmen Lächeln und stimmte eifrig allem zu, was er für sie geplant hatte. Einige Dates funktionierten besser als andere, doch Simon schien dies nichts auszumachen, und die Sicht des unerschütterlichen Schicksals brachte Wilhelms Herz zum anschwellen.

Also machten sie damit weiter, bis sie Routinen erfunden und herausgefunden hatten, was am besten für sie funktionierte.

Wilhelm saß auf ihrer üblichen Bank, als er darauf wartete, dass Simon von der Schule entlassen wurde. Sie gingen handhaltend in der Stadt umher. Ein kleines Café war ihre Zuflucht geworden, wenn sie lernen mussten. Er brachte Simon zur Bushalte und umarmte ihn zum Abschied. Wilhelm, wann immer er einen Rausch der Zuversicht empfand, winkte sogar einigen Leuten zu, die sie anstarrten. Es brachte Simon jedes Mal zum lächeln. Wilhelm realisierte schnell, dass mit ihm zusammen zu sein so einfach wie atmen war.

Sie hatten sich noch nicht geküsst. Simon machte keine Anstalten, und Wilhelm wollte ihn nicht zu irgendwas zwingen, mit dem er sich nicht wohl fühlte. Erlaubt zu sein ihn zu berühren, ihn zu umarmen- es war bereits mehr, als er erhofft hatte. Er sehnte sich danach, ihn zu küssen, natürlich tat er das, doch er war diesmal nicht derjenige, der die Entscheidung traf. Er wusste nun, dass es Dinge gab, die man sich verdienen musste.

Sie waren glücklich. Dies war alles, was zählte.

Wilhelm hatte recht: Bilder von ihm und Simon hatten sofort das Internet überflutet. Es gab mehr Inhalte, die in den letzten zwei Wochen über sie geschrieben und verbreitet wurden, als damals, als das angebliche Sexvideo des Kronprinzen rausgekommen war. Diskussionen, Gerüchte, Spekulationen- Sie flogen in schwindelerregenden Geschwindigkeiten über den kleinen Bildschirm seines Handys. Es war verrückt.

Dass in ihre Privatsphäre eingedrungen wurde war beschissen, doch Wilhelm mochte es lieber ein sieben Sekunden langes Video von Simon zu sehen, in dem er lachte, als er ihm etwas ins Ohr flüsterte, als die andere Alternative.

Seine Mutter blieb während all dem still. Wilhelm wusste noch nicht, ob dies eine gute oder schlechte Sache war, doch bis sie sich dazu entschied, sich einzumischen, sah er keinen Grund, ihr von seinen Beziehungen zu erzählen. Er schuldete ihr nichts.

Und somit kam die Realisation, dass er nun sein Leben navigierte.



Seine Erfahrung in Hillerska hatte sich nicht weit verändert, außer, dass er nun eine Freundesgruppe hatte und seine Beziehung mit Simon Allgemeinwissen war. Es war erfrischend, dass Felice und Maddie ihn offen mit Simon teasten. Selbst die Erstklässler-Jungen traten nicht allzu sehr auf ihm rum, wie Wilhelm gedacht hatte. Einige Schüler schauten ihn immer noch seltsam an, doch was auch immer für Meinungen sie hatten, behielten sie für sich selbst.

right where you left me. -young royals (GERMAN VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt