6. Dezember

163 20 0
                                    

AU - Nikolaus

Leise schleicht Louis die Treppe hinab. In seiner Hand trägt er eine große Tasche mit kleinen Geschenken für seine Familie, die er nun in den Schuhen verstecken möchte. Natürlich kommt der Nikolaus noch, doch seit ein paar Jahren versucht er seinen Eltern eine Freude zu machen. In den Schuhen seiner Schwestern stecken schon Süßigkeiten und je ein kleines Geschenk, auch Louis' Schuh ist gefüllt, obwohl er keinen aufgestellt hat, denn eigentlich ist er mit Mitte 20 zu alt dafür. Schnell stellt er je einen Schuh seiner Eltern dazu und verteilt dann seine Geschenke. Am Ende bleibt ein Geschenk in seiner Tasche, das für Harry. Eigentlich wollte er es in seinen Schuh stecken, doch da er selbst etwas bekommen hat, muss er sich etwas überlegen, damit seine Schwestern ihn nicht auffordern das kleine Päckchen selbst zu öffnen. Louis schaut sich im Flur um, als sein Blick auf den Schal an seiner Garderobe fällt, eigentlich ist der Schal von Harry, weshalb Louis ihn schnell zu einem kleinen Nest formt und das Päckchen hineinlegt.

Am nächsten Morgen wird Louis von den Zwillingen geweckt, die unbedingt ihre Nikolausgeschenke auspacken wollen und da Louis ein netter großer Bruder ist, steht er auf und begibt sich, noch im Schlafanzug, nach unten zu den Geschenken. Lottie und Fizzy warten bereits neben ihren Eltern auf Daisy und Phoebe, die Louis geholt haben. Während Lottie vorsichtig das Geschenkpapier vom Geschenk entfernt, reißen die Zwillinge die Pakete nur auf. Bevor Louis sein Geschenk nehmen und öffnen kann, fällt ihm etwas auf. In Harrys Schal liegen Süßigkeiten und eine Mandarine, wie in den anderen Schuhen auch. Jemand muss sie dazu getan haben, als er noch geschlafen hat.

Etwa eine Stunde später, als Harry klingelt, um Louis abzuholen, öffnet Johannah ihm die Tür und bittet ihn herein. „Der Nikolaus hat auch für dich etwas gebracht", lächelt sie. „Das muss aber nicht sein, Jay." „Ich habe damit auch nichts zu tun. Von mir kommt nur die Mandarine, damit auch etwas Gesundes dabei ist." Dass das nicht stimmt, wissen nur sie und Louis. Von Anfang an hatte sie geplant etwas für Harry dazuzutun, doch, wenn ihr Sohn kein Geschenk gehabt hätte, hätte sie sich dagegen entschieden. „Dankeschön." Harry lächelt die Mutter seines Freundes an und fragt dann nach seinem Freund, der sich hinter einer Ecke versteckt hat.

„Lass uns heute Nachmittag auf den Weihnachtsmarkt, wenn es dunkel wird und jetzt erst im Wald durch den Schnee spazieren gehen.", schlägt Louis vor, nachdem er seinen Freund begrüßt und sich von seiner Mutter verabschiedet hat.

Es fängt an zu schneien, als sie am zugefrorenen See ankommen. Louis reicht Harry das Nikolausgeschenk und fragt: „Möchtest du es öffnen?" Vorsichtig öffnet Harry das Papier und hält eine kleine dunkelblaue Box in der Hand. „Louis! Das war doch bestimmt viel zu teuer!", beschwert der Jüngere sich. „Nein, war es nicht." Natürlich wusste Louis, dass Harry das sagen wird, doch das wird er immer sagen, was den Wert von 25 Euro überschreitet, denn das ist der höchste Preis der Bücher, die Harry sich immer wünscht. „Öffne die Dose." Harry kommt der Aufforderung von des Älteren nach und schaut erschrocken auf.

„Harry, wir kennen uns seit fast 20 Jahren und ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich Mum erzählt habe, dass du mein bester Freund bist und wir gemeinsam alt werden. Irgendwann habe ich ihr erzählt, wie wichtig du mir bist, was du mit mir machst, wenn du in meiner Nähe bist und irgendwann zwischen meinen Worten über deine Art, dein Lachen, deine Augen und deine Grübchen, hat sie mir gesagt, dass ich mich wohl in dich verliebt habe. Das ist jetzt fast zehn Jahre her und geändert hat sich nichts. Am liebsten schaue ich in deine Augen, bringe dich so zum Lachen, dass man deine Grübchen sieht. Nach mittlerweile acht Jahren, die wir zusammen sind, werde ich mir von Tag zu Tag sicherer, dass ich meiner Mum schon vor 20 Jahren die Wahrheit gesagt habe und mit jedem Wort, das ich über dich verloren habe, habe ich sowohl ihr, als auch mir gezeigt, wie viel näher wir uns gekommen sind und wie sehr ich mir wünsche, mein gesamtes Leben mit dir zu verbringen. Wir sind vor 5 Jahren zusammen gezogen in dem Dorf, in dem wir groß geworden sind, obwohl wir uns immer geschworen haben, nach dem Abi sind wir weg. Wir sind an dem Ort geblieben, wo alles angefangen hat und jetzt stehen wir hier, wo wir vor acht Jahren schon einmal standen. Damals habe ich dir meine Gefühle gestanden und heute rede ich den gleichen Schwachsinn wie damals."

Harry lacht, zumindest versucht er es, denn eigentlich laufen Tränen über sein Gesicht. Natürlich hat er längst verstanden, worum es eigentlich geht.

„Hör auf zu Lachen, das ist ein ernstes Thema!" Louis lässt sich natürlich ablenken, doch schnell fängt er sich wieder.

„Harry, seit ungefähr zehn Jahren liebe ich dich, jeden Tag ein bisschen mehr. Würdest du mir die Ehre erweisen, dich meinen Mann nennen zu dürfen? Möchtest du mich, auch nach all dem Gestammel, heiraten und mit mir alt werden?"

„Ich wünschte, du hättest mich zuerst reden lassen. Natürlich möchte ich dich heiraten." Mit diesen Worten holt Harry ein kleines Päckchen aus seiner Jackentasche. „Ich glaube, es wird Zeit, an Seelenverwandtschaft zu glauben."

Mit Tränen in den Augen schüttelt Louis den Kopf. Schon wieder hatte er eine Möglichkeit verpasst, Harrys wunderschöner Stimme zu lauschen, die ihm vermutlich einen viel schöneren Antrag gemacht hätte.

So hatte ihre Beziehung angefangen, vor acht Jahren standen sie hier, im sanften Schneefall und Louis hatte Harry mit vielen nicht zusammenhängenden Worten seine Liebe gestanden. An diesem Wintertag hatte Harry gleiches geplant, so wie heute anscheinend.

„Ich habe sogar, wie damals, deine Mum um Erlaubnis gebeten.", gesteht Louis. „Und jetzt kommst du und erzählst mir, dass du das Gleiche geplant hattest?" „Und ich habe deine Mum gefragt und wie damals nimmst du mir die Chance, meinen Plan umzusetzen." Doch plötzlich lächelt Harry, beugt sich zu Louis hinab und küsst ihn vorsichtig, so, als würde er jeden Moment zerbrechen. „Ich liebe dich.", flüstern sie beide, als sie sich voneinander lösen.

„Wirst du den Ring tragen?", fragt Harry auf dem Weg zu Louis' Elternhaus? „Natürlich. Er ist schließlich von dir. Trägst du deinen?" „Ich trage immer Ringe, aber diesen werde ich nicht mehr ablegen.", lächelt der Größere. Als sie sich ihre Ringe anstecken, fällt ihnen auf, dass sie sogar die gleichen Ringe gewählt haben. „Warum sind wir so?", lacht Louis. „Vielleicht doch seelenverwandt?", schmunzelt Harry.

Larry Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt