11. Dezember

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AU - Vom Schlittenfahren, den Polarlichtern und dem Schneefall
Irgendwann mache ich daraus mal ein ganzes Buch, die Idee verfolgt mich schon viel zu lange.


Lächelnd springt Louis aus dem Bett. Es kommt selten vor, dass er freiwillig am Wochenende früh aufsteht, doch heute hat er eine besondere Aufgabe. Gegen Mittag muss er mit dem Schlitten seinen Freund am Bahnhof abholen. Hoffentlich freut Harry sich.

Vor drei Jahren, war Louis' Familie nach Skandinavien ausgewandert, mit den Pferden, die sie bereits in England besessen haben. Heute haben sie deutlich mehr Pferde, doch unter ihnen befindet sich immer noch der Schimmel von Louis und der Rappe von Harry, den sie damals mitnehmen sollten, damit er nicht alleine zurückbleibt.

Eigentlich hatte Louis geplant, doch seine Mum hat ihn überzeugt, den Schlitten zu nehmen, damit sie keine Probleme mit dem Gepäck bekommen. Was auch immer Harry alles dabeihaben sollte, dass sie es auf zwei Pferden nicht transportieren können.

Nach dem Frühstück macht Louis sich auf den Weg in den Stall, wo er zwei Kaltblüter für die Kutsche fertigmacht. Seinen und Harrys Isländer würde er normalerweise nehmen, doch es ist die erste Schlittenfahrt des Jahres, weshalb er lieber die Tiere wählt, die schon seit Jahren geübte Kutsch- und Schlittenpferde sind. Harry und er würden nachher sowieso noch ausreiten gehen, da muss er jetzt keinen Unfall riskieren. Pünktlich um halb 12 verlässt Louis das Grundstück und lenkt die Pferde sicher durch den Schnee. Gegen 13 Uhr wird er am Bahnhof ankommen, ebenso wie Harry und dann werden sie gegen 15 Uhr wieder zurück sein, wenn die Sonne gerade untergeht. Dann können sie vielleicht im Schein der Polarlichter ausreiten gehen.

Während der Fahrt malt Louis sich die nächsten Tage aus, schließlich ist Harry nicht ganz zwei Wochen da, bevor er wieder nach England fliegt, um dort mit seiner Familie Weihnachten zu feiern und dann seinem normalen Leben wieder nachzugehen. Wenn sie nur jeden Tag zusammen verbringen könnten, wenn Louis nur seinen Freund immer bei sich hätte. Vielleicht würde er dann auch wieder seinem eigentlichen Beruf nachgehen. Louis ist Autor, er schreibt Romane und Fantasybücher. Seine Fantasyserie hat er in der Zeit, die er bereits in Schweden ist, abgeschlossen und auch wenn er eine neue plant, möchte er eigentlich gerne wieder Romane schreiben, doch ohne Harry fehlt ihm die Inspiration. Und während er so darüber nachdenkt, fällt ihm etwas ein, eine neue Idee für einen Roman. Schnell notiert er sich seine Idee auf dem Handy, dann kann er sofort mit dem Schreiben beginnen, wenn Harry wieder weg ist.

Am Bahnhof angekommen erkennt Louis seinen Freund sofort, dieser verlässt gerade den Bahnsteig, was Louis zeigt, dass er genau pünktlich ist. Eine Seltenheit, aber es geht her schließlich um seinen Freund, den er schon viel zu lange nicht gesehen hat. Lächelnd springt er aus dem Schlitten und läuft Harry entgegen.

„Harry!", ruft Louis. Der Angesprochene sagt nichts, sondern stellt nur sein Gepäck auf dem Boden ab und wirft sich in den Arm seines Freundes. „Ich habe dich vermisst.", murmelt er, bevor er Louis kurz küsst. Als Louis den Kuss vertiefen möchte, räuspert sich jemand neben ihnen.

„Ihr habt demnächst genug Zeit euch aufzuessen, aber ich würde auch gerne meinen besten Freund begrüßen." Erschrocken dreht Louis sich zu der Stimme um. Neben ihnen stehen Liam und Niall, jeweils mit einem großen Koffer und einem vollgepackten Rucksack. „Was macht ihr denn hier?", überrascht umarmt Louis seine Freunde, die er mit Harry in England zurücklassen musste. „Jetzt weiß ich aber immerhin, warum ich die Kutsche nehmen sollte. Lasst uns alles auf die Kutsche laden und dann los, sonst sind wir zu lange im Dunkeln unterwegs, das wäre nicht gut. Ihr könnt mir unterwegs alles erklären." Schnell kommt Louis wieder zur Vernunft, nimmt Harry einen Koffer ab, so dass sie nun alle jeweils einen Koffer tragen, und belädt dann die Kutsche.

„Liam? Niall? Ihr könnt euch hier hinsetzen und euch zudecken, dann wird es nicht so kalt." Louis deutet auf die hintere Sitzbank und die Decken, die unter der Bank liegen. „Harry? Du sitzt neben mir und musst dir leider mit mir die Decke teilen." „Als wäre das ein Problem.", lacht Niall.

Sie haben den Stadtlärm, der eigentlich kein wirklicher Lärm ist, hinter sich gelassen und fahren nun durch den verschneiten Wald, weshalb der Kutschführer das Gespräch wiederaufnimmt. „Was macht ihr hier? Nicht das ich mich nicht freue, aber ihr hättet doch etwas sagen können." „Dann wäre es ja keine Überraschung mehr.", erklärt Niall. „Wir begleiten Harry, damit alles auf einmal hier ankommt.", versucht Liam etwas detaillierter zu erklären, weshalb sie unangekündigt hier aufgetaucht sind. „Was Liam damit sagen möchte, ich bleibe hier, bis Weihnachten und komme danach dann wieder mit einem weiteren Koffer, der bereits gepackt bei meinen Eltern steht. Eigentlich sollte es dein Geburtstagsgeschenk sein, aber da bin ich leider schon nicht mehr hier. Deshalb habe ich mit Jay gesprochen und geklärt, dass Liam und Niall mitkommen, bevor wir sie alleine in England lassen." „Du bleibst hier?" Etwas ungläubig schaut Louis Harry an. „Wenn du das möchtest, bleibe ich hier." „Das ist die beste Nachricht seit langem!" Freudig umarmt er seinen Freund, der jetzt wohl bei ihm am Polarkreis leben wird.

Am Abend hat Louis endgültig realisiert, was er am Nachmittag erfahren hat. Er kuschelt sich gerade neben Harry an die Feuerstelle, wo die Flammen die Marshmallows bräunen. Im Augenwinkel fällt ihm ein blaugrünes Licht auf, die ersten Polarlichter seit Harry hier ist. „Schau mal Harry.", flüstert er seinem Freund zu und deutet in den Himmel, wo die Lichter anfangen zu tanzen. „Ich liebe dich.", lautet die einfache leise Antwort.

Und als sie am nächsten Morgen im leichten Schneefall ausreiten, weiß Louis, dass es genau das ist, was er haben wollte und wovon sein nächster Roman handeln wird. Von Schneefall, den Polarlichtern und einer Schlittenfahrt durch den verschneiten Wald. Von der großen Liebe, die man nach Jahren endlich wiedersieht und von all den kleinen Momenten, die einem erst auffallen, wenn sie lange Zeit verschwunden waren. Wenn man es plötzlich wieder wertschätzt, neben jemandem über den Hof zu laufen, während kleine Flocken vom Himmel fallen.

Larry Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt