22. Dezember

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AU - Miss You


Du fehlst mir – liest Louis Harrys WhatsApp, bevor dieser sie nach nur wenigen Sekunden wieder löscht. Es ist gefühlt ewig her, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben. In Wirklichkeit sind es nur drei Wochen, aber Louis kann Harry verstehen, es ist schwer, sich so lange nicht zu sehen, wenn sie sich sonst einmal pro Woche sehen.

Er antwortet auf die gelöschte Nachricht mit Du fehlst mir auch und löscht seine Nachricht ebenfalls nach wenigen Sekunden, in denen er sich sicher ist, dass Harry sie gelesen hat.

Eigentlich sind sie nur gute Freunde, die sich selten sehen und das auch nur bei ihrem freiwilligen Job. Ansonsten schreiben sie sich jeden Tag, sprechen über alles Mögliche und wenn Louis ehrlich ist, ist Harry die wichtigste Person in seinem Leben. Viele ihrer Freunde, die sie gemeinsam kennen, fragen regelmäßig, ob sie nicht mehr sind, doch bisher streiten beide es ab.

HARRY STYLES liest Louis auf seinem Handydisplay. Sie haben noch nie außerhalb der Arbeit telefoniert, weshalb er den Anruf irritiert entgegennimmt,
„Harry? Ist alles in Ordnung?", fragt Louis besorgt, schließlich gibt es gerade keinen wirklichen Grund, dass Harry ihn anruft, außer, dass etwas auf der Arbeit passiert ist und sie zusätzlich dorthin müssen.
„Ja, mir geht es gut und den Tieren auch. Keine Sorge. Ich dachte nur, es würde uns gut tun, wenn wir reden würden."
Sie reden immer. Jeden Tag schicken sie sich Sprachnachrichten, die teilweise sehr tiefgründige Themen beinhalten. Bei der Arbeit reden sie über unbedeutende Dinge, damit niemand hört, was sie sich zu sagen haben. Es war damals eine stumme Abmachung, als sie gemerkt haben, dass ihre Persönlichkeiten (16-Persönlichkeiten-Test) die gleichen sind und ihr Umfeld anders ist.
„Da könntest du Recht haben, auch wenn ich deine Stimme jeden Tag über WhatsApp höre, habe ich gerade gemerkt, wie gut es tat, deine Stimme zu hören." Und es stimmt. Harry wusste wieder genau, was sie brauchen würden, dass sie die letzten Tage, bis sie sich wiedersehen, überstehen würden.
„Es ist merkwürdig. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich die Hoffnung, dass du die WhatsApp nicht siehst. Bei deiner Antwort war mich aber klar, dass du sie gelesen hast."
„Ich habe extra lange genug gewartet, dass du sie lesen kannst."
„Das habe ich mir fast gedacht." Louis kann hören, dass Harry lächelt und muss selbst lächeln.

Eine Zeit lang unterhalten Harry und Louis sich über belanglose Dinge, bis Louis plötzlich etwas auffällt.
„Wir haben schon 23 Uhr. Du hast um halb 9 angerufen. Wir telefonieren zweieinhalb Stunden, reden über völlig belangloses Zeug, was in unseren Sprachnachrichten keinen Platz hat, weil wir dort über tiefgründige Dinge reden. Wir hatten heute beide das Bedürfnis, über etwas vollkommen Sinnloses zu sprechen, weil wir schon seit knapp 3 Wochen nicht mehr arbeiten mussten und uns so lange nicht gesehen haben."
„Wenn du das so formulierst, klingt das merkwürdig.", wirft Harry ein.
„Du weißt aber, was ich meine. Und außerdem haben wir schon häufiger gesagt, dass wir merkwürdig sind."
„Das stimmt, aber was wolltest du jetzt mit deiner Aussage erreichen? Bestimmt nicht, dass wir erneut feststellen, dass wir merkwürdig sind."
„Ich weiß es nicht, mir kam es nur nennenswert vor.", gesteht Louis.
„Ich glaube, ich verstehe jetzt, warum die Anderen denken, wir wären zusammen. Manchmal verhalten wir uns wirklich, als wären wir seit Jahren zusammen und nicht erst seit zwei Jahren so wirklich befreundet." Harry spricht Louis' Gedanken aus.
„Auch das ist nicht das erste Mal, dass du meine Gedanken aussprichst..."
„Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, warum das so ist."
„Brauchen wir nicht. Wir agieren für die anderen zu ähnlich. Hast du uns mal beobachtet, wie wir laufen, arbeiten oder reden? Alles ist ein einziges Spiegeln und das ist eine Eigenschaft, die man sich angewöhnt, wenn man sich sehr lange kennt oder man sehr tiefgründig miteinander verbunden ist."
„Wir kennen uns lange.", versucht Harry zu argumentieren.
„Und du weißt selbst, dass wir erst seit knapp zwei Jahren so befreundet sind. Da machen die 13 Jahre Bekanntschaft davor auch keinen Unterschied."
„Du hast ja Recht.", Harry seufzt. „Es ist nur so schwer das zu akzeptieren."
„Was ist schwer zu akzeptieren? Dass die Anderen recht haben, womit sie Recht haben oder dass die Anderen es vor uns gemerkt haben?" Louis versucht vorsichtig zu fragen, aber er ist genauso aufgewühlt, wie sein Freund auf der anderen Seite des Telefons.
„Alles! Ich wollte es nie wahrhaben, weil ich Angst davor habe, was passiert, wenn wir uns das eingestehen." Harry ist vielleicht doch etwas aufgewühlter als Louis, doch der hat schon eine Idee.
„Harry? Vielleicht sollten wir persönlich darüber reden. Treffen wir uns in einer Stunde am Parkplatz am Wald? Wir können durch den Schnee am See entlang spazieren und einfach über alles reden."
„Okay. Bis gleich."

Nicht ganz eine Stunde später parkt Louis auf dem Parkplatz am Wald, er hatte Harry noch geschrieben, dass sie sich direkt am Parkplatz am See treffen, damit sie nicht die gefährliche Ausfahrt haben. Im Auto sitzend und Musik hörend wartet Louis auf Harry, der kurz darauf neben ihm parkt. Die Zeit Zuhause hatten sie beide genutzt, um sich ordentlich anzuziehen und mental auf dieses Gespräch vorzubereiten. Als sie aus den Autos steigen, greifen sie schnell nach ihren warmen Wintermänteln, denn bei dem leichten Schneefall und den gerade mal minus zwei Grad ist es definitiv zu kalt für einen Pulli.

Nach einer merkwürdigen Umarmung zur Begrüßung laufen sie los – Nebeneinander durch den Schnee in Richtung See. Sie sind alleine im Wald und noch bevor einer von ihnen das Schweigen bricht, greifen ihre Hände zueinander. Ob Louis oder Harry angefangen hat, kann keiner sagen, ihre Hände haben es einfach selbst entschieden.
„Das kann doch nicht sein, dass wir uns für so ein Gespräch treffen und unsere Körper ohne unser Einverständnis handeln." Harry hatte also bemerkt, dass das kein bewusstes Handeln von Louis gewesen ist.
„Eigentlich bestätigt es nur, dass wir keine wirkliche andere Wahl haben. Es muss wohl Schicksal sein. Eine Art Seelenverwandtschaft oder so."
„Und was machen wir, wenn es nicht funktioniert?" Harrys Angst, Louis zu verlieren, ist deutlich zu hören.
„Dorthin zurückkehren, wo wir vorher waren. Wir gehen jeden Schritt ganz langsam, erzählen erstmal niemanden davon und schauen, was sich entwickelt. Ich habe nicht wirklich Bedenken, dass etwas schiefläuft. Wir denken sowieso immer das Gleiche, sind immer vorsichtig und dadurch, dass die Anderen denken, dass wir seit Jahren zusammen sind, muss es ja eigentlich funktionieren. Sonst wären sie nie auf die Idee gekommen." Louis versucht Harry aufzumuntern, womit er relativ erfolgreich ist.

Als Louis seinen Freund kurz darauf in eine feste Umarmung zieht, ist endgültig alles gut. Auch Harry glaubt nun daran, dass sie gemeinsam alles schaffen können.

Larry Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt