Girls just wanna have fun

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Auf dem Weg nach unten konnte ich bereits lautes Gelächter hören, gefolgt von Dads Stimme, woraus ich schlussfolgerte, dass er meinen Freundinnen bereits die Tür geöffnet hat und wieder mal für beste Unterhaltung sorgte. Er war einfach ein Mensch, den man mögen musste. Endlich bei ihnen angekommen erblickte ich einen Haufen von Taschen und mittendrin meine drei Freundinnen sowie Dad. Dieser schüttelte bei der Menge an Sachen bloß den Kopf, ehe er sich wieder ins Wohnzimmer verabschiedete und uns viel Spaß wünschte.

„Habt ihr eure gesamten Zimmer leergeräumt, oder was soll das alles sein?", grinsend nahm ich so viele von den Taschen, wie ich tragen konnte und ging, mit meinen Freundinnen im Schlepptau, zurück nach oben.

„Mich brauchst du das nicht fragen. Das meiste Zeug davon gehört Mimi...", gespielt tadelnd blickte Jenny zu besagter Freundin, welche sich sofort anfing zu rechtfertigen, ehe wir uns alle lachend und kopfschüttelnd in meinem Zimmer breit machten.

Den Ablauf des Abends hätten wir vier im Schlaf aufsagen können, denn es lief immer nach genau dem gleichen Schema ab.
Programmpunkt Nr. 1: Einen unserer Lieblingsfilme starten, wobei die Wahl dieses Mal auf Dirty Dancing fiel.
Programmpunkt Nr. 2: Nebenbei unsere Nägel machen, uns gegenseitig schminken und frisieren.
Programmpunkt Nr. 3: Sich mit dem ein oder Gläschen einstimmen und dabei vor allem das Nachschenken nicht vergessen.
So abgelenkt wir den ganzen Film über auch waren, kaum dass sich der legendäre Abschlusstanz ankündigte, ließen wir alles stehen und liegen, um jede Sekunde der Szene voll und ganz aufzusaugen. ‚Mein Baby gehört zu mir.' Bei diesem Satz machte mein Herz jedes Mal aufs Neue einen Hüpfer und ganz gebannt stießen wir alle einen schwärmenden Seufzer aus. Was würde ich nur für einen Tanz mit Patrick Swayze geben?!

Der Film war zu Ende, somit wurde die ‚Girls only'-Playlist gestartet und bis zum Anschlag aufgedreht. Spätestens bei Girls just wanna have fun (ja ja, wir bedienten zu 100 % sämtliche Klischees) gab es kein Halten mehr und wir hüpften quer durch das ganze Zimmer, vom Bett aufs Sofa und zurück. Völlig außer Atem, wurden noch die finalen Pinselstriche verrichtet, die letzten Strähnen drapiert und ein paar Spritzer Parfum verteilt. Zufrieden schaute ich in den Spiegel und konnte den weiteren Abend kaum mehr erwarten.

Unser Taxi kam und gutgelaunt machten wir uns auf in Richtung Nachtleben, wo unsere Euphorie zunächst einen kleinen Dämpfer bekam: Die Schlange vor dem Club hatte gefühlt kein Ende. Ich wollte schon genervt aufstöhnen, als Mimi freudig verkündete den Türsteher zu kennen. Offenbar war es der Cousin, des Freundes ihres Schwagers? Ich verstand nur Bahnhof, aber mir sollte es egal sein. Solange wir dadurch schneller in den Club kamen, konnte ich nur sagen: Ein Hoch auf die Vetternwirtschaft.

Drinnen angekommen erwartete uns die nächste Herausforderung: Sich den Weg zur Bar frei zu bahnen. In der großen Traube an Menschen, die uns von den heißersehnten Drinks trennten, fanden sich immer wieder bekannte Gesichter von Freunden, die uns freudestrahlend begrüßten.

Nach einem Glas Champagner, zwei Mojitos und dem ein oder anderen Shot, war es dann endlich an der Zeit die Tanzfläche zu stürmen. Gut angeheitert schlängelten wir vier uns erneut durch die Menschenmasse hin zum Mittelpunkt des Geschehens und tanzten im nächsten Moment auch schon zu ‚DJ got us falling inlove again'. Wir schrien den Songtext mal mehr, mal weniger sicher mit – die Betonung liegt hierbei auf ‚schreien'. Singen konnte man das beim besten Willen nicht nennen. Die daraus resultierenden Blicke, die teilweise amüsiert, teilweise genervt waren, scherten uns dabei nicht. Stattdessen zogen wir unser Ding weiter durch: Probierten verrückte Dance-Moves aus, lagen uns sentimental in den Armen während ‚Wannabe' von den Spice Girls lief und drehten wilde Pirouetten, bzw. versuchten es. Gegen 4 Uhr fingen unsere Füße an schlapp zu machen und so traten wir erschöpft, aber beseelt den Heimweg an. Zuhause angekommen, schafften wir es gerade noch unsere Partyklamotten durch gemütliche Schlafanzüge zu tauschen, ehe wir vier ins Land der Träume glitten.

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Etwas unsanft wurde ich am nächsten Morgen – oder war es doch schon Mittag? - von einem ohrenbetäubenden Klingeln geweckt. 

„Wessen scheiß Handy ist das? Und kann diejenige es einfach aus dem Fenster schmeißen oder zumindest ausschalten?", knurrte Jenny genervt, während sie die Decke über ihren Kopf zog. 

Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass es mein Handy war, welches uns am Weiterschlafen hinderte. Ich hoffte für den Störenfried, dass er einen guten Grund hatte uns aus unserem komatösen Zustand zu reißen. Andernfalls könnte ich für nichts garantieren. Der Griff nach dem Handy kostete mich sämtliche Kraft. Daher war ‚Hm?'  das Einzige, was ich fertig brachte von mir zu geben. Als Reaktion ertönte Davids Lachen, welches für meinen Geschmack etwas zu laut war. Gequält hielt ich das Handy von mir weg. Der hatte vielleicht Nerven.

„Scheinbar hattet ihr vier gestern einen guten Abend." Es folgte wieder dieses ohrenbetäubende Lachen. Nur war mir so gar nicht zum Lachen zu Mute, während mein Kopf spürbar pulsierte und ich versuchte gegen die aufkommende Übelkeit anzukämpfen. 

„Mhm..." Mehr konnte ich zu dieser ‚Unterhaltung' gerade einfach nicht beitragen. 

„Da hat jemand wohl sehr tief ins Glas geschaut, du kleine Schnapsdrossel." Und schon wieder folgte Gelächter. So, das war für meinen Geschmack nun einmal zu viel, weshalb ich - ohne groß drüber nachzudenken - auflegte, das Handy mit meiner letzten Kraft ausschaltete und es Jenny gleichtat, indem ich mir die Decke über den Kopf zog. Ich hatte gerade beim besten Willen keine Lust und schon gar nicht die Kraft ein Gespräch zu führen, ganz besonders dann nicht, wenn die Person am anderen Ende der Leitung mich auslachte.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, als ich das nächste Mal wach wurde, diesmal jedoch nicht aufgrund irgendwelcher Geräusche, sondern wegen der stechenden Kopfschmerzen, welche mit jeder Sekunde unerträglicher wurden. Auch wenn ich mich lieber meinem komatösen Zustand weiter hingegeben hätte, das unaufhörliche Pochen meiner Schläfen, machte es mir unmöglich liegen zu bleiben. Unter Stöhnen und Krächzen quälte ich mich aus dem Bett, zog mir einen Hoodie über und machte mich auf den Weg in die Küche. Zu meinem Glück traf ich niemanden an, an ein Gespräch wäre nach wie vor nicht zu denken gewesen. Derzeit gab es nur ein Ziel: Irgendwie überleben. Mit vier Tassen Kaffee, einer Flasche Wasser und Schmerztabletten bewaffnet, kämpfte ich mich wieder nach oben. Mittlerweile waren meine drei Partymäuse ebenfalls wach, bzw. befanden sie sich in einem Zustand, der dem am nächsten kommen würde, da es ihnen mindestens genauso schlecht zu gehen schien, wie mir. Entsprechend dankbar waren sie beim Anblick meines Kater-Kits. Schweigend tranken wir vier unsere Tassen Kaffee und hingen unseren Gedanken hinterher. Ich liebte es, dass wir zusammen nicht nur Spaß haben, sondern auch gemeinsam schweigen konnten, ohne dass es unangenehm wurde. Während nebenbei ‚30 über Nacht' lief, nickten wir immer mal wieder ein. So ging das noch bis zum frühen Abend, ehe sich die Mädels nach Hause verabschiedeten. 

If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt