𝟎𝟒

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Roxy

„Ich hasse es Sport in der ersten Stunde zu haben.", meckerte Heather, während wir auf unsere Lehrerin warten.
Dieses Jahr hatten wir nicht so viel Glück mit unseren Stundenplan, denn beide Sportstunden waren früh am Morgen. Außerdem haben wir kaum Unterricht zusammen.
Das einzige Gute an der Sache war, dass Heather und ich zusammen Sport hatten.

„Ich auch." Ich lehnte meinen Kopf an die Wand der Turnhalle. Ich war so müde.
Gestern Abend fiel es mir schwer einzuschlafen und dafür gab es nur einen Grund.
Der Neue.
Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf und ich verfluchte mich selber, dass er so eine Wirkung auf mich hatte, obwohl ich ihn nicht kannte.

Nachdem die Lehrerin die Turnhalle aufschloss, schleppten Heather und ich uns zur Umkleidekabine.
Erschöpft kramte ich meine Sportsachen heraus, jedoch hielt ich inne.
Das waren definitiv nicht meine Sachen.
Dies erkannte ich an der kurzen Hose, denn sowas würde ich nicht anziehen.
Vor allem nicht in der Schule.
In der Schule bevorzugte ich eher Klamotten, die nicht so freizügig waren. Ich fühlte mich sowieso schon unwohl und die Kommentare der anderen möchte ich mir nicht anhören.
Naja, gestern war es ja ein Versehen, dass sie Jungs mich so gesehen haben.

„Scheiße.", murmeltet ich, woraufhin Heather auf mich aufmerksam wurde.
„Was ist los?" Schlecht gelaunt hielt ich ihr die Hose hin.
„Das ist Nats Hose. Ich hab vermutlich die falsche eingepackt, weil ich so im Stress war.", erklärte ich. „Komm, lass uns schwänzen."
Sofort packte ich die Hose zurück, aber Heather hielt mich auf. „Roxy, nein. Wir haben gesagt, dass wir uns dieses Jahr anstrengen! Ich weiß, dass du ein Problem damit hast, aber jetzt gerade kannst du nichts ändern. Außerdem bist du heiß! Zeig dich, Roxy."
Der letzte Satz erinnerte mich sofort an Oma.
Zeig dich, Roxy.
Auf eine unerklärliche Art wurde ich mutig. Ich wollte meinen ganzen Mitschülern zeigen, dass ich auch anders kann!

„Guck mal, ich hab hier ein T-Shirt. Vielleicht fühlst du dich dann wohler." Meine beste Freundin reichte es mir, weshalb ich ihr dankend zu lächelte.

„Heather, lass uns doch wieder gehen. Bitte!" Ich flehte sie förmlich an, da doch die Unsicherheiten wieder hoch kamen.
Mit klopfenden Herzen betraten wir die Halle und augenblicklich spürte ich die Blicke von ein paar Schülern.
„Du siehst super aus!", flüsterte Heather mir zu, was mich höchstwahrscheinlich aufmuntern sollte.
Ich war hier echt dankbar, jedoch hilft es mir absolut nicht. Sie sah aus wie ein Model.

„Hey, sieht so aus als hätten wir zusammen Sport.", unterbrach uns eine männliche Stimme. Justin.
„Ist doch super.", antwortete meine beste Freundin im Gegensatz zu mir, denn ich blieb stumm.
„Heather, sie ist noch nicht da. Wir können noch blau machen.", stammelte ich vor mich hin und spielte nervös an meinen Fingern.

„Warum wollt ihr schwänzen?", fragte Justin verwirrt. „Sport ist doch cool."
„Roxy fühlt sich unwohl, weil sie sich nicht gerne so kleidet."
Peinlich berührt versuchte ich den Augenkontakt zu vermeiden.
Justin ist zwar nett, aber ich kenn ihn erst seit einem Tag und mir fällt es schwer Menschen zu vertrauen.

„Roxy...", fing er an und legte eine Hand auf meine Schulter. „Mach dir keine Gedanken. Du siehst toll aus. Das habe ich mir schon gestern gedacht, als du dieses Oberteil anhattest."
Leicht verlegen lächelte ich ihn an.
Er war genauso groß wie ich, deshalb musste ich auch nicht mein Kopf so in den Nacken legen.
„Danke."

„Guten Morgen!", unterbrach uns Frau Baker. „Zu Beginn des Jahres werden wir ein neues Thema anfangen. Es wird das Bodenturnen sein."
Ihre gute Laune hörte man sofort raus, aber von meinen Mitschülern konnte ich das eher nicht behaupten, denn sofort vernahm man mehrere Grölen.
„Das ist so ein scheiß Thema!," beschwerte sich ein Junge, woraufhin ich mit den Augen rollte und ich mich zu meinem beiden Freunden drehte.

𝐄𝐧𝐝𝐥𝐞𝐬𝐬 𝐋𝐨𝐯𝐞 - 𝐑𝐨𝐱𝐲 & 𝐇𝐮𝐧𝐭𝐞𝐫 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt