20. Antworten und noch mehr Fragen | Miki/Keno

27 8 8
                                    

Nachdem wir endlich aus dem Schulgebäude waren und unsere verwaisten Fahrräder holten, schaffte ich es wieder freier zu atmen.

Diese Geschichte wurde echt immer abgefahrener...

„Hast du eine Vermutung, wer es sein könnte?", wisperte ich Keno zu, während wir dicht nebeneinander in die Pedale traten.

„Schwer zu sagen", erwiderte dieser unschlüssig. „Dafür kannte ich Patrick Endler nicht gut genug. Wie sich ja heute ja zweifellos herausgestellt hat, quasi überhaupt nicht. Alles, was wir wissen, ist, dass dieser mysteriöse Er in jedem Fall ein Mitglied des Hexenblutzirkels sein muss. Nach dieser Logik gehört jedes Mitglied dem Verdächtigenkreis an. Bis auf Kaja natürlich."

„Und seiner Schwester Gesche."

„Wieso sie nicht?", fragte Keno irritiert.

„Weil... es auf mich nicht so gewirkt hat, als hätte sie sich seinen Tod gewünscht. Und sie war doch in seinem Haus, um Nachforschungen anzustellen."

„Was sie dann allerdings abgefackelt hat", gab Keno zu bedenken. „Vielleicht, um Beweise zu vernichten?"

„Denkst du... wir sollten mal mit ihr reden?", schlug ich spontan vor. „Sie ist immerhin seine Schwester. Vielleicht hat er sich ihr ja anvertraut..."

„Ich weiß nicht. Gegen Gesche Endler ist Robins Mutter vermutlich noch richtig aufgeschlossen. Aber okay... einen Versuch ist es wohl wert."

Also korrigierten wir unseren Kurs und fuhren stattdessen in die nächste Ortschaft.

Da wir die genaue Adresse nicht kannten, mussten wir erst etwas herumfragen, bis wir schließlich vor einem Haus am Waldrand hielten und unsere Fahrräder aneinander ketteten.

„Sieht echt aus wie ein verdammtes Hexenhaus", bemerkte ich und der Junge neben mir schnaubte: „Ja? Woran genau machst du das fest?"

„Einfach an dem Gefühl, dass wir eventuell gleich sterben werden", grinste ich gewohnt optimistisch und stieg die wenigen Eingangsstufen hinauf. Es gab keine moderne Klingel. Stattdessen prangte auf Augenhöhe ein schwerer Messingklopfer, in Form eines Hirschgeweihs.

„Bereit?"

„Nein, aber mach trotzdem."

Ich umschloss den Messingring so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten und ließ ihn dreimal gegen die Tür donnern.

Keine Reaktion.

„Soll ich nochmal klopfen?"

„Nein, sollst du nicht", meckerte eine Stimme schräg hinter uns und wir wirbelten ertappt herum.

Gesche Endler kam die Straße entlang auf uns zu, einen geblümten Einkaufstrolli hinter sich herziehend.

„Was wollt ihr kleinen Rotzlöffel denn von mir? Ich will weder Kekse kaufen noch ein Zeitungsabonnent abschließen! Verschwindet!"

„Wir wollen mit Ihnen über ihren Bruder reden", erklärte Keno. „Bitte. Schenken Sie uns nur ein paar Minuten Ihrer Zeit."

„Ihr wollt mit mir über Patrick reden?", echote sie misstrauisch. „Dann sage ich euch dasselbe wie den unverschämten Zeitungsfritzen; verpisst euch von meinem Grundstück."

„Das werden wir sicher nicht", knurrte ich. „Nicht bevor wir unsere Antworten bekommen haben. Hören Sie, keine Ahnung was Sie und die anderen Mitglieder ihres Zirkels noch so treiben, aber diese Angelegenheit ist sehr ernst. Irgendjemand manipuliert den Geist ihres Bruders, um andere Menschen zu verletzen. Das kann Ihnen doch nicht wirklich egal sein!"

Nur in meinem Kopf - Eine GeistergeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt