Hoffnung

85 8 7
                                    

❞𝐀𝐔𝐆𝐔𝐒𝐓𝐅𝐈𝐒𝐂𝐇𝐄❝ a yoonminkook and vmin fanfiction

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

❞𝐀𝐔𝐆𝐔𝐒𝐓𝐅𝐈𝐒𝐂𝐇𝐄❝ a yoonminkook and vmin fanfiction

──

Suizid ist immer der letzte Ausweg. Es ist nichts, was du am Anfang deiner Probleme begehst. Es ist kein Hilfeschrei. Denn wenn du Suizid begehst, hast du akzeptiert, dass dir niemand helfen will.

Jimin hatte es akzeptiert. Er wollte nicht aus Selbstmitleid springen. Er wollte nicht springen, weil er Hilfe wollte. Park Jimin wollte springen, um zu sterben. Es war eine ganz einfache Tatsache, die trotzdem niemand aussprechen wollte. Denn dann hieß es immer, es war ein Hilferuf. Aber es war kein Hilferuf. Niemand springt, weil er Hilfe will. Sondern weil es keine Hilfe gibt. Weil Hoffnung schon lange nicht mehr existiert. Weil es niemanden gab, der einen verstand.

Verständnis war ein wirklich hässliches Wort. Ein Wort, das Jimin bis auf die Knochen verabscheute. Es bedeutete, dass jemand glaubte zu wissen, warum du so warst. Das dich angeblich jemand verstand. Aber niemand verstand Park Jimin. Niemand außer Min Yoongi und Jeon Jungkook hatte es je. Doch Yoongi und Jungkook waren tot. Und mit ihnen war auch das Verständnis für Jimin gestorben.

Wenn man einen Menschen verliert, dann kann man ihn nicht wieder ersetzen. Das wusste Jimin. Er wusste es doch! Sonst würde er doch nicht jeden beschissenen Tag um Jungkook und Yoongi trauern oder in Schuldgefühlen ertrinken. Jimin wusste es. Sonst hätte er nicht versucht zu springen.

Er wollte wirklich springen. Er wollte es. Und dennoch hielt ihn wieder jemand ab. Als würde das Schicksal ihn auslachen und nur darauf warten, ihn weiter leiden zu sehen. Dabei hatte er doch schon alles verloren, oder nicht? Yoongi und Jungkook waren tot. Es gab nichts mehr, was er hatte.

„Ich glaube, es ist keine gute Idee, zu springen." Es fühlte sich an, wie ein Déjà Vu. Als wäre er immer noch der Park Jimin, der von Yoongis warmen Finger auf das Gleis geführt wurde, um sich dann in Jeon Jungkooks Augen zu verlieren.

Er hatte Jungkooks Augen geliebt. Sie waren ehrlich und unschuldig. Auch, wenn Jungkook es schon lange nicht mehr war. Er hatte zu viel erlebt. Zu viel gesehen. Aber seine Augen blieben trotzdem das, was Jeon Jungkook eigentlich war: Verletzlich. Ein Kind. Jemand, den Jimin beschützen wollte. Weil er selbst nie ein Kind sein konnte. Jungkook auch nicht. Min Yoongi auch nicht. Doch sie versuchten dennoch, sich gegenseitig etwas zurückzugeben, was sie für verloren geglaubt hatten.

Gerade hatte Jimin das Gefühl, in Jungkooks Augen zu schauen, und für einen Moment verlor er die Kontrolle. Und er spürte etwas über seine Wange laufen, was er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Tränen. Jimin hatte seit dem siebten August nicht mehr geweint. Jetzt tat er es wieder.

„Verschwinde." Jimins Stimme schwankte und drohte, wie er selbst, zu kippen. Er hatte seinen Blick schon längst abgewandt, seine Augen fest auf einen Stein unter den Gleisen gerichtet. „Fight or Flight", flüsterte Yoongi in seinem Kopf. Fight or Flight. Kämpfen oder Rennen. Die Frage war nur, ob Park Jimin überhaupt fähig war, eines der beiden in die Tat umzusetzen. Er konnte nicht rennen. Konnte nicht fliehen. Aber es kam auch kein Wort über seine Lippen. Er hatte das Messer auf seiner Zunge heruntergeschluckt, mit dem Gedanken, es nie wieder zu benutzen.

Eine Weile lang war es still. Jimin hasste Stille. Denn umso stiller es war, umso lauter waren seine Gedanken. Und umso länger er dachte, umso giftiger wurden sie. Er ertrug sich selbst nicht. Und in der Stille ist man nun mal alleine. Man hat niemanden, der einen von den Gedanken ablenkt. Niemand, der einen da rausholt. Der Student hatte schon lange niemanden mehr. Es war seit einem halben Jahr still. Park Jimin war seit einem halben Jahr alleine.

„Wenn du springst, spring ich auch." Perplex war kein Audruck für das, was sich in dem Gesicht des Pinkhaarigen in diesem Moment abspielte. Er war verwirrt. Und dieser Satz hatte etwas in ihm erweckt, was mit Klauen und Zähnen aus ihm herausbrechen wollte: Schuld. Park Jimin fühlte sich schuldig, noch einen Menschen so weit getrieben zu haben.

„Sei nicht dumm. Geh einfach zurück nach Hause und kümmere dich nicht um die Probleme von Menschen, die du nicht kennst."

„Zu spät. Wenn du jetzt springst, werde ich mir Vorwürfe machen und auch springen." Jimin betrachtete den Blondhaarigen, der ihm gegenüberstand, mit einem so ungläubigen Blick, dass er tatsächlich kurzzeitig zu vergessen schien, wofür er eigentlich auf der Brücke war.

"Bist du irgendwie als Kind auf den Kopf gefallen? Du kennst mich nicht, also geh. Verpiss dich, was weiß ich." Jimin war irritiert. Und er fühlte immer noch Schuld seinen Rücken hinaufkriechen, Klauen und Zähne in sein Fleisch bohrend. Sie zerrissen seine Haut, hinterließen tiefe, blutende Wunden und am liebsten hätte Park Jimin geschrien. Doch seine Stimme war irgendwo in seiner Kehle stecken geblieben.

„Fight or Flight", flüsterte Min Yoongi in seinem Kopf. Doch diesmal konnte Jimin sich nicht rechtzeitig entscheiden. Er ging einen Schritt zurück. Nur um zu realisieren, dass hinter ihm kein fester Boden mehr war.

Entsetzen ist eine Emotion, bei der das Gehirn erst begreifen muss, was passiert. Wie bei dem Tod eines Menschen muss es die Situation erst vollständig realisieren, bis es handeln kann. Und wahrscheinlich wäre Jimin dadurch gestorben. Durch die Zeit, in der sein Gehirn das Entsetzen empfand. Aber das Schicksal liebte es nun mal, ihn leiden zu sehen.

Er hatte auf Wasser gewartet. Auf den Stein, der ihm den Kopf aufschlug. Der vielleicht schon Yoongis oder Jungkooks Kopf durchbohrt hatte. Aber er kam nie. Da war kein Stein. Kein Wasser um ihn herum. Nur Hände um seine Hüfte und Wärme unter ihm. Rasselnder Atem an seinem Ohr und die Unfähigkeit, einen einzelnen Muskel zu bewegen in seinem Körper.

„Ich hab dich. Es ist alles okay. Konzentriere dich auf meine Stimme." Seine Worte hüllten Jimin ein, während der Blondhaarige sanfte Kreisbewegungen an seiner Hüfte ausführte. Jimin lag auf ihm, das Gesicht in seinem Nacken vergraben. Er roch nach Meerwasser. Nach den schroffen Küsten und hohen Wellen, die er als Kind jedes Jahr besucht hatte.

„Wie heißt du?" Es war das Einzige, was Jimin herausbrachte. Seine Stimme versagte, blieb ihm in der Kehle stecken, und er schloss die Augen.

„Yoongi."

„Kim Taehyung."

──

© monozephyr; 2023

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

© monozephyr; 2023

❞𝐀𝐔𝐆𝐔𝐒𝐓𝐅𝐈𝐒𝐂𝐇𝐄❝ ━ 𝐁𝐀𝐍𝐆𝐓𝐀𝐍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt