Memories.

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Die Schachtel war klein und leicht. Ich zog den Arm unter der Matratze hervor und starrte auf die Verpackung jenes Wirkstoffes, welches mein Leben für immer verändern würde. Als ich die Schachtel öffnete, zögerte ich. Ich legte sie zur Seite, stand auf, ging mit schnellen Schritten zur Tür und verschloss sie zweimal. "Nur zur Sicherheit", dachte ich, und schmiss mich dann wieder in mein Himmelbett. Die matte Verpackung die am Bettrand lag, wurde nun ein zweites Mal von mir hochgehoben und gründlich betrachtet. Meine Blicke schweiften über die winzige Box. Als ich die Hand in die Schachtel gleiten lies und dabei auf die Aluminiumpalette, das Herzstück der Verpackung, stieß, verschnellerte sich mein Herzschlag. Langsam zog ich sie heraus und tastete sie ab. Durch mein hastiges Herumfummeln am Schutz der Tablette, wurde eine ausversehen herausgedrückt und fiel mir auf den Bauch. Ich legte die Palette zur Seite und nahm die kleine, schneeweiße Pille zwischen zwei Finger. Das Herz schlug mir fast bis zum Hals und ich fühlt wie sich der Schweiß, der sich die ganze Zeit am Nacken gebildet hatte, langsam am Rücken hinunterronn. Ohne lange nachzudenken steckte ich sie mir in den Mund und schluckte sie.

Ich konnte durch das geübte Tablettenschlucken, Kapseln schon ohne Wasser schlucken. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken nur so umher. Meine Lungen überarbeiteten sich fast und mir wurde schlecht. NOCH bereute ich meine Entscheidung nicht und machte mich auf alles bereit. Einen Abschiedsbrief hinterließ ich nicht, denn ich hatte niemanden mehr etwas zu sagen.

Die Pille hinterließ kaum einen Nachgeschmack und ich spürte wie sie langsam meine Speiseröhre hinunterflutschte und so in mein Kreislaufsystem gelangte. Ich schloss die Augen und döste von einem Paradies. Einem Paradies voller Wunder und Frieden. Es gab Menschen aller Art und jeder einzelne würde mich so akzeptieren wie ich bin. Meine Erwartungen setzten sich höher und höher und ein kleines Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit. Vor meinen Augen verschwand das Paradies plötzlich und es wurde schwarz, dann aber begann sich mein ganzes Leben wie ein Film vor mir abzuspielen. Ich sah meine Freunde, meine Verwandten, meine Mitschüler, meinen Vater, meine Mutter und meinen kleinen Bruder. Ich fühlte mich frei und erlebte innerhalb von wenigen, aber bedeutenden Sekunden mein bisheriges Leben nocheinmal und konnte darauf zurückblicken. Aufeinmal erschien ein weiteres Bild. Es war von allen Personen die mir nahe standen. Es war das schönste Gefühl meines Lebens. Als ob sich Frieden, Glück, Liebe und Freiheit um meine Seele legten und mich von einfach vor meiner Welt beschützten. Alle meine Freunde lachten und hatten Spaß. Ich war mittendrin und stand auf einem Glasboden. Darunter nochimmer mein Lebensfilm, auf den ich wie meine Vergangenheit zurückblickte und diese Befreiung genoss. Dann aber war es ruhig und alle sahen mich an und winkten mir zu, als ob sie sich von mir verabschieden wollten. Ein aller letztes Mal sah ich in die wundervollen blauen Augen meiner Mutter und zum letzen Mal das strahlende Grinsen von Vater. Ich hob die Hand und wollte auch zurückwinken doch mein Körper war wie gelähmt und aufeinmal wurde ich unruhig. Die wunderschönen Bilder, Erinnerungen und Gedanken verschwanden und aus meinem Kopf und plötzlich war dort nur gewaltige Leere. Dumpfe Geräusche wurden noch von meinem schwachen Hörvermögen wahrgenommen. Als hätte jemand einen Baum gefällt. Dies war das letzte Geräusch, welches ich zu Hören bekam.

Den darauffolgenden Schmerz konnte man nicht beschreiben. Keine Folter, keine Todesstrafe und kein Unfall kamen nahe genug an dieses "Gefühl", wenn man es noch so nennen konnte. Es war, als würden sich alle Organe gleichzeitig verkrampfen. Das schöne Gefühl das sich um meine Seele gelegt hatte war weg, denn nun warf jemand Steine dagegen. Als würden nun meine schlimmsten Momente alle aufeinmal auf mich einschlagen. Mein gesamter Körper zog sich zusammen - doch nur innerlich. Von Außen sah es aus als ob meine Hülle in inniger Ruhe schlief. Ich wollte Schreien. All meinen Schmerz, all meine Leiden von meiner Seele schreien, doch... ich konnte nicht. Ich flehte und bettelte. So hatte ich mir das Paradies nicht vorgestellt. Doch plötzlich, war alles ganz schlagartig wieder vorbei. Gott hatte mich erhört und mich von meinen Torturen befreit. Meine Reise ins Jenseits ging weiter.

Ich flog. Wohin wusste ich nicht. Mein Körper ließ sich treiben und gleiten. Meine Finger, Beine, Arme, Zehen - alles war entspannt und ruhig. Ein heller Schleier legte sich über mein Gesicht und den Körper und ich wurde ganz ruhig. Immer entspannter. Es war, als würde ich auf den Wolken liegen und träumen. "Das Paradies ist nicht mehr weit weg", redete ich mir ein. Immer weiter lies ich mich von dem Wunder, auf dem ich schwebte, treiben. Ich verlor mich in meinen Gedanken und spürte plötzlich einen kräftigen Druck am rechten Arm der meine Reise zum Paradies für immer gestört hatte.

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Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen hehe :3 Ich bin gern offen für neue Idee und Vorschläge 🙈
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