Am nächsten Tag wurde ich wie immer von meinem Wecker geweckt. Ich stand auf, wusch mich und zog mich an. Das Frühstück ließ ich kurzerhand aus. Bevor ich aus dem Haus spazierte, schaute ich in den Spiegel und zupfte an ein paar Haarsträhnen. Dann lächelte ich mich selber an, nahm meine Schlüssel und trudelte murmelnd aus der Tür.
Auf dem Weg zur Schule versuchte ich so gerade wie möglich zu gehen und so stolz wie möglich auszusehen. Heute war ich das selbstbewusste Mädchen. Niemand konnte mir etwas. Ich nahm mir Kopfhörer zur Hand und hörte fröhliche Musik. Ist das lange her - dachte ich - als ich merkte, dass ich den Text garnicht mehr mitsingen konnte.
Als ich in der Schule ankam und gut gelaunt die Treppen hochlief, hörte ich jemanden nach mir schreien. Ich drehte mich um und sah Chrissi, die eine Stufe unter mir war.
Früher sind wir oft zusammen in die Schule gegangen, doch dann fing sie mit dem Rauchen und Trinken an und lernte die falschen Leute kennen. Wir sind schon noch Freunde aber haben keinen Kontakt mehr. Leider. Sie war so ein liebes, hübsches Mädchen.Ich lächelte in ihr eingepudertes Gesicht und versuchte ihre meterlangen Augenringe, die sie warscheinlich von der gestrigen Party mitsich trug, zu ignorieren.
"Hallo Chrissi. Was gibt's?"
Sie schaute mich mit ihren großen, grünen Augen fragend an.
"Woher kennst du meinen Namen? Bist du nicht diejenige, die den Gedächtnisverlust hatte?"
Sie sagte das so laut das sich alle nach uns umdrehten.
Ou, shit. Stimmt, hatte ich völlig vergessen. Hastig ließ ich mir eine Ausrede einfallen.
"Ehm nein, aber ein paar aus deiner Klasse nannten dich gestern beim Namen und ich hab mir das gemerkt, haha"
"Achso ist das", sagte sie und lachte.
Ich mochte ihr Lachen. Es klang wirklich süß.
"Also was gibt's?", fragte ich nun gespannt.
Sie wurde ernster.
"Ich weiß du kannst dich nicht mehr an mich erinnern, aber früher waren wir gute Freunde und sind oft zusammen shoppen gegangen."
Ich versuchte ernst zu bleiben. Was redete sie da, und vorallem, auf was wollte sie hinaus?
"Ja?", ich schluckte.
"Und deine Schuhe, die du heute trägst", sie deutete auf meine schwarzen Sneaker, "für die hattest du kein Geld mehr und so hast du mich um Geld gefragt. Kurz gesagt - Du schuldest mir seit Monaten 120€."
Sie zwinkerte mir zu doch wurde gleich wieder ernst.
"Ich möchte es bis spätestens Freitag haben, ok?"
Die letzten Worte überhörte ich absichtlich. Was war mit Chrissi falsch?! Diese Sneaker haben maximal 40€ gekostet und meine damalige beste Freundinn hat sie mir geschenkt da sie ihr zu klein waren. Christine würde dieses Geld sicher nur versaufen.
Ich habe dieses Mädchen das vor mir stand und mich verspielt ansah, total falsch eingeschätzt. Diese smaragdgrünen Augen lügen wie gedruckt.
Wie kann man einen 'Unfall' nur so ausnutzen? Was ist mit der heutigen Gesellschaft passiert?Ich musste ihr das Geld geben, sonst würde auffliegen, dass ich mich doch noch an alles erinnern kann. Verdammt! Ich steckte in einer Zwickmühle.
"Halloo??, Erde an Bella?"
Chrissi's Stimme riss mich aus meinen Vorwürfen.
"Hast du gehört was ich gesagt habe?"
"Ja, hab ich."
"Gut, dann bis nacher und nicht vergessen!"
Sie grinste ein letztes Mal und begab sich dann in ihre Klasse.
Ich blieb am Treppenende stehen und sah ihr mit fragendem Blick nach. Was fällt ihr eigentlich ein?
Sie war so falsch.Plötzlich wurde ich von ein paar Jungs aus meiner Klasse, die gerade heraufkamen, angerempelt.
Konnten diese Leute nicht aufpassen, wo sie hinlatschten?Naja okay.. - ich stand auch nicht wirklich günstig.
"Mensch, pass doch auf, ey."
"Lass sie, in ein paar Minuten kann sie sich eh an nichts mehr erinnern."
Gelächter.
Eiskalt ignorierte ich diese blöden Bemerkungen und ging miesgelaunt und so garnicht selbstbewusst hinter ihnen in meine Klasse.
Den ganzen Tag über dachte ich an diesen Vorfall mit Chrissi und wie ich mich am Besten herausreden konnte.
Es plagte mich und ich hätte gerne jemanden mit dem ich darüber reden könnte.
Ach Jake, wärst du doch nur hier.Doch Jake war nicht hier. Jake war kilomerterweit entfernt und wusste nichts von meinen Problemen.
*Seufz*Gegessen hatte ich noch garnichts, nur ein bisschen Orangensaft aus dem Automaten an unserer Schule. Das machte mich stolz.
Abnehmen war doch ganz leicht, wenn man sich mit etwas anderen beschäftigt, dachte ich, als ich die Schule um halb 1 verließ.
Daheim angekommen war Mama noch arbeiten und so begab ich mich in mein Zimmer, schmiss mich aufs Bett und begann, nachzudenken. Nach ein paar Minuten wurde mir klar, dass ich heute auf keinen grünen Zweig mehr kommen würde.
Ich stand auf und nahm das Marmor Sparschwein, dass auf dem Regel gegenüber von meinem Bett stand. Ich habe es zum Geburstag von meinem kleinen Bruder bekommen.Der Behälter war staubig. Ich pustete ein paar Mal und streifte den Staub ab.
Dann öffnete ich die Gummiklappe an der Unterseite des Sparschweines und schüttelte den Geldfresser.
Ein 10€-Schein, ein paar 1&2€-Stücke und etliche Centstücke fielen mir entgegen."Toll," , seufzte ich und kramte das Geld zusammen, "das reicht nicht Mal für einen einzigen Schuh".
Ich stopfte das Geld zurück, schloss das Sparschwein und postete ein bisschen was auf meinem Tumblr Blog.
Für heute kann ich leider nichts mehr tun. Dabei wollte ich so selbstbewusst sein. Ich sperrte das Handy. Doch genau in diesem Moment, ertönte der Nachrichtenton meines Handys.
Schrecklich.
Ich hasste dieses Geräusch.Waren es wieder Sascha oda Léon die versuchten mich übers Handy fertigzumachen, oder war es Mama, die mich bitten würde die Wäsche rauszubringen.
Schweren Herzes ergriff ich das Smartphone, entsperrte es und begann meine Nachrichten zu öffnen.
Doch sie war nicht von Mama.
Sie war auch nicht von Michelle, Sascha, Timo oder Conrad.
Nein sie war von
Jake.
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Wuhuuu hiii :D
Hab wieder mal a new Chapter geschrieben. :3
Hoffe wie immer es gefällt euch und standartmäßig Wünsche, Vorschläge, Verbesserungen in die Kommentare :)btw 🙈 danke für über 200 Leute die meine Geschichte lesen ihr seit awesome \(._.)/
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Thoughtsfever
ChickLitEin Mädchen, wie alle anderen, welches ein schweres Geheimnis mit ihm herumträgt. Nach einem misslungenen Selbstmordversuch hat sie beschlossen ihr Leben noch einmal von neu zu beginnen und spielt einen Gedächtnisverlust vor, welches sich, als die s...