Baby, it's cold outside (Johnlock)

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Die Luft war eiskalt und der Wind blies so schneidend, dass es John Tränen in die Augen trieb.

Murrend steckte er die Hände in die Jackentaschen und starrte finster auf die alte Tür, durch die Sherlock vor fast einer halben Stunde verschwunden war.

Der Lack war schon an einigen Stellen abgeblättert, der Türknauf rostete und das Weiß glich eher einem dreckigen Grau. John schnaubte und sah sich genervt um. Eigentlich sollte er einfach gehen, Sherlock hatte ihn zwar gebeten hier draußen auf ihn zu warten, aber John reichte es langsam.

Wieso sollte er den bitte hier draußen in der Kälte stehen, während dieser aufgeblasene Kerl da drinnen im Warmen saß.

Zu allem Überfluss schob sich auch noch eine große graue Wolke vor die Sonne und die Strahlen, die wenigsten den Anschein von Wärme geweckt hatten, verschwanden.

Jetzt war es mit Johns Geduld endgültig vorbei. Er wollte sich gerade umdrehen, als sich endlich die Tür öffnete und Sherlock ins Freie trat.

Der Wind bauschte seinen Mantel auf und die Enden seines Schals flatterten wild umher. Hinter ihm stand eine junge, in einen schrecklichen mintgrünen Hosenanzug gekleidete, Frau, die sich schniefend von dem Detektiv verabschiedete. „Vielen Dank, Mister Holmes. Danke, dass sie mir zugehört haben." Er schenkte ihr ein halbherziges Lächeln, das sich, als er sich von ihr abwandte, zu einer genervten Grimasse verzog.

„Reinste Zeitverschwendung!", murmelte er, schlug seinen Mantelkragen nach oben und blickte geringschätzig zurück zu der Tür, die sich gerade schloss . „Ich habe nichts erfahren, was ich nicht schon gewusst habe. Eigentlich hätte ich nach fünf Minuten wieder gehen können." Er atmete tief ein und sah John mit einem komischen Grinsen an. War das etwa Schadenfreude? "Aber dieser Tee, John. Das war der beste Tee, den ich seit langem getrunken habe. Nichts gegen ihren Tee, aber er ist zuweilen doch etwas stark."

Er ging mit einem süffisanten Lächeln an John vorbei, der ihm mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Mordlust hinterher sah.

„Ist das ihr Ernst?!", platzte es aus ihm heraus.

Sherlock stoppte seine Ausführung über Johns mittelmäßigen Tee und drehte sich verwundert um.

„Ich stehe seit mehr als einer halben Stunde in dieser scheiß Kälte und sie trinken da drinnen Tee?" John hätte ihn am liebsten Angesprungen. „Was bilden Sie sich eigentlich ein? Ich habe besseres zu tun als mich hier draußen hinzustellen und auf Sie zu warten! Denken Sie etwa, es wäre lustig hier draußen in der Kälte zu frieren? Ich kann Ihnen versichern: Das ist es nicht! Sie arroganter, neunmalkluger, selbstgefälliger...." Seine Schimpftirade wurde von einem heftigen Niesen unterbrochen.

John wackelte mit seiner Nase und fischte leise fluchend eine Packung Taschentücher aus seiner Jackentasche.

„Na toll, wegen Ihnen werde ich auch noch krank!", murrte er während er sich die Nase putzte. Dieser dreimal verfluchte Detektiv. Was bildete der sich eigentlich ein?

Als er Sherlock einen missmutigen Blick zuwerfen wollte, stand dieser plötzlich vor ihm, entledigte sich langsam seines Schals und legte ihn John um den Hals. Dieser stand da und sah den Dunkelhaarigen überrascht an. John war verwirrt. Was war den jetzt los?

Seine Hand schloss und öffnete sich nervös, als Sherlock den Schal etwas zurecht zog und ihn leicht anlächelte. „Ich möchte ja nicht, dass mein Blogger sich ernsthaft erkältet!" Er sah ihn mit einem, John würde es, wenn es nicht um Sherlock ging, liebevollen Blick, an. Aber er redete hier schließlich von Sherlock Holmes. Konnte der überhaupt liebevoll schauen?

Wie durch Zufall berührte der Detektiv mit dem Finger Johns Wange, die sich augenblicklich dunkelrot färbte. Sherlock aber, zog seine Hand nicht weg, sondern strich nun leicht Johns Gesicht entlang. „Sie werden ja ganz rot?!" Sherlocks Stimme klang rau, John spürte, wie sein Magen anfing zu kribbeln und soweit es überhaupt noch möglich war, seine Gesichtsfarbe noch eine Nuance dunkler wurde.

Sein Herz raste so schnell, dass ihm davon fast übel würde.

Der Detektiv beugte sich leicht herunter und legte den Kopf ein wenig zu Seite. Er sah John tief in die Augen, der dem Blick nicht standhielt und verlegen zur Seite sah. „Sh ... Sherlock ....Was tun Sie ... da?", stotterte er, als Sherlocks Gesicht sich langsam seinem näherte. Erschrocken wollte er sich von ihm abwenden, doch Sherlock packte ihn an der Hand und zog ihn in eine Umarmung. Er stand wie erstarrt da, während Sherlock seine Arme um ihn schlang. „Ist Ihnen immer noch kalt John?", flüsterte er.

John, der nicht fähig war zu sprechen, schüttelte nur leicht den Kopf. Sie verharrte einen Moment lang so. In Johns Kopf tobte ein Sturm aus unbeschreiblichen Gefühlen und Gedanken.

„John?", hauchte Sherlock ihm ins Ohr. Sofort breitete sich eine Gänsehaut über seinem gesamten Körper aus. „Sie zittern immer noch. Vielleicht sollten wir nach Hause gehen." Der Detektiv wollte sich gerade von ihm lösen, da hielt ihn John zurück. Das zittern kam nicht durch die Kälte.

Er wusste selbst nicht was er da tat, nur dass er diesen Moment nicht schon verstreichen lassen wollte. Sherlocks Nähe tat so unglaublich gut.

„Bitte.." Seine Stimme klang heiser. „Bleib hier." Er vergrub seine Finger in dem Stoff des Mantels und lehnte seine Stirn gegen Sherlocks Brust. Er erwartete das Sherlock sich los reißen würde, doch stattdessen legte dieser zwei Finger an Johns Kinn und zwang ihn sanft dazu aufzublicken. Endlich fokussierten sich John Gedanken und zwar auf den Mann, der ihn mit seinen unergründlichen Augen ansah. Das Einzige was er wahrnahm, waren Sherlocks Atem auf seiner Haut, die Wärme und der Duft der von seinem Körper ausging. Er bemerkte die durch die Kälte entstandene Röte auf der sonst so blassen Haut und spürte die Berührung von Sherlocks Händen, die sanft auf seinen Wangen ruhten. Sherlock kam ihm immer näher. Er hätte jede einzelne Wimper zählen können. Aber das war jetzt unwichtig, das Einzige, was von Bedeutung war, waren Sherlocks Lippen, die sich sanft auf seine legten. Er schloss die Augen. Die Zeit schien stehen zu bleiben und das einzig Existente auf dieser Welt waren sie beide. Johns Beine fühlten sich wie Pudding an und er war froh, dass er sich an Sherlock festhalten konnte, sonst wäre er wahrscheinlich eingeknickt.

Als sie sich voneinander lösten, sah Sherlock ihn lächelnd an. „Lass und nach Hause gehen." Er nahm Johns Hand.
Während sie losgingen strich der Wind angenehm über Johns Gesicht. Die Wolkendecke öffnete sich und ließ vereinzelte Sonnenstrahlen durchblitzen. John musterte Sherlock heimlich von der Seite, der ebenso glücklich aussah wie er sich fühlte. Er verschränkte seine Finger mit Sherlocks und lächelte während die beiden sich auf den Heimweg machten.


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