Kapitel 12

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Mit einem Kloß im Hals schlucke ich den Alkohol hinunter. Damit ich nicht die ganze Zeit daran denken würde, muss ich noch mehr trinken. Einen nach dem anderen Kippe ich also hinab. Wie das wohl aussehen musste. ,,Hast du nicht langsam genug?" Fragt Richard. ,,Noch lange nicht." Antworte ich leicht wütend. Till sieht mich besorgt an. ,,Kleine ich glaube, du solltest es mal ruhiger angehen lassen."
Das das jemand zu mir sagen muss, ist echt heftig. Ich schiele auf mein Handy. Leicht verschwommen versuche ich die Uhrzeit zu erkennen. Halb eins. Nein warte, eins? Anscheinend hatte ich das Laut ausgesprochen, denn Till hilft mir: ,,Es ist halb zwei, Kleines." Auch sein Gesicht konnte ich nicht mehr ganz erkennen. ,,Warum bin ich betrunken aber du nicht?"
,,Weil du dir bestimmt schon 30 kurze in einer halben Stunde gegeben hast."
Ich höre die anderen tuscheln. Jedoch nicht die einzelnen Worte. Es wird nämlich immer schwieriger etwas zu verstehen. Trotzdem schenke ich allen von uns, mehr schlecht als recht, nach jedem leeren Glas, neu ein. Der Alkohol in mir zwingt mich Till abzufüllen. Ich wollte um jeden Preis wissen, was dann passiert. So sage ich bei jedem anstoßen: ,,Ich werde es bereuen." Nach einer Zeit, die ich nicht mehr einordnen kann, stehen wir alle auf und tanzen mit den fremden Menschen auf der Fläche. Ich kann nichtmal mehr richtig stehen, sodass Till mir schließlich vom Boden aufhelfen muss und auf den nähst liegenden Stuhl bringt. ,,Kleines, Soll ich dich nachause bringen?" Brüllt er gegen die Musik an. ,,Was..Was?" Stammel ich vor mich hin. Ich kann ihm nicht folgen.
,,So..i.h..dich...na..ha...b.i.g.n?" Es wird immer schlimmer. Mein Kopf dreht sich wie verrückt und mir wird schlecht. Ich ignoriere ihn und renne raus. Es ist mehr ein festhalten an der Wand und den Leuten als ein rennen. Aber ich schaffe es. Endlich an der frischen Luft. Der Wind pustet mir durch den Kopf. Es tut gut. Till folgt mir. ,,Komm, ich helfe dir."
Er hebt mich. ,,Du musst mehr trinken."
,,Kleines, Warum willst du die ganze Zeit, das ich so viel trinke?" Ich zucke unwissend die Schultern. ,,Ich will wissen was passiert."
,,Bist du deshalb so?"
,,Wie bin ich?" Werde ich wütender.
,,Sonst trinkst du nicht so viel und du bist den Abend nicht gut drauf gewesen."
,,Was habe ich gemacht?"
,,Wir reden morgen dadrüber. Komm, ich bringe dich nachhause. Du musst dich hinlegen."
,,Nein, ich will weiter feiern!" Er lässt mich nicht los. Er ist stärker, daher schaffe ich es auch nicht mich zu befreien. Ja, das und wegen dem Alkohol. ,,Es ist schon spät." Auch die anderen kommen nach und nach dazu. Ganz nüchtern sind sie wohl nicht mehr. Till lässt mich los, um den anderen zu helfen. Setzt mich vorher noch auf den Boden. Ich schaffe es aufzustehen und taumel während er nicht hinsieht vor ihm weg. Einfach eine Straße entlang. Wie lange ich laufe, kann ich nicht einschätzen. Aufeinmal wird alles schwarz vor meinen Augen.

Ich wache auf. Wo bin ich? Helles Licht blendet mich. Es braucht etwas, bis ich klarer denken kann. Ich sehe mich um. Ich liege in einem Graben. Ja, kein Spaß. Ich liege in meiner Kotze und voller Dreck am Rand irgendeiner Straße. Zum Glück ist mein Handy noch bei mir. 10 verpasste Anrufe von Till, Richard und Paul. Sie haben mir auch geschrieben. Wo ich sei und tausend Fragezeichen. Ich muss ein paar mal die Anruf App schließen und wieder öffnen, um dann doch den Mut aufzuweisen Till anzurufen. Es ist mir so unangenehm. Was ist gestern bloß passiert.
,,Kleines? Wo bist du? Alles in Ordnung?" Noch völlig fertig, spreche ich leise und langsam: ,,Ich weiß es nicht."
,,Schick mir deinen Standort. Ich komm dich holen." Aufregung in seiner Stimme. Ausversehen lege ich bei dem Versuch auf den Pfeil zu klicken auf. Ich schicke ihm meinen Standort und warte. Nach und nach fällt mir einiges vom gestrigen Abend wieder ein. Ogott, ich habe es wirklich übertrieben. Es wäre mir lieber, auf der Stelle im Boden zu versinken.
Nach einer Weile erspähe ich sein Auto. Ruckartig hält es ein paar Meter vor mir. ,,Geht es dir gut?" Er nimmt mich in den Arm. Voller Reue äußere ich mich nicht. ,,Ich habe mir solche Sorgen gemacht."
Ich mache keine Anstalten zu ihm zu sprechen. ,,Kleine, Sag etwas!"
,,Kannst du mich einfach zurück fahren?" Er merkt, daß es gerade nichts bringt mit mir zu reden und belässt es dabei. Ich steige ein, als er mir die Tür aufhält. Ich wollte mich an noch mehr erinnern aber es gelingt mir nicht.
Unverhofft wird mir mit der Zeit etwas wärmer. Ich fange an zu schwitzen und mein Hals verengt sich.
,,Halte bitte an!"
,,Warum? was ist los?"
,,Bitte, halte an!" Er stoppt sofort, ohne weitere nachfrage. Ich schaffe es gerade noch so die Tür aufzureißen und muss mich direkt übergeben. Till steigt aus dem Auto und hält mich. Danach richte ich mich auf und spüre Tränen in den Augen. ,,Es tut mir so leid." Till zieht mich an sich ran. ,,Schon gut, kleines."
,,Du weißt, ich bin gerade echt eklig?"
,,Das ist mir egal, süße. Es geht dir nicht gut und du brauchst jemanden." Sein Tshirt füllt sich, meinetwegen mit Nässe.
,,Ich habe alles zerstört. Es sollte gestern doch ein lustiger Abend werden." Flüster ich schwer atmend."
,,Die anderen waren auch hacke dicht. Sie wissen nicht viel von gestern. Also hast du Glück."
,,Und was ist mit dir? Wie viel weißt du noch?"
,,Ich weiß noch alles. Habe nicht viel getrunken."
,,Ogott." Ich wühle meinen Kopf vor Scham gegen seinen Körper. Ich merke wie er mich auslacht, deshalb schlage ich ihn leicht in die Rippen. ,,Lach mich nicht aus. Es ist schon unangenehm genug."
,,Schon gut, entschuldige. Aber wir sollten dich jetzt nachhause bringen. Du musst dich ausruhen.."
,,Und Duschen!" Sage ich hinterher. Wir lösen uns aus der Umarmung. Er hilft mir beim einsteigen. Die Fahrt über sitzen wir nur schweigend da. Dann fällt mir etwas auf. ,,Ich habe dir doch immer nachgeschenkt. Wie kommt es, daß du nicht so betrunken warst?"
,,Daran erinnerst du dich noch, ja?"
,,Ich wollte dich abfüllen."
,,Christoph hat mir meine kurzen abgenommen. Ich habe extra nicht viel getrunken, um auf dich aufzupassen. Irgendwie wusste ich, was passiert."
,,Du hast für mich nichts getrunken?" Er nickt. Ich bin überfordert. Plötzlich schrecke ich hoch: ,,Ohnein das habe ich dir auch gesagt, oder? Ich wollte dich abfüllen, obwohl ich doch weiß mit was für problemen du zu kämpfen hast. Ach du scheiße..Was ist nur in mich gefahren? Ich bin so eine schlechte Freundin." Ich werde immer panischer und verstecke mich hinter meinen Händen.
,,Hey hey beruhig dich, alles gut. Ich habe es dir ja auch nicht leicht gemacht."
,,Aber selbst wenn, was bin ich für eine Freundin? An sowas hätte ich nichtmal denken sollen!"
,,Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf. Es geht dir gut und das ist erstmal das wichtigste."
Ich seufze. ,,Danke, Till das du hier bist."
Er streichelt mir über den Arm. ,,Natürlich, kleine. Ich liebe dich." Ein Handy klingelt. Zunächst dachte ich es ist meins, aber Till geht ran und ich höre Richard.
,,Ja, ihr geht es soweit gut. Wir sitzen im Auto und sind gleich da.."
Meine Augen werden mit einem mal vom weinen ganz müde. Ich versuche sie aufzuhalten, doch ohne Erfolg. Das einzige was ich noch hervorbringe ist ein wispern: ,,Ich liebe dich auch.."

Frühling in ParisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt