Kapitel 11

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Als ich auf meinem Platz sitze, fällt mir erst auf wie viele schon hier sind. Es ist Wahnsinn! Ich konnte meinen Augen nicht trauen, so viele Köpfe gucken empor um meinen Freund und seine Freunde zu hören. Naja, als meine kann ich sie wohl auch schon bezeichnen. Neben mir sitzt noch keiner. Ob hier überhaupt noch jemand sitzen kann?
Da es noch ein bisschen Zeit ist, bis es anfängt, will ich mir noch etwas zu trinken holen, mit dem coolen Rammstein Becher natürlich. Ich bin verzückt, als ich ihn in der Hand halte. Während ich ihn betrachte und feststelle, wie kreativ er ist, laufen zwei Mädels an mir vorbei. Die eine sagt: ,,Richard ist so hot."
Die andere: ,,Jaa, und Till erst."
Ich werde hellhörig und laufe ihnen ein bisschen hinterher. Doch ich drehe kurzerhand wieder um. Es ist komisch darüber nachzudenken. Jemand bezeichnet ihn als Hot. Ja, das ist er aber es so von anderen zu hören, ist merkwürdig. Ich muss mich mit dem Gedanken sowieso abfinden, dass es aufjedenfall Frauen gibt, die Till auch so attraktiv finden und versuchen werden mit ihm zu schlafen. Ich war nur froh, dass die Presse das alles noch nicht mitbekommen hat. Sonst würden die Leute mich bestimmt anders ansehen.
Ich laufe zurück zu meinem Platz und höre immer wieder ihre Namen. Ob ich sie mir nur einbilde? Nein, schon wieder. Kurz davor bleibe ich stehen. Wieder eine Gruppe von Frauen: ,,Ich bin so happy Rammstein wiederzusehen." Zunächst freut es mich, das sich welche Karten für mehrere verschiedene Konzerte kaufen doch dann..:,,Ob ich es schaffe mich in den Backstage bereich zu schleichen?" Die anderen lachen: ,,Als wenn jemand von denen mit dir schlafen würde!"
Daraufhin wird die andere sauer: ,,Sollen wir wetten?"
,,Wenn du das echt durchziehst."
Weiter kann ich nicht mit anhören, denn Sie sehen zu mir. Ich schüttel den Kopf und laufe so schnell es geht durch die Menschenmenge. Mein Trinken überschwappt dabei zum Glück nicht. Was war mit denen denn los? Ich hoffte inständig, sie würde es nicht durchziehen. Sowas konnten die doch nicht einfach machen. Hatten die kein Schamgefühl? Irgendwas in mir konnte das nicht ab. Es ist klar, daß sowas passiert, bei einer so berühmten Band. Und deshalb hatte ich ein wenig Angst.
Fahrig stehe ich wieder an meinem Platz und nippe von der Cola.
Gott sei Dank fängt nun auch die Band an auf die Bühne zu laufen. Alle rasten aus. Ich beobachte das ganze Geschehen belustigend.
Das erste Lied, welches gespielt wurde, hieß glaube ich Wiener Blut. Ich kannte bisher nur ein Lied auswendig. Unzwar Ohne Dich. Auch nur, weil Till es mir immer wieder vorsingt. Und genau das spielten sie im Laufe des Konzerts auch..Für mich? Denn Till sah immer wieder zu mir und zeigte auch auf mich. Er weiß, daß ich nur dieses konnte. Ich sang natürlich mit. Es berührte mein Herz. Für das nächste Konzert nehme ich mir nun vor, mehr Lieder auswendig zu lernen. Ich kann die ganzen Fans schon verstehen, was sie an den Songs so mögen. Es macht doch mehr Spaß, wenn man mitsingen kann. Es wäre ja hoffentlich nicht mein letztes Konzert. Wie sie alle auf der Bühne herumspringen ist amüsant. Und auch das ganze Feuer hat etwas. Ich bin echt begeistert.
Spät Abends nach dem Lied Engel geht es langsam zu Ende. Till schwebt in der Luft mit Engelsflügeln. Es war wundervoll. Mir ist schon etwas Kalt, gehe aber erst hinter die Bühne, als auch der Applause aufhört. Voller Freude suche ich die Jungs. Ich erblicke sie. Mein Körper umschlingt Till von Hinten. Er lächelt und dreht sich zu mir, um mich zu küssen. ,,Wie hat es dir gefallen?" Fragt er danach, noch immer voll mit Adrenalin. ,,Es war mega. Ihr wart alle Toll."
Sie bedanken sich.
,,Kleines, du bist ja ganz Kalt."
,,Das macht nichts, Mir wurde ja etwas warm beim Feuer und ich wollte unbedingt noch zuende sehen."
Natürlich dauert es nicht lange und Till zieht sein eben erst übergezogenen Pulli wieder aus und reicht ihn mir. Ich sehe nur auf seinen Körper. Vorhin war er so weit weg und jetzt ist er so nah, vor meinen Augen. ,,Später, kleines." Ich schaue auf. Er lacht. Wo ich ihn überziehe umkommt mich die Wärme. Ich mag es, dass er mir zwei Nummern zu groß ist. Auch weil er meine kompletten Hände versteckt. ,,Frierst du denn jetzt garnicht?"
,,Mach dir keine Sorgen, ich hole mir beim umstylen eine Jacke."
Meine Hand drängt sich hervor, damit wir unsere Finger ineinander haken können. Und so stehen wir kurzerhand wieder im Raum. Wie auch schonmal, setze ich mich auf den Tisch. Wir reden die ganze Zeit nur über das Konzert.
,,Ich bin froh mitgekommen zu sein. Und ich will unbedingt auch auf die anderen mitkommen." Tills Augen leuchten.
,,Wir gehen aufjedenfall gleich noch auf die Afterparty, du auch Kim?" Fragt Paul.
,,Ja, gerne." Ich konnte es kaum abwarten. Ich hatte schon viel von Afterpartys gehört. Eigentlich bin ich nicht so eine große Partymaus aber das wollte ich einmal miterlebt haben.
,,Du musst nicht mitkommen. Sonst können wir auch ins Hotel gehen."
Wollte Till nicht, dass ich mitkomme?
,,Nein, ich habe echt Lust dadrauf."
Sein Gesicht wirkt etwas angsterfüllt. ,,Alles gut, Willst du nicht, das ich dort hingehe? Ihr seid doch auch da."
Richard, paul, till, christoph, olli und flake sehen sich gegenseitig an. Es scheint so, als ob sie irgendwas darüber wüssten.
Verzögert antwortet er. ,,Doch, natürlich will ich dich dabei haben. Ich weiß nur, daß du eigentlich nicht gern feierst und bei den ganzen Leuten, die dort sein werden."
Richard ergreift das Wort: ,,Keine wiederrede, du kommst mit. Das wird bestimmt lustig."
Ich stimme dem zu. Till ist unsicher, sagt dagegen jedoch nichts mehr. Das Thema wechselt.
Sie werden alle fertig geschminkt und neue Klamotten rausgesucht. Auch ich bekomme welche. Ein schönes schwarzes Kleid, mit hohen ebenfalls schwarzen Schuhen. Meine Haare sind hochgesteckt und leichtes Make-Up rundet das ganze Outfit ab. Ich kann beim Anblick in den Spiegel kaum glauben, daß ich diejenige bin, die gerade so aussieht. ,,Einfach nur wow." Schmeichelt mir Till.
Die Party ist in der Nähe, weshalb wir dorthin laufen. Ich neben Till. Wir sind weiter hinten, so ergreifen ich meine Chance, nochmal mit ihm alleine zu reden:

,,Ist es dir auch wirklich recht, wenn ich jetzt mitkomme?"
,,Ja, du bist bei mir. Natürlich will ich das."
,,Was ist es dann?"
,,Was meinst du?"
,,Es wirkte so, als ob du mich aus irgendeinem bestimmten Grund nicht dabei haben wolltest."
Ich sehe ihn an, er mich aber nicht.  
,,Bitte denk nicht, daß ich dich nicht bei mir haben will. Es ist nur. Ich will nicht, daß du mitbekommst wie es sonst auch immer abläuft, unter anderem wenn ich viel trinke."
Damit verunsichert er mich nur noch mehr. ,,Was passiert denn?"
Stumm läuft er weiter. ,,Kleines, was auch immer heute passiert. Versprich mir du gehst nicht."
Je näher wir kommen desto angespannter wird er. Ich löse meine Hand aus seiner. Er hält mich auf. ,,Kleines, ich will dir keine Angst machen. Es läuft heute Abend alles gut, okay? Aber versprich mir, du gehst nicht."
Merkte er die Ironie darin nicht?
,,Wo bleibt ihr?" Brüllt Richard. Ich antworte Till nicht und gehe im schnellen Gang auf die anderen zu. Ich konnte Tills tiefen Ausatmer hören. Mit gemischten Gefühlen betrete ich den Eingang. Es wird laut und wilde Lichter kommen mir entgegen. Die Musik dröhnt. Es sind auch hier viele Menschen, weshalb ich meine Wut und Trauer unterdrücke und mich an Tills Armen festhalte. Er hält meinen Rücken mit seiner linken Hand und führt uns zu einem höheren Platz. Auf der Couch niedergelassen, erreichen uns die ersten Getränke. Wir stoßen auf Rammstein an. Den Blick zu Till rübergeschwängt, reiht sich Panik in seinen augen. Mich überkommt ein ungutes Gefühl. Wovor hat er nur so sehr Angst? 

Frühling in ParisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt