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˗ ˏ ˋ 𝙎𝙘𝙝𝙣𝙚𝙚𝙨𝙩𝙪𝙧𝙢𝙚𝙭𝙥𝙧𝙚𝙨𝙨 ˎˊ ˗

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Bibbernd zog er seinen Mantel fester um seinen schlanken Körper, als er die Haustür hinter sich zu fallen ließ und sich vergewissert hatte, dass diese wirklich abgeschlossen war. Die Hände in den dicksten Handschuhen steckend, die er finden konnte, griff er nach seinem Koffer und lief auf das am Straßenrand wartende Taxi zu, welches ihn zum Bahnhof bringen sollte.

Über Nacht war der Regen zu einer dünnen Eisschicht angefroren, die die Gehwegplatten zu seinem Haus zum Glänzen brachten. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, bewegte er sich vorwärts und schloss das kleine Gartentor hinter sich.

Im Taxi war es mollig warm und trotz der kurzen Strecke im Freien könnte er schwören, dass ihm bereits die Nase abgefroren war. Er drückte sich dem wärmenden Sitz entgegen und lauschte dem Radiosprecher, der ein Interview mit irgendeinem Sportler führte.

Es entstand kein Gespräch zwischen ihm und dem Taxifahrer, aber es störte ihn nicht, da sein Hals eh seit ein paar Tagen kratzte und ihm die Lust zu reden dadurch verging. Außerdem schaute er lieber der Landschaft zu, die vom ländlichen immer mehr zum städtischen wurde. Die Bäume glitzerten in den Sonnenstrahlen, die sich noch durch die dichter werdende Wolkendecke stahlen und verliehen der gesamten friedlichen Atmosphäre an diesem kalten Wintervormittag einen magischen Anstrich.

Der Grünäugige hatte schon immer den Winter geliebt, vor allem auf dem Land, wenn die Landschaft so unberührt und friedlich da lag, bedeckt von einer dicken Schicht weißem, pulvrigen Schnee. Früher sind seine Schwester und er immer durch den Schnee getollt und haben den großen Garten ihres Elternhauses mit Schneeengeln verziert. Selbst ihr Hund hatte sich damals mit ihnen durch den Garten gerollt. Ein seliges Lächeln schlich sich bei den Erinnerungen auf seine Lippen und er konnte es kaum erwarten, seine Mutter und Schwester in ein paar Stunden endlich wiederzusehen und mit ihnen die Feiertage zu verbringen.

So sehr er sein kleines Häuschen auch liebte und stolz darauf war, es zu besitzen, war es zwischendurch doch ziemlich einsam. Trotz der ganzen lieben Nachbarn, bei denen er sich häufig im Wohnzimmer zum Kuchen essen wiederfand. Der 23-Jährige merkte immer häufiger, wie gerne er doch jemanden an seiner Seite hätte.

Wie so häufig in den letzten Wochen begannen graublaue Augen durch seinen Kopf zu geistern. Seit sich ihrer Blicke das erste Mal in der Uni gekreuzt hatten, wurde er die Gedanken an den fremden jungen Mann nicht mehr los. Die verstrubbelten braunen Haare und das freche Grinsen, das seine Lippen nie zu verlassen schien, tanzten selbst in seinen Träumen herum.

In seinen Augen lag immer ein vorwitziges Funkeln und dass er alles andere als auf den Mund gefallen war, hatte er bereits auch schon bemerkt.

Er wurde je aus seinen Gedanken gerissen, als das Taxi quietschend vor dem Bahnhof rollte. Schnell verscheuchte er den Mann, zu dem er nicht mal einen Namen hatte, aus seinem Kopf. Freundlich lächelnd bezahlte er den Taxifahrer, bevor er ausstieg, wieder zurück in die Kälte.

Seine Mütze drückte er fester auf seine eigenwilligen Locken und verdeckte sein Gesicht bis zu den Augen mit seinem dunkelgrünen Schal, den seine Nachbarin letztes Jahr zu Weihnachten für ihn gestrickt hatte. Sie hatte gemeint, er würde seinen Augen schmeicheln.

Schleunig, um nicht komplett an Ort und Stelle festzufrieren, marschierte er in den Hauptbahnhof und machte sich, begleitet von dem Rappeln der Kofferrollen auf dem Boden, auf die Suche nach dem richtigen Gleis.

Als er endlich fündig wurde, zog er sein Handy hervor und begann auf diesem herumzudaddeln, um die Zeit bis der Zug kam totzuschlagen. Es dauerte eine Weile, bis dieser in den Bahnhof einfuhr und einen Haufen Menschen ausspuckte, die vermutlich noch allerletzte Weihnachtseinkäufe auf dem Plan stehen hatten.

Larry OS Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt