Zeit

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Leonardo

Ich rieche den Duft von Desinfektionsmittel. Er beißt sich richtig in meine Nase, weshalb ich einfach durch meinen Mund atme. Mein Bruder ist nervös und meine Eltern sitzen einfach da und warten. Die Leibwächter haben alles im Auge und ich arbeite an meinem Handy. Heute wird Lio operiert und wir warten.

Seit heute Morgen ist wohl Dr. Brown im OP und bald ist Lio dran. Als die Schwester mit Lio wiederkommt sind all seine Voruntersuchungen abgeschlossen. Somit warten wir und Lio wirkt ein wenig nervös, auch wenn er es sich nicht anmerken lässt.

Während ich ein paar E-Mails beantworte, höre ich Stimmen von draußen, dann geht die Tür auf. "Bereit Lio?" fragt ein Pfleger und Lio nickt, damit darf er sich umziehen gehen und sich in ein anderes Bett legen.

Wir folgen den beiden und setzen uns vor den OP-Bereich, man erklärt meinem Bruder nochmals alles und dann drückt er Lio kurz bevor er im OP verschwindet. Kurz darauf sehen wir auch Dr. Brown, sie schenkt uns allen ein kurzes Lächeln und geht dann auch in den OP, "hatte wohl gerade eine Pause." höre ich meine Mutter sagen. "Bestimmt, wenn sie schon seit heute Morgen im OP ist. Man muss sich konzentrieren und mal zur Toilette oder was Essen oder Trinken, sonst kann das die Konzentration beeinträchtigen." Ich stimme ihr zu und arbeite weiter. Die OP soll nicht lange dauern, dennoch ist mein Bruder nervös.

Ich kann das nur gewissermaßen nachvollziehen. Da ich keine eigenen Kinder habe, bin ich nicht so betroffen, dennoch denke ich öfters an meinen Neffen. Er ist ein guter Junge, wenn auch manchmal ein wenig verzogen.

Die Zeit vergeht und ich blicke auf die Uhr am Ende vom Gang. Seit einer halben Stunde ist mein Neffe im OP. Ich arbeite weiter und warte einfach ab, bis die Tür zum OP aufgeht. Doch es ist nicht mein Neffe, somit wende ich den Blick ab und warte einfach.

Als ich erneut auf die Uhr blicke sind zwei Stunden vorbei. Somit ist bis jetzt noch alles in Ordnung. Laut Dr. Brown dauern OPs meist zweistunden. Erneut geht die Tür zum OP auf, doch es ist wieder nicht mein Neffe.

Mein Bruder wird nervös, "sie sagte doch zwei Stunden." Ich blicke meinen Bruder an, "bedenke bitte, dass er erst einschlafen muss. Das dauert ein paar Minuten." Erkläre ich und erinnere mich an eine OP, die ich mal hatte.

Ich lese mir Berichte durch und halte den Rest der Familie auf dem Laufenden. Mit dem nächsten Patienten, der aus dem OP rauskommt blicke ich erneut auf, wieder nicht mein Neffe.

"Willst du was trinken?" frage ich meinen Bruder und er nickt. Damit laufe ich zum Getränkeautomaten und gewöhne mich fast an diesen billigen Kaffee. Mit zwei Bechern laufe ich zurück und gebe meinem Bruder einen und setzte mich neben ihn. In Ruhe trinke ich den Kaffee und blicke mich um, hier sitzen einige und warten. Andere Eltern wirken teilweise noch nervöser als mein Bruder.

Erneut geht die Tür zum OP auf und mein Neffe kommt raus. Er hat Schläuche im Hals und ist noch nicht wach. Wir folgen dem Pfleger, der meinen Neffen zurück auf die Station bringt und ihn an Maschinen anschließt. Wir warten und ich lehne mich ein wenig zurück im Stuhl und warte einfach ab.

Ich bin fast eingeschlafen, da geht die Tür zum Zimmer auf, "Lio hat alles gut überstanden. Die nächsten Tage wird er einen rauen Hals haben und es kann sein das seine Stimme sich ein wenig komisch anhört, dass sollte sich aber nach wenigen Tagen wieder legen. Sollten irgendwelche Probleme auftreten sagen sie Bescheid. Es ist jetzt wichtig das er nicht spricht. Die nächsten zwei Tage wird er noch über die Schläuche mit Flüssigkeit versorgt und das Wundsekret wird ebenfalls darüber abfließen. Wenn alles gut heilt, werden wir ihm die Schläuche entnehmen und die wunden werden zugenäht, die Fäden lösen sich dann von selbst auf und Narben sollten da nicht zurückbleiben." Wir nicken Dr. Brown zu und damit verabschiedet sie sich und ich schlaf ein wenig.

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