3 | "Bitte hilf ihm!"

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Wie in Zeitlupe drehte ich meinen Kopf um dann nur sein dümmliches Grinsen anzustarren. Wieso? Das war gerade das einzige was sich mein Kopf dachte. „Gut, und wie geht es meinem Lieblingsarschloch?", entgegnete ich provokant wodurch sein Grinsen noch ein Stück größer wurde, was mich hingegen noch wütender machte. Und er wusste das! „Ach komm schon, ich weiß doch das du mich vermisst hast.", gab er von sich und deutete dem Barkeeper das er herkommen sollte. „Was machst du in Köln, mich suchen?", lachte er als er dem Barkeeper seine Bestellung mitgeteilt hatte. „Natürlich, du weißt doch dass ich verrückt nach dir bin.", rief ich sarkastisch aus und schmiss meine Arme in die Luft. Was bildete der sich eigentlich ein. „Nein, ehrlich wieso bist du hier?", plötzlich wurde er ernst und sah mir in die Augen. „Ich arbeite.", war das einzige dass ich erwiderte ich hatte keine Lust auf ein Gespräch mit ihm, und schon gar nicht über Köln. „Seit wann arbeitest du hier wieder, für länger?", fragte er und in seiner Stimme schwang etwas mit was ich nicht zuordnen konnte. „Ich bin seit gestern hier.", mehr sagte ich nicht sondern holte mein Handy raus um nachzusehen ob ich irgendwelche Nachrichten von Jonas bekommen hatte. „Und wie läuft's sonst so? Freund? Freundin?", fragte er und sein Grinsen war wieder zurück. Ich hatte es schon immer gemocht. Stopp nein! Bis hier und nicht weiter, ermahnte mich mein Gehirn. Über so etwas wie sein Lächeln durfte ich nicht nachdenken. Nicht mehr. „Freundin. Nachdem wir uns getrennt haben bin ich Lesbisch geworden, vermutlich weil ich keine Lust mehr auf Männer oder in deinem Fall Jungs hatte.", log ich und sah schnell wieder auf mein Handy. Jonas hatte mir nicht geschrieben und mich nicht angerufen. Wo zur Hölle steckte er? „Ach wirklich na dann Herzlichen Glückwunsch, vielleicht kommt ihr zwei Mal vorbei und dann könnten wie nen Dreier haben.", sagte er und mein Gesicht wurde blass. Nicht sein fucking ernst. „Oh Gott Julia bist du in den letzten zwei Jahren etwa prüde geworden.", lachte er und nahm noch einen Schluck von seinem Getränk, ich hatte keine Ahnung was es war. Ich wollte es nicht aber meine Augen inspizierten seinen langen Körper. Er war nicht mehr so schlaksig wie vor zwei Jahren, hatte etwas an Muskelmasse zugenommen, jedoch sah er immer noch nicht wirklich so aus als würde er genug zu essen bekommen. „Und wie sieht's bei dir aus?", fragte ich und hätte mich eine Sekunde darauf dafür schlagen können. Ich wollte gleichgültig herüber kommen. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen dass er mit dieser Frage nicht gerechnet hatte. „Ähm ne. Ab und zu mal, nichts Besonderes.", stotterte er auf einmal los, total unsicher darüber was er sagen sollte. „Ähm oke", war das einzige was ich heraus brachte bevor mich zwei Arme von hinten umarmten. „Hey, ich bin wieder da", trällerte er mir ins Ohr und gab mir dann einen Kuss, man konnte den Alkohol deutlich herausschmecken. Ich hatte auch viel zu viel getrunken. „Hej", brachte ich heraus. „Wo warst du denn so lange, ich habe dich vermisst.", log ich schon beinahe, aber ich wollte glücklich erscheinen. Gegenüber Felix zumindest. „Ah verstehe, Freundin.", sagte dieser und zwinkerte mir zu, bevor er aufstand und sich durch die Menge drängte bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Jonas nahm den Platz von Felix ein, wie schon so oft. „Wer war das?", fragte er und ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Ach nur ein alter Bekannter.", antwortete ich und machte mit meiner Hand eine Geste die zu verstehen geben sollte das es nicht wichtig war, jedoch ging Jonas nicht darauf ein: „Sah aber sehr vertraut aus." „Es ist nichts, wirklich.", gab ich schnell von mir, als ich mich in dem großen aber doch viel zu überfüllten Raum umsah, sah ich ihn, knutschend mit irgendeiner Brünetten, die etwas anhatte das aussah wie ein Bikini, in knall Pink. Vielleicht übertrieb ich ja ein bisschen, aber sie sah nicht so aus als wäre sie die Art von Mädchen die schüchtern waren, eher das genaue Gegenteil. „Ich geh mal auf Toilette", sagte ich zu Jonas und stand auf bevor er etwas dazu sagen konnte. Ich brauchte frische Luft, und ich wollte alleine sein. Mein Herz verkraftete das nicht, es ertrug es nicht, IHN mit jemandem anderen auf dem Schoß zu sehen während sie übereinander herfielen. Jemand anderen außer mir, schoss es mir durch den Kopf. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Tür nach draußen fand, setzte ich mich auf einen Tisch und starrte in den Himmel. „Schön nicht wahr?", kam es nur einen Meter von mir weg. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und erblickte niemand anderen als Izzi. Felix's bester Freund Izzi. „Ja, ist in Ordnung.", gab ich von mir und sah wieder in den Himmel. Er war wunderschön. Bald würde mein Geburtstag sein, ich fand es war eine Ironie des Schicksals das ich genau dann wieder hier zu arbeiten beginnen würde, wenn ich zwanzig wurde. Dann wenn die Sternschnuppen immer am stärksten zu sehen waren. An meinem Geburtstag. „Was verschlägt dich nach so einer langen Zeit wieder hier her?", fragte er mich. „Du kennst mich noch?", war das einzige was ich heraus brachte. „An Julia, das Mädchen das meinem besten Freund das Herz brach, weswegen er so wurde wie er jetzt ist?", kam von ihm und ich nickte, konnte nicht verhindern dass ich einen Blick nach innen warf wo er immer noch saß. Mit ihr. „Ja, ziemlich gut sogar.", antwortete er und sah mir tief in die Augen. „Bitte hilf ihm!", fügte er noch hinzu bevor er sich umdrehte und genauso wie Felix vorher in der Menschenmenge verschwand.

Geben wir uns ne 2. Chance | Dner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt