Kapitel 2 - Gelandet

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Ich brauchte einen Moment, um nach diesem merkwürdigen Ereignis wieder richtig zu mir zu kommen. In der Leere hatte ich meinen Körper kaum gespürt, doch nun tat mir alles weh.

Das erste, was ich außer der Schmerzen bemerkte, war laute Musik und weibliche Schreie. Wo war ich?

Stöhnend setzte ich mich auf, doch noch bevor ich mich umsehen konnte, wurde ich von kräftigen Armen gepackt und davongezerrt.

Ich versuchte mich loszureißen, als ich bemerkte, dass ich in einer Konzerthalle war, in dem kleinen Zwischenraum zwischen Bühne und der Absperrung vor den Fans. Die Männer, die mich davon trugen, waren Security Guards.

Ich hatte mir also doch den Kopf angeschlagen, als ich von der Bühne gefallen bin. Ich wartete, bis die Security Guards mich ins Backstage bringen würden, wo ich wahrscheinlich medizinische Hilfe bekommen würde, doch kurz vor der Tür zum Backstage drehten sie sich in die andere Richtung und schleppten mich aus der Konzerthalle heraus.

„Hey, was soll das?!", rief ich, wobei mir ein tiefer Schmerz durch die Rippen zog. „Mir geht's gut, ich brauche keinen Krankenwagen!"

Die Security ignorierte dies, öffnete die Türen nach draußen, und schmiss mich einfach dort auf den kalten Boden.

„Was soll das?!", rief ich erneut.
„Selber Schuld, wenn man über die Absperrung klettert", meinte einer der Security Guards, als ich mich zu ihm umdrehte. Komisch, ich erkannte ihre Gesichter gar nicht...

Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was der Mann gerade gesagt hatte.
„Was? Ich bin Eminem!", sagte ich empört. „Ich bin von der Bühne gefallen, das müsst ihr doch gesehen haben!"

Die Security lachte nur, ging wieder herein und schloss die Türen vor meiner Nase. Ich rappelte mich auf und versuchte, das gerade Geschehene zu verarbeiten.

Ich bin von der Bühne gefallen.. hatte mir dabei den Kopf angehauen und wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung... Die Security schien mich nicht erkannt zu haben und auch sie erschienen mir fremd.

Ich überlegte lang, was nun zutun war und kam zu dem Schluss, einfach zurück zu meinem Hotel zu fahren. Jemand hatte wohl aus Sicherheitsgründen mein Auto umgeparkt; es stand nicht dort, wo ich es hinterlassen hatte, sondern etwas weiter abseits.

Kurz suchte ich meinen Schlüssel in meinen Taschen, als mir auffiel, dass ich diese bei meinen restlichen Sachen Backstage gelassen hatte. Mist.

Konnte ich es riskieren, mich zurück in die Halle zu schleichen, um meinen Schlüssel zu holen? Das Konzert schien einfach weiter zu laufen, meine Musik spielte weiterhin und die Fans waren immer noch am schreien.

So unwichtig bin ich also. Sie wollen nur die Musik hören; es ist ihnen völlig egal, dass ich gar nicht mehr da bin und anscheinend wissen die Leute nicht mal mehr, wie ich aussehe.

Nun war ich wirklich wütend. Sie hatten kein Recht, mich so zu behandeln! Ich war immer noch der Künstler hinter den Liedern, die sie so zu lieben schienen.

Ich schlich mich also durch eine der Türen, da gerade keine Security zu sehen war. Kurz bevor ich zu den Türen der inneren Halle kam, hörte ich plötzlich Stimmen und Schritte um die Ecke des Ganges, in dem ich stand.

Panisch blickte ich umher. Wenn das die Security ist, dann werden sie mich diesmal nicht so liebevoll behandeln wie eben noch. Ich musste mich verstecken!

Die einzige Lösung die ich so kurzfristig fand, waren die Toiletten hinter mir. Ich verschwand gerade rechtzeitig, als die Stimmen vor den Toiletten stehenblieben. Hatten sie mich entdeckt?!

„Das hab ich ihr auch gesagt...", hörte ich von draußen. „Aber sie wollte einfach nicht hören. Denke so ist das halt wenn man mit 'nem Star verheiratet ist."

Es waren definitiv die Security Guards von vorhin. Worüber sie wohl reden?

Da ich eh erstmal nicht hier raus konnte, schritt ich leise zu den Spiegeln, um nach Verletzungen zu sehen.

„Naja, aber ich hab nicht unbedingt Lust, für sie den Laufburschen zu spielen", meinte der andere. „Dafür haben die doch extra Personal, oder nicht?"

Ich hatte keine offensichtlichen Wunden, Beulen, keine blauen Flecken oder sonstiges. Ich sah einfach genau so aus wie eh und je.

„Weiß nicht ob die auch für Kim zuständig sind... eigentlich ist das ja Marshall's Personal."

Ich schnellte herum. Kim? Hatte er gerade Kim gesagt?! Ich wusste gar nicht, dass sie hier ist... Ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen.

„Aber solange Marshall auf der Bühne ist, kann das Personal sich ja wohl um seine Frau kümmern! Wir sind jedenfalls nicht dafür zuständig."

Frau?! Ich war doch schon seit Jahren nicht mehr mit Kim verheiratet! Eigentlich wissen das alle meine Angestellten...

„Naja, ist ja auch egal. Solange wir nicht auch noch Babysitter spielen müssen." Die beiden lachten, ehe sie für eine weitere Runde durch die Gänge loszogen.

Ich war in Sicherheit. Sie hatten mich nicht entdeckt. Doch was war hier eigentlich los?! Für wen sollten sie Babysitter spielen?

Nach etwa einer Minute wagte ich einen Blick nach draußen, wo kein Mensch zu sehen war. Sollte ich versuchen, mich durch die Gänge ins Backstage zu schleichen? Noch bevor ich mich entscheiden könnte, hörte die Musik plötzlich auf.

„Danke Detroit!", rief eine Stimme in der Halle. Doch es war nicht nur irgendeine Stimme... es war meine.

Entsetzt lief ich auf die Türen zur Halle zu. Ich musste einfach wissen, was darin vor sich ging.
Vorsichtig schlich ich mich hinein und versuchte mich durch die Menschenmasse weiter nach vorne zu drängen.

Als ich endlich eine akzeptable Sicht hatte, fiel mein Kiefer so plötzlich, wie es noch nie zuvor passiert ist.

Sie hatten mich komplett ersetzt.

Vorne auf der Bühne stand ein junger Mann mit kurz rasierten, gebleichten Haaren, einer roten oversized Jogginghose mit passender Jacke und einem Gesicht, das mir unheimlich ähnlich sah.

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