Kapitel 3 - Verzweiflung

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Während die Fans schrien und jubelten, stand ich wie gelähmt da. Wie hatten sie so schnell einen exakten Doppelgänger von mir vor 20 Jahren gefunden?!

Und wieso war niemandem aufgefallen, dass der wahre Eminem von der Bühne gefallen war und von diesem halbherzigen Double ersetzt wurde?!

Da vorne stand er, verbeugte sich einige Male und lief dann hinter die Bühne, unter stetigem Toben und Jubelrufen der Fans.

Schockiert sah ich mich um. Nicht ein einziger Fan schien mich zu erkennen, oder den Fakt dass ich von der Bühne gefallen war und durch ein schlechtes Nachbild ersetzt wurde.

„Hey, wer war das gerade?", fragte ich einen jungen Mann neben mir.
„Was? Das war Eminem!", antwortete er verwirrt.

Ich starrte ihn an. Ich bin Eminem! Wieso erkannte er mich nicht?!

„Warum gehst du auf sein Konzert wenn du ihn nicht mal kennst?", fragte der Mann abwertend.
Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Langsam verlor ich hier meine Geduld..

„ICH bin Eminem!", rief ich. „ICH nicht ER!"
Der Mann sah mich bloß besorgt an, sagte „Okay" und tat so als müsse er etwas auf seinem Handy nachschauen.

Ich konnte es nicht fassen. Ich wurde von einem Typen mit einem Klapphandy abgewiesen! Wer hat denn heutzutage noch ein Klapphandy?!

Plötzlich fielen mir immer mehr Leute mit Klapphandys auf. Tatsächlich sah ich weit und breit kein einziges Smartphone...

Das muss es sein. Jetzt verstand ich. Diese „Fans" lebten innerlich alle noch im Jahr 2003 und sie wünschten sich die alte Zeit zurück, weshalb sie mich auch nicht erkannten.

Während die Halle sich langsam leerte, überlegte ich, wie ich am besten ins Backstage kommen konnte, ohne entdeckt zu werden.

Aufmerksam beobachtete ich die Tür, die dort hinführte. Die ganze Zeit über stand dort ein Security Guard, um die Tür zu beschützen.
Verdammt!

Es war ein anderer als die beiden von vorhin... sollte ich versuchen, ihm meine Situation zu erklären?

Während ich langsam auf ihn zu ging, erkannte ich langsam sein Gesicht. Es war Oliver! Mit ihm arbeitete ich schon seit etwa 20 Jahren zusammen und seit ein paar Jahren war er mein persönlicher Bodyguard, doch irgendwie sah er heute anders aus... jünger.

„Oliver!", rief ich ihn erfreut und er schien überrascht, dass ich seinen Namen kannte.
„Hi, sorry, ich darf dich nicht hier rein lassen", sagte er direkt, als könnte er meine Gedanken lesen.

„Wieso nicht?", fragte ich verzweifelt. „Meine Sachen sind doch noch da drin!"
Er verdrehte die Augen.
„Sowas funktioniert bei mir nicht, Kumpel. Das haben heute schon 100 Andere vor dir versucht."

„Was versucht?! Ich will doch einfach nur meine Sachen holen!", rief ich. „Wieso erkennt mich keiner?! Ich bin's doch, Marshall!"

Er lachte. „Dafür dass du dich als ihn ausgeben willst, siehst du nicht wirklich so aus wie er!"
Ich war am Ende. Vor lauter Verzweiflung suchte ich nach allen möglichen Strategien, ihn zu überzeugen.

„Dein Name ist Oliver Mark Becker und du bist am 24. Oktober 1970 geboren. Am 15. März 2002 habe ich dich eingestellt und seitdem arbeitest du bei mir als Security Guard!" Ich bemerkte erleichtert, dass ich seine Aufmerksamkeit hatte und fuhr fort. „Am 30. Mai 2015 habe ich dich als meinen persönlichen Bodyguard eingestellt und du warst sogar bei Hailie's Hochzeit dabei!"

Ich stoppte, da er mich plötzlich merkwürdig ansah. Hatte ich etwas falsches gesagt?
„Ich war schon beeindruckt, dass du so viel über mich weißt, aber du hattest wohl einfach nur Glück, die richtigen Daten zu treffen", sagte er mit einem Blick, den ich nicht richtig zuordnen konnte... Er glaubte mir also auch nicht.

Wie konnte das sein? Wieso glaubte mir nicht einmal mein Bodyguard, welchen ich jeden Tag sah, dass ich ich bin?!

Er wandte sich kurz weg, um etwas in sein Walkie-Talkie zu sprechen, ehe er mich wieder ansah und meinte: „Setz dich mal kurz hier hin."

Endlich! Ich weiß nicht, was es war, aber ich hatte ihn überzeugt! Ich gehorchte ihm sofort und setzte mich auf eine Bank neben ihm.

„Danke! Wirklich, vielen Dank, dass du das machst!", rief ich erleichtert und lächelte ihn an, doch er lächelte nicht zurück. War er immer noch misstrauisch?

Nach einer kurzen Zeit kamen plötzlich die beiden Security Guards von vorhin und seufzten genervt, als sie mich sahen.
„Du, schon wieder?!", rief der eine, ehe sie mich gemeinsam packten.

„Danke, Jungs", sagte Oliver und mir wurde etwas klar. Er erkannte mich immer noch nicht... er hatte die Security gerufen, um mich entfernen zu lassen.

Ich versuchte mit aller Kraft, mich zu wehren.
„Wartet! Nein, ich bin's wirklich! Ich schwöre ich bin Marshall!", rief ich verzweifelt. „Bitte, ich weiß nicht, was hier los ist, aber ihr müsst mir glauben!"

Sie hören nicht auf mich und beginnen, mich davon zu schleppen. Diesmal würde ich wohl eine schlimmere Strafe bekommen, als nur rausgeschmissen zu werden...

In einem letzten, verzweifelten Versuch, ihn zu überzeugen, rief ich: „Oliver! Am 14. November 2003, also genau vor 20 Jahren hast du mein Leben gerettet! Ich hatte eine Überdosis genommen und bin fast daran gestorben, hättest du mich nicht gefunden!"

Niemand hat jemals davon erfahren, das konnten nur er und ich wissen! Er musste mir einfach glauben...
Doch er zeigte keine Reaktion, ließ mich einfach davontragen, nach draußen und direkt in einen Polizeiwagen...

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