Kapitel 5 - 2003

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Ich schwieg. Ich wusste es! Plötzlich ergaben all die Dinge, die passiert waren, Sinn. Dass mich niemand erkannte, die Klapphandys, meine jüngere Version, von der ich dachte, sie wär ein schlechter Ersatz...

So weit war ich also schon in Selbstzweifel verloren.. ich betitelte auch das jüngere Ich in seinen besten Jahren einen Fake...

Das konnte nicht sein! So schlimm ging es mir doch gar nicht! Ich würde den echten Slim Shady immer erkennen, wenn ich ihn sah!

Aber wieso tat ich es nun nicht?

Misstrauisch musterte ich ihn und fragte: „Wieso bist du dir da eigentlich so sicher dass ich aus der Zukunft komme? Ich könnte doch einfach irgendein Verrückter sein."

Er seufzte und sah noch müder aus als vorher schon, ehe er sein Gesicht in seinen Händen verschwinden ließ. Kurz sagte er nichts, doch dann senkte er seine Hände und antwortete: „Ich bin gestern fast an einer Überdosis gestorben.. so wie du es prophezeit hast. Kurz nachdem du Oliver davon erzählt hast, ging er in meinen Umkleideraum, um mir alles zu erzählen, als er mich jedoch bewusstlos auf dem Boden fand..."

Ich antwortete nicht. Ich musste die Information erst einmal verarbeiten. Stimmte es, was er gesagt hatte?

Ich erinnerte mich noch genau an jenen Tag vor 20 Jahren; den Tag, den das jüngere Ich gestern erlebt hatte. Ich war im Krankenhaus aufgewacht. Oliver war bei mir gewesen und hatte mir erzählt, was passiert war. Doch an ein älteres Ich aus der Zukunft, welches mein Leben gerettet hatte, erinnerte ich mich nicht.

„Aber wie konnte das passieren? Wie bin ich in der Zeit gereist und vor allem wieso?!", fragte ich überfordert.

Mein jüngeres Ich zuckte bloß mit den Schultern.
„Du stimmst mir aber zu, dass die Theorie stimmen könnte?", fragte er und ich nickte.

Kurz schwiegen wir erneut, während er mich durchdringend ansah.
„Du weißt also alles über mich und meine Zukunft...", sagte er gedankenversunken.

„Anscheinend...", sagte ich. „Aber ich erinnere mich nicht an all das hier. Vielleicht haben wir damit eine neue Zeitlinie erschaffen?"

Ich fühlte mich etwas komisch, als ich das sagte. Vor jedem anderen Menschen wäre es mir wahrscheinlich peinlich gewesen, so etwas zu sagen, doch er war ich; er hatte wahrscheinlich den gleichen Gedanken.

So wie ich ihn kannte, war er immer noch der freche kleine Junge aus Detroit, der damals immer Comicbücher gelesen hat und Sci-Fi noch genau so sehr liebte wie immer.

Ich hatte diese Leidenschaften verloren, doch ein Teil von mir erinnerte sich noch an die ganzen Geschichten über Zeitreisen.

„Eine neue Zeitlinie?", fragte er und klang etwas traurig. Wieso war er traurig? Er wandte seinen Blick von mir ab und sah auf seine Hände, welche auf dem Tisch lagen und nervös herumspielten.

„Dann sind wir also vielleicht gar nicht mehr du..?", fragte er schließlich.

Diese Frage schoss wie ein Messer in mein Herz. Wieso war er so traurig darüber? War es nicht klar, wie unglücklich ich mit mir und meiner Zeitlinie war?

„Ich weiß es nicht...", antwortete ich. „Ich fühle mich noch ziemlich normal."

Endlich sah er mich wieder an. Ich sah etwas in seinen Augen, was ich bei mir selbst schon lange nicht mehr gesehen habe... war es Hoffnung?

„Ich weiß nicht was du von mir denkst, Kleiner, aber unsere Zukunft ist wahrscheinlich eher nicht so schön, wie du es dir vorstellst", seufzte ich.

Das war das erste Mal, dass ich es offen aussprach. Noch nie zuvor hatte ich jemandem mitgeteilt, wie ich mich seit Jahren fühlte...

Er sah mich erwartungsvoll an, als wollte er mehr wissen. Konnte ich es ihm sagen? Was, wenn er doch nicht wirklich ich war? Was, wenn er es allen weitererzählen würde, wie verloren sich der wahre Eminem fühlte?

„Was meinst du damit?", fragte er schließlich, sodass ich einer Antwort nicht entgehen konnte.
„Ich weiß nicht... ich bin einfach nicht mehr so... glücklich... wie früher...", sagte ich langsam, ohne ihn dabei anzusehen.

Es fiel mir schwer, nach all den Jahren endlich darüber zu reden, doch ich wollte nicht, dass er den gleichen Fehler machte, wie ich. Doch was war mein Fehler?

„Nicht mehr so glücklich wie früher?", lachte er sarkastisch. „Du hast wohl vergessen, wie unglücklich du früher warst."

Mein Blick schnellte wieder in sein Gesicht.
„Wie meinst du das?", fragte ich.

„Naja, ich bin auch nicht gerade der glücklichste Mensch... du weißt ja, das ganze Drama mit Kim...", antwortete er. Stimmt, wenigstens das hatte ich nicht mehr...

„Und die Drogen...", fügte er hinzu. Auch das war für mich kein Problem mehr. „Und die Unsicherheiten..."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 06, 2023 ⏰

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