Es war kalt im Gefängnis. Das grelle weiße Licht reflektierte von den Wänden, in denen keine Fenster eingelassen waren.
Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zudrücken können - die Gedanken kreisten in meinem Kopf und ich hatte Angst.
Die Polizisten, die mich gestern registriert hatten, hatten mir kein Wort geglaubt und dachten, ich sei irgendein Verrückter.
Wie konnte ich so tief fallen? Wie war es dazu gekommen, dass ich nun im Gefängnis war, nur weil ich von der Bühne gefallen war? War ich vielleicht wirklich nur ein Verrückter, der über die Absperrung geklettert war und sich dabei den Kopf angeschlagen hatte?
War ich wirklich Eminem?
Ich konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, doch nichts machte irgendeinen Sinn, jedenfalls nicht wirklich...
Ich hatte all diese Erinnerungen, diese Momente, die nur ich kennen konnte. Aber wer war ich wirklich? War all das bloß in meinem Kopf passiert?Ich ruminierte so vor mich hin, während ich mit schmerzendem Kopf auf einer Bank im Gefängnishof saß und den Tauben dabei zusah, wie sie im Gras nach Futter suchten.
Meine Gedanken wurden plötzlich unterbrochen, als eine Gefängniswärterin auf mich zu kam und mir sagte, dass ich einen Besucher hatte.
Ich sprang sofort auf und folgte ihr mit zittrigen Beinen. Wer konnte wohl mein Besucher sein, wenn ich nicht der wahre Marshall war?
Die Wärterin führte mich in den Besucherraum, welcher komplett leer war. Wo war mein Besucher?
Ich setzte mich an einen Tisch und die Wärterin versicherte mir, dass er gleich kommen würde. Aber wer war er?
Einige Minuten verstrichen während ich dort saß und ungeduldig mit meinen Beinen wippte. Das Ticken der Uhr hinter mir machte mich umso nervöser, sodass ich zusammenzuckte, als die Tür sich plötzlich öffnete.
Erst erkannte ich sein Gesicht nicht, da es hinter dem Rand der Kappe auf seinem gesenkten Kopf versteckte. Er trug schlichte, lose Kleidung, die für ihn einige Größen zu groß waren und er kratzte sich unangenehm berührt im Gesicht.
Als die Wärterin ihn zu mir an den Tisch gebracht hatte, setzte er sich mir gegenüber und erneut fiel mein Kiefer, als ich ihn sah.
Es war mein Doppelgänger.
Die Wärterin stand beschützend neben ihm, falls ich spontan den Drang dazu haben sollte, ihn anzugreifen, doch er dankte ihr und sagte, dass er allein mit mir sein wollte.
Die Wärterin zögerte kurz, doch dann nickte sie und verließ den Raum. Nun fühlte ich mich noch stärker beobachtet; wahrscheinlich saßen mehrere Wärter hinter dem verdunkelten Glas an der Wand.
Er hatte mich immer noch nicht angesehen, doch ich starrte ihm direkt ins Gesicht, als könnte ich direkt in seine Seele hereinschauen.
Er hatte starke Augenringe und sah ziemlich abgearbeitet aus, ganz anders als er gestern auf der Bühne noch gewirkt hatte.
Noch immer hatte er kein Wort zu mir gesagt und die erste Minute war bereits verstrichen.„Ich... wollte dir danken", sagte er schließlich und kratzte sich erneut im Gesicht.
Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte. Mir danken? Wofür? Dass er meinen Ersatz spielen durfte?!Da ich nicht antwortete, entstand kurz wieder eine Stille, ehe er erklärte: „Oliver hat mir alles gesagt... dass du mich sehen wolltest, dass du so viel über ihn wusstest und auch... naja, das mit der Überdosis...."
Zum Ende hin wurde er immer leiser. Noch immer starrte ich ihn an. Ich konnte es einfach nicht mehr zurückhalten - ich musste ihn fragen.
„Wer bist du?!"Endlich sah er mich an. Seine kühlen blauen Augen trafen meine. Auch aus solcher Nähe sah er mir erstaunlich ähnlich. Fast zu ähnlich...
„Ich bin mir zwar nicht zu 100% sicher, aber ich glaube, ich bin du", antwortete er schließlich.
Es traf mich wie ein Blitz. Langsam verstand ich, was hier vor sich ging, doch ich wollte es von ihm hören.
„Wie meinst du das?", fragte ich aufmerksam.
Er kratzte sich nervös am Hinterkopf.
„Ich glaube... Ich glaube du kommst aus der Zukunft", sagte er endlich. „Du bist Ich aus der Zukunft."
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LOVE YOURSELF
Fanfic20 Jahre nach dem Höhepunkt seiner Beliebtheit fühlt Marshall Mathers, besser bekannt als Eminem, sich vor lauter Erwartungen seiner Fans und seiner eigenen Selbstzweifel nur noch ausgebrannt. Er hat seine Leidenschaft, und somit auch sich selbst, v...