1 | Im Schein des Mondes

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Lorelei 《 ○

Ihr Lachen erinnerte mich an den schrillen Klang eines Weckers

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Ihr Lachen erinnerte mich an den schrillen Klang eines Weckers. Jedes Mal versuchte ich dem Drang zu widerstehen, mir einfach die Ohren zuzuhalten. Allerdings würde das alles nur noch schlimmer machen - meine ältere Schwester wusste es definitiv, mich fertigzumachen.

"Du glaubst echt noch daran, dass du deinen Seelenverwandten findest? Loli, du bist zwanzig Jahre alt, bist ein schwaches Omega, und kannst dich nicht einmal in deinen Wolf verwandeln. Du hast keinen Mate verdient." Erneut lachte sie spitz auf.

Die Worte meiner Schwester Suna schmerzten tief, schnitten ein wie ein scharfes Messer. Jeden Tag konnte ich mir irgendetwas anhören, was meiner Seele wehtat. Doch nichts zerrte so sehr an meinem Herzen, wie die Tatsache, dass meine innere Wölfin sich nicht wirklich zeigen wollte, und ich somit wahrscheinlich niemals meinen Gefährten finden würde. Falls die Mondgöttin denn überhaupt jemanden für mich bereithielt.

"Kümmere dich lieber um unser Abendessen, sonst wird Vater sauer", kicherte Suna, ehe sie aus der Hütte lief - vermutlich, um zu ihrem eigenen Mate zu rennen.

Sobald ich alleine war, schluchzte ich leise auf. Das, und das Zischen des Feuers im Kamin, waren die einzigen Geräusche in unserer Hütte.

Meine Gedanken überfluteten sich. An Abendessen war jetzt wirklich nicht zu denken. Alles was ich wollte, war einfach wegzulaufen, nie mehr hier zu erscheinen. Doch ohne mein Rudel war ich nichts.

Du bist eine Enttäuschung!

Du hast keinen Mate verdient.

Wann zeigt sich deine Wölfin endlich? Weiß eine Omega sich etwa nicht zu verwandeln?

Du bist nichts als eine Last.

Das Essen schmeckt versalzen! Nicht einmal kochen kannst du!

Na du kleines Wölfchen, wieso zeigst du dich nicht endlich?

Tränen schossen mir so unvermittelt in die Augen, dass ich kurzerhand beschloss, aus der Hütte zu stürmen. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, die Tür zu schließen. Meine Familie würde so oder so etwas an mir auszusetzen haben.

Mit schnellen Schritten eilte ich in den angrenzenden Wald hinein. Die Dunkelheit der Nacht war schon lange angebrochen, nur der Mond erhellte meinen Weg zwischen den Bäumen. Morgen wäre wieder Vollmond, ein weiterer, den ich alleine verbrachte. Ohne einen Gefährten. Für immer alleine.

Ich schluchzte erneut auf, wusste nicht, wieso ich heute so dermaßen sentimental war. Ansonsten war ich doch auch nicht so. Ich war viel stärker, als ein Außenstehender im Moment annehmen könnte.

Ich näherte mich der Grenze unseres Rudels. Dort wo unsere endete, begann das Revier der Schattenjäger. Selten begegnete ich einem von ihnen, doch bis dato waren sie stets netter zu mir gewesen, als mein eigenes Rudel - die Geklauten.

Irgendein Vorfahre meines Alphas hatte sich wohl einen kleinen Scherz erlaubt, und ein Wortspiel daraus gemacht. Denn ja, wir Werwölfe besaßen Klauen - die Geklauten eben. Nun ja, alle ... bis auf mich.

Mein Ziel war der lange Felsvorsprung, welcher weder zu dem meinen Revier gehörte, noch zu dem der Schattenjäger.

Mittlerweile liefen keine einsamen Tränen mehr über meine Wangen, sondern ich heulte so richtig. Es tat gut, meinen Gefühlen endlich einmal Ausdruck zu verleihen, und nicht immer nur stumm in mein Kissen im Zimmer zu weinen.

Meine Wölfin versteckte sich, wollte sich nicht zeigen. Das schmerzte genauso sehr, wie die Tatsache, dass ich niemals einen Mate bekommen würde. Nie jemanden an meiner Seite haben würde, der mich bedingungslos liebte, der mich beschützte, und für mich einstand. Meine Schwester hatte ziemlich sicher recht - ich würde alleine bleiben, weil ich es aus irgendeinem Grund nicht verdient hatte, glücklich zu sein.

Wimmernd erreichte ich den Felsvorsprung, der mir einen perfekten Ausblick auf die verschneite Umgebung bescherte. Zu meinen Füßen ging es steil bergab, vermutlich um die hundert Meter. Unter mir befand sich der rauschende Fluss, der mittlerweile von einer dicken Eisschicht umgeben war. Wenn ich mich sehr anstrengte, dann konnte ich den Fluss unter dem Eis rauschen hören, doch meist auch nur für einen Wimpernschlag. Ich war eben wirklich keine geborene Wölfin, obwohl ich genau das war.

Die Baumkronen glitzerten silbern im Schein des Mondes. Überall hatte sich der weiße Schleier bemerkbar gemacht, und die Welt mit sich überzogen. Im Augenblick schneite es nicht, doch die Luft war frostig, und jedem Menschen würde vermutlich kalt werden. Doch nicht mir. Obwohl meine innere Wölfin nicht aus mir raus wollte, besaß ich die gleiche Körperwärme wie jeder andere Werwolf auch.

Nicht unweit von mir ächzte ein Baum unter der Schwere des Schnees. Nicht selten drohten Äste aufgrund des dichten Schnees abzufallen. Ich bildete mir ein, zwischen den Geräuschen der Natur noch etwas anderes vernommen zu haben - Stimmen vielleicht -, konnte mich aber auch täuschen.

Mit tränenverschleierter Sicht starrte ich in die Ferne. Irgendwann hob ich meinen Blick und guckte dem Mond grimmig entgegen.

Was hatte ich jemals verbrochen, um so ein Leben führen zu müssen? Ich wusste, dass nicht alle Familien, ebensowenig wie alle Wolfsrudel, so gemein waren, wie die Geklauten. Keine Ahnung, was ich ihnen angetan hatte, vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich den niedrigsten Rang im Rudel besaß. Oder an der Sache mit meiner Mutter. Doch ... durften sie mich deshalb so behandeln?

 durften sie mich deshalb so behandeln?

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Winterliebe | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt