Türchen 4

21 5 2
                                    


„Hallo Omi!", begrüße ich meine Oma mit einer Umarmung, welche sie sofort erwidert. Lächelnd atme ich ihren Duft ein und lasse sie los.

„Möchtest du Plätzchen?", fragt sie mich und als ich mit: „Gerne, kann ich dir irgendwie helfen?", antworte, schüttelt sie nur grinsend den Kopf und geht schnell in die Küche, um die Plätzchen zu holen.

Währenddessen mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer, welches schon sehr weihnachtlich dekoriert ist. An den Fenstern hängen rote Gardinen und unter dem Adventskranz ist eine weiße Tischdecke mit Rentieren. Überall stehen kleine Figuren von Elfen herum und der Geruch von Vanille und Zimt liegt in der Luft. In dem Regal steht der Adventskalender, welchen ich dieses Jahr für sie gemacht habe.

„Hier, ich habe auch noch etwas warmen Apfelsaft für dich gemacht!", meint Omi, während sie das Tablett mit ihren berühmten Plätzchen auf den Tisch stellt.

„Danke Omi, das hättest du doch nicht machen müssen!", bedanke ich mich und nehme die Tasse in die Hand. Während ich einen Schluck nehme, fällt mir der warme Geschmack von Zimt auf, welcher den Apfelsaft noch besser macht.

„Probier mal die Plätzchen-das ist ein Rezept, was ich erst neulich wiedergefunden habe!", rät sie mir und ich greife nach einem von denen, die ich gar nicht bemerkt habe. Das Plätzchen ist einfach rund und es sieht so aus, als wären Nüsse drinnen. Nach einem Biss stelle ich fest, dass dieser Keks wie eine Mischung aus Kuchen und Vanillekipferl schmeckt.

Sowas schafft auch nur Omi, denke ich, während ich genüsslich den Rest des Kekses esse. „Omi, die sind richtig gut!", fange ich an und spreche als ich das Fotobuch auf dem Tisch sehe: „Hast du dir eben alte Fotos angeschaut?" Sie nickt lächelnd und greift danach

Auf dem Cover ist ein altes Foto von ihr und mir abgebildet, als ich vielleicht drei Jahre alt war. Wir lächeln beide in die Kamera.Sie hat eine Brille mit einer großen Nase daran auf, und ich trage ein altes Kleid, welches mir viel zu groß gewesen ist.

„Willst du es dir ansehen?", fragt sie mich und ich nicke ihr grinsend zu, was sie als ja deutet. So schlägt sie die erste Seite auf und ich sehe lauter Faschingsfotos von uns, sie geb-schwarz gestreift angezogen mit Blumenhut auf dem Kopf und ich mit pinken Haaren und Feenflügeln auf dem Rücken. Unten steht. „Fasching mit Lily, sie als Fee und ich als Biene". Auf der nächsten Seite sind wir beim Malen abgebildet, sie hält meine Hand und führt den Pinsel, während ich anscheinend mit ihr rede. Darunter steht: „Malen mit Lily, ein Häuschen nach dem anderen."

So schauen wir uns Seite für Seite an und irgendwann lege ich meinen Kopf auf ihre Schulter.

„Komm, es ist spät, wollen wir Abendbrot machen?", fragt mich Omi irgendwann und ich bejahe ihre Frage, woraufhin wir beide aufstehen und anfangen, das Brot zu toasten, den Tee ziehen zu lassen und das Gemüse schnippeln. Das Essen mit Omi hat immer etwas, was das Essen zuhause nicht hat. Denn selbst das gekaufte Brot schmeckt bei Omi deutlich besser!

Nach dem Essen beziehe ich mein Bett und gehe nach unten. „Gute Nacht Omi, schlaf gut!", sage ich und nehme sie wieder in den Arm.

„Träum was Schönes!", antwortet sie mir und ich gehe nach oben, krieche unter die Decke und stelle fest, dass es Omis besonders dicke und kuschelige ist. Nachdem es gemütlich ist, schalte ich das Licht aus und nehme meinen Stoffhasen in den Arm.

Nach einem Rückblick auf den Tag muss ich feststellen, wie lieb ich Omi doch habe!

Never without youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt