Mit nach unten gerichtetem Blick gehe ich die Straße entlang. Einige Stolpersteine säumen meinen Weg. Früher habe ich mit Mama immer gelesen, was draufstand. Ich lächle etwas bei dem Gedanken.
Ein eisiger Wind weht und ich ziehe meine Jacke noch fester, während meine schwarzen Haare mir ins Gesicht fallen.
Nun bin ich am Zielort angekommen, ein paar Schritte weiter noch und ich werde ihr alles erzählen können; werde nicht mehr geheimhalten müssen, wie sehr ich sie vermisse.
Vorsichtig öffne ich das quietschende Gartentor und schließe es anschließend wieder hinter mir. Leise laufe ich die kleinen Wege entlang, beobachte Familien, wie sie kleine Blumensträuße ablegen oder Blumen einpflanzen.
Nun stehe ich vor ihrem Grab. Ich setzte mich in den Schneidersitz und lege einen Blumenstrauß auf es. „Hallo Mama", flüstere ich und fahre mit meinem Finger über die Erde. „Du verpasst hier was!", fahre ich fort und ergänze: „Die Stadt leuchtet wunderschön, genauso, wie du es geliebt hast!"
Mein Blick schweift in den Himmel, dort, wo sie vielleicht gerade sitzt, mir zuschaut und ebenso wie ich an die alten Weihnachtsmärkte denkt.
Daran, wie sie mir immer begeistert alle Lichter gezeigt hat.
Daran, wie sie uns immer Schmalzkuchen geholt hat, welche wir genüsslich zusammen gegessen haben.
Daran, wie schön die Stimmung immer war.
„Ich vermisse dich! Warum hast du uns verlassen müssen?", frage ich, den Blick auf das Grab gerichtet.
„Was würdest du jetzt wohl sagen, Mama? Wahrscheinlich hättest du einen aufmunternden Spruch parat! Oder eine Umarmung!", sage ich und fahre mir durch die Haare.
Wie gerne hätte ich eine Umarmung von ihr. Ihre Umarmungen, die einen allen Schmerz vergessen lassen haben.
„Ich habe dich lieb, Mama. Bis morgen, vielleicht kommt Papa ja mit!", sage ich und wische mir eine feuchte Träne von der Wange, während ich mich erhebe.
Langsam mache ich mich auf den Weg zum Tor, traurig, heute nur so kurz bei ihr gewesen sein zu können.
„Bis morgen, Mama!", murmle ich noch einmal, schließe das Tor hinter mir und trete wieder auf die Straße, wo mir der Wind erneut ins Gesicht pustet und die schwere Stimmung wie aufgelöst scheint.
Ich atme durch. Wie gern hätte ich Mama wieder. Aber eins weiß ich: Liebe hält auch nach dem Tod noch an.
Ich werde Mama immer immer liebhaben!

DU LIEST GERADE
Never without you
RomantikEin Adventskalender um die Zeit bis zum 24.12 zu verschönern. Jeder kennt eine Form der Liebe. Auch wenn viele nicht an die eine ,,große" Liebe glauben, so kennen sie doch andere Formen. Ob die Geschwister, beste Freunde oder Klassenkameraden, die e...