Kapitel 6

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,,Danach höre ich auf."


Julius schlich durch die schummrigen Straßen der Stadt, während der Regen seine dunklen Gedanken zu spiegeln schien. Mit jedem Tropfen, der auf den Asphalt fiel, verstärkte sich seine innere Leere. Er war nur 16 Jahre alt, doch sein Leben schien bereits von einer undurchdringlichen Dunkelheit durchzogen zu sein.

Alles begann mit einem unbedachten Experimentieren – ein paar Züge von einer E-Zigarette, ein paar Pillen für den Kick. Doch was als Neugier begann, entwickelte sich rasch zu einer gefährlichen Sucht. Der Rausch versprach Julius eine Flucht vor der Realität, die er so schmerzlich zu vermeiden suchte.

Die Schule war längst zur Nebensache geworden. Statt Büchern und Stiften trug er nun Drogen und E-Zigaretten in seinem Rucksack. Seine Eltern, die einst stolz auf ihren talentierten Sohn waren, sahen mit Enttäuschung zu, wie er sich immer tiefer in den Abgrund begab. Die Kommunikation zwischen ihnen zerbrach, und Julius schloss sich selbst vor der Welt ab.

Um seine Sucht zu finanzieren, verkaufte er alles, was er hatte. Sein Handy, seine Kleidung, sogar seine geliebte Gitarre – nichts war vor der Gier nach dem nächsten Rausch sicher. Die Freunde von einst wendeten sich ab, während Julius sich in einen einsamen Schatten verwandelte.

Die dunklen Gassen der Stadt wurden zu seinem Zuhause. In verlassenen Ecken traf er zwielichtige Gestalten, die ihn mit einem schnellen Tausch in die nächste Illusion schickten. Der Geldbeutel seiner Eltern wurde geplündert, und bald darauf klopfte das Unheil an ihre Tür.

Die Polizei stand vor ihrem Zuhause, mit Fragen und Verdächtigungen. Julius' Welt brach endgültig zusammen. Seine Eltern, zwischen Verzweiflung und Wut gefangen, konnten nicht fassen, was aus ihrem einst so vielversprechenden Sohn geworden war.

Julius vertraute niemandem mehr. Jeder Blick, jedes Wort schien ein Angriff auf seine dünnen, zerbrechlichen Mauern zu sein. Die Einsamkeit fraß an ihm, während er weiterhin nach dem nächsten Kick jagte.

Eines regnerischen Abends, als Julius wieder durch die düsteren Straßen wanderte, traf er auf einen alten Mann. Ein freundliches Lächeln zierte dessen Gesicht, als er Julius ansprach. Dieser, misstrauisch und abwehrend, konnte nicht verstehen, warum jemand ihm Gutes tun würde.

Der alte Mann erkannte die Dunkelheit in Julius' Augen und erzählte ihm von einer Zeit, in der auch er sich verloren hatte. Doch er hatte Hilfe gefunden, Trost in Gemeinschaft und die Stärke, sein Leben zu ändern. Diese Worte berührten Julius, doch der Weg zur Besserung schien steinig und unerreichbar.

Die Geschichte von Julius ist eine, die noch geschrieben werden muss. Ob er den Mut finden wird, sich von den Ketten der Sucht zu befreien, liegt in seiner eigenen Hand. In einer Welt, die ihm den Rücken kehrt, ist es vielleicht die Menschlichkeit eines Fremden, die ihm den Weg zurück ins Licht weist.

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