"Ist das nicht witzig?", flüsterte ich ihm leise zu und musste mir selbst ein Lächeln verkneifen. Meine Stimme klang trotz des Flüsterns laut in seinem Zimmer. Er nickte, weil er anscheinend wusste was ich meinte. Hatte er sein Versprechen gebrochen, nicht mehr meine Gedanken zu lesen? Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Woher weißt du, dass wir das gleiche meinen?"
"Denkst du nicht darüber nach, was passiert ist? Vor etwa einer Stunde.", fragte er während er in seinem Bett lag und mich anstarrte.
"Nein, eher das, was jetzt passiert.", flüsterte ich und tupfe das Tuch in meiner Hand ins Wasser. Das Tuch drückte ich fest zu, damit das überschüssige Wasser abrann.
Es war komisch mich in dieser Lage wiederzufinden, ich hätte mir nie im Leben vorgestellt, dass ausgerechnet ich mich um ihn kümmern würde. Ich war die Gefangene und es war komisch mit ihm enger verbunden zu sein als ich es vorhatte.
Mit dem Tusch wischte ich das letzte trockene Blut auf seiner Wange weg. "Halt still.", flüsterte ich und beugte mich näher zu ihm. Als ich damit fertig war, legte ich es zur Seite und saß einfach auf dem Sessel neben ihm.
"Geht es dir wieder gut?", fragte ich und stütze mich mit meinen Händen an der Bettkante.
"Kann man so sagen, es wird immer besser. Noch ein paar Stunden und mir wird es viel besser gehen. Jetzt will ich nur liegen bleiben."
Seine Augen sahen normal aus, sein Gesicht war nur blass sonst sah er aus wie früher. Seine Wangenknochen, sein markantes Gesicht waren wieder zum Vorschein gekommen und die Haare saßen nicht mehr so zerstört.
Er sagte mir aber, dass er noch ein wenig Schmerzen habe, weswegen er auch im Bett lag und sich ausruhte. Ich versuchte die Geschehnisse so gut es geht aus meinem Gedanken fern zu halten.
Für ein paar Minuten herrschte die Stille, welches für mich unangenehm kam und sich wie Ewigkeiten anfühlte. Keiner von uns redete, worüber auch? Trotzdem war diese Situation einfach komisch. Was war er den ab diesem Tag für mich? Wie sollte ich ihn ansehen? Als mein Entführer, Nachbar oder doch schon als ein Freund? Dass er mehr als einmal mein Leben gerettet hatte, konnte ich nicht leugnen, trotzdem war er ein Kidnapper und vor allem kein lebendiger. Gänsehaut überhäufte meinen Körper bei dem Gedanken. Wenigstens hatte er mich ja einmal frei gelassen und was mache ich? Nütze die Chance nicht aus und bleibe bei ihm. Ich weiß nicht, ob ich damit das Richtige gemacht hatte aber es fühlte sich damals richtig an, jetzt im Nachhinein bezweifelte ich es ein wenig. Wenn ich einfach beim Ball abgehauen wäre, würde ich dann ganz aus der Sache sein und glücklich bei meiner Mum sein? Diese 'was wäre passiert, wenn'-Fragen machten mich einfach verrückt, als ob ich irgendetwas davon ändern konnte. Es ging nicht, deshalb beschloss ich es damit sein zu lassen. Was geschehen war, war geschehen."Darvin?", fragte ich und bemerkte, dass sein Kopf auf die andere Seite gedreht war. Seine Augen hatte er geschlossen und kein Ton kam von ihm heraus. "Kannst du bitte antworten?", fragte ich und verdrehte meine Augen. Keine einzige Bewegung von ihm. "Als ob du schlafen kannst!"
"Woher weißt du, dass ich das nicht kann, Liebes?", fragte er mich mit einem süßen Lächeln, drehte seinen Kopf wieder in meine Richtung und ich wunderte mich gerade. Wann hat er mich das letzte Mal 'Liebes' genannt? Wieso hatte ich es vermisst, dass aus seinem Mund zu hören? Es gefiel mir, wie er das Wort betonte und es gleich mit einem Lächeln schmückte. Unbeabsichtigt musste ich schmunzeln. "Ich wollte fragen, ob du etwas zum Anziehen hast?", fragte ich und wurde rot. Diese Frage war mir aus unerklärlichen Gründen etwas peinlich, vielleicht weil er unmöglich etwas Modernes in diesem Haus haben könnte aber mir wäre wirklich alles recht. Ich wollte nur aus diesem Kleid raus.
"Dieses Kleid wird mir inzwischen etwas zu eng und ich bekomme kaum Luft drinnen.", sagte ich. Auf die Frage richtete er sich gleich auf und setzte sich an der Bettkante hin. "Natürlich, ich hole-""Nein, nein. Ich mache das! Sag mir bloß, wo ich welches finde.", sagte ich rot werdend und drückte ihn gegen seine Brust als er aufstehen wollte, sodass er gleich wieder am Bett saß. "Äh, natürlich. Tut mir leid. Weißt du wo Cecilia's Zimmer ist? Dort findest du hoffentlich etwas Passendes.", sagte er. "Ich hoffe wirklich, du findest etwas."
"Äh, klar.", sagte ich und drehte mich abrupt um. "Bleib du einfach liegen.", mit diesen Worten verlies ich das Zimmer.
DU LIEST GERADE
You Can't Escape
FantasyUpdate: [1] 17.11.21, Kühl, herzlos, finster. Er schwamm in seiner selbsterzeugten Dunkelheit und jedes Mal schien er daran zu ersticken, dabei log er sich selbst an und weigerte sich nicht, dies mit Freude als Stärke zu sehen. Jegliche positiven Em...