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Milan fährt erst am späten Montagnachmittag zurück nach Prag. Sie werden sich die ganze Woche nicht sehen können, weshalb er jede Sekunde in Janas Nähe ausnutzt und geniesst, auch wenn sie vormittags arbeiten musste. Er vermisst den Sex mit ihr, aber hat sich fest vorgenommen, dass dieser Schritt von ihr kommen muss - so schwer ihm das auch fällt. Er ruft sie an, als er in seinem Haus ist. "Ahoj moje krásná ženo" - "Bitte was? Hey Milan, du weisst genau, dass ich dich nicht verstehe", schmollt Jana und Milan grinst breit, was sich auch in seiner Stimmlage niederschlägt. "Dann solltest du dir merken, was ich zu dir sage" - "Lachst du mich gerade aus?" - "Nein Schatz. Ich sagte 'Hallo meine schöne Frau'" - "Deine Sprache ist zwar schwierig. Aber wenn du mich 'Schatz' nennst, ist das komisch" - "Okay miláček" - "Bist du gut angekommen?" - "Ja, es ging ganz gut. Nur in Prag wars das übliche Chaos. Was machst du grade?" - "Ich liege auf dem Sofa und lese. Und du?" - "Ich schau gerade die Post von heute durch und versuche sie zu sortieren. Und ich vermisse dich jetzt schon". Ein tiefer Seufzer entkommt ihm. "Ich wäre jetzt viel lieber bei dir, myška. Ich weiss gar nicht, wie ich die nächsten Tage überstehen soll" - "Mit wem drehst du denn?" Überrascht hält Milan die Luft an. Hat sie das jetzt wirklich gefragt? "Milan?" Janas Stimme ist sanft und trotzdem fest, aber sie klingt neugierig. "Wirklich? Willst du das wirklich wissen?" - "Natürlich, sonst würde ich nicht fragen. Ich kenne sie, oder?" - "Warum?" - "Nataly", stellt Jana fest und er kann nur zustimmen. "Du weisst, dass sie mir nichts bedeutet!" - "Milan ... das stelle ich doch gar nicht in Frage. Ich wollte es nur wissen. Ich habe doch gesehen, wie du sie abgefertigt hast, damals im Park ... auch wenn ich nichts verstanden habe. Ich vertraue dir, weil ich dich liebe". Milans Herz setzt einen Schlag aus, bevor es schnell weiterschlägt. Jana hat ihm noch nie gesagt, dass sie ihn liebt. "Taky tě miluji, mé srdce, ich liebe dich auch, Jana. Ich werde versuchen, dich jeden Tag anzurufen" - "Das musst du nicht, Milan" "Willst du nicht?" - "Doch, schon, aber ..." - "Ich will so oft es geht wenigstens deine Stimme hören. Morgen schaffe ich es wahrscheinlich sowieso nicht. Der Dreh ist erst mittags angesetzt" - "Setz dich nicht unter Druck, Milan. Dienstags bin ich abends beim Yoga und danach meistens mit den Mädls unterwegs, ich komme selten vor elf heim" - "Das ist gut" - "Ja, finde ich auch. Wir telefonieren dann am Mittwoch, einverstanden?" - "Ungern ... aber ja, geht ja dann nicht anders". So schwer es ihm auch fällt, beendet Milan das Gespräch kurz darauf. Es ist schon spät und er möchte nicht, dass Jana am nächsten Tag todmüde im Büro sitzt.

Nach dem letzten Dreh am Freitag - auch mit Nataly - will er sich sofort nach Hause verdrücken, aber sie hält ihn auf. "Lass uns feiern gehen!" - "Nataly ..." - "Komm schon. Du mutierst zum Stubenhocker. Wir hatten immer soviel Spass!"
Milan lässt sich überreden und so sitzt er kurz darauf mit ihr in einer Bar. Anfangs hat er ein schlechtes Gewissen, aber nach ein paar Drinks wird er lockerer und weist Nataly nicht ab, als sie beginnt ihn zu küssen. Plötzlich wird er von ihr weggezogen.
"Nedělej svinstvo, člověče!" Joey steht neben ihm und sieht ihn ernst an. "Du hast so hart um Jana gekämpft, Kámo. Willst du das wirklich aufs Spiel setzen?" Milans Gedanken sind vernebelt, aber langsam sickern Joeys Worte in seinen Verstand und er rückt von Nataly ab. "Ich bring dich nach Hause, Milan". Joey übernimmt die Rechnung und trotz des Protestes von Nataly verschwinden die Männer aus der Bar.

Am nächsten Morgen sitzt Milan mit einem dicken Brummschädel in seiner Küche. "Was hast du denn alles getrunken?", fragt Joey und stellt ihm ein großes Glas Wasser und eine Schmerztablette hin. Milan stöhnt. "Keine Ahnung ... ein paar Drinks ... nicht viel eigentlich" - "Hältst wohl nichts mehr aus?", stichelt Joey und grinst breit, wird aber sofort wieder ernst. "Wie weit wärst du gegangen?" - "Was meinst du?" - "Kámo, ich hab dich gestern von Nataly weggezogen. Ich hab dich gesucht und dann sitzt du da und knutscht mit ihr rum?" Mit großen Augen schaut Milan ihn an. "Ich hab ... WAS? Scheiße, das darf Jana nie erfahren".
Nachdenklich schaut Joey ihn an. "Das denke ich nicht" - "Was?"  - "Ich glaube es wäre besser, wenn du es Jana erzählst. Geheimniskrämerei ist das letzte, was eure Beziehung jetzt braucht. Jana ist eine tolle Frau ... aber wenn du ihr jetzt wieder etwas verschweigst ... Milan, denk nach!" - "Du verstehst das nicht. Sie vertraut mir, auch mit Nataly ... und dann sowas?" - "Und was machst du, wenn Nataly es ihr erzählt?" - "Wird sie nicht" - "Bist du dir da sicher?"
Schweigend stützt Milan seinen schmerzenden Kopf auf seine Hände. Er ist gerade nicht fähig klar zu denken. "Sag mal ... hat dir Nat was untergejubelt? So scheiße gings dir noch nie" - "Nein, sowas macht sie nicht". Kopfschüttelnd sieht Joey seinen Freund an. Er traut es Nataly durchaus zu, dass sie ihm irgendwas in ein Getränk gemischt hat um ihn rumzukriegen. Sie erzählt überall herum, dass sie und Milan auch hinter der Kamera ein Paar wären und alles echt ist und nicht gespielt. "Milan ... " - "Lass uns später reden. Ich hau mich nochmal ins Bett".

Ein paar Stunden später ist Milan wieder fit und er sucht Joey, der im Schnittraum sitzt. "Joey?" - "Hm?" - "Was hast du vorher gemeint?" - "Was meinst du?" - "Mit Nataly. Du hast angedeutet, dass sie mir Drogen verabreicht hat? Spinnst du?" Joey dreht sich mit seinem Stuhl zu Milan. "Was weisst du noch von gestern?" - "Sie wollte unbedingt noch ausgehen und dann sind wir in die Bar. Ich hab ihr zwei Drinks ausgegeben und sie hat den nächsten geholt. Dann ... keine Ahnung. Blackout. Wie bin ich heimgekommen? Hat sie mich hergebracht?" Fragend sieht er Joey an, der seinen Blick ernst erwidert.
"Das ist alles? Mehr nicht? Drei Drinks und du bist weg? Milan, bitte, überleg doch mal. Du hast mit ihr rumgemacht, öffentlich, in einer Bar ... und zwar so, dass sie euch in Kürze rausgeworfen hätten" - "Bitte was? Und warum erinnere ich mich nicht?" Joey zuckt mit den Schultern. "Okay ... ich geh ins Krankenhaus und lass ein Drogenscreening machen. Und wenn ich ein Ergebnis habe ... Mist, wie erkläre ich das Jana?"

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