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Milan atmet tief durch, als die Tür hinter Nataly zufällt. Er steht auf und sucht nach Jana, die mit Joey in der Küche redet, und schliesst sie fest in seine Arme. "Ganz praktisch, dass du eigentlich immer in der Küche bist, wenn ich dich suche". Jana dreht sich in seinen Armen um und hält ihn fest. Genau das braucht er gerade.
"Gehts dir gut?", fragt sie leise und er sieht ihr in die Augen. "Ja ... ja, es ist zwar schwer, ich mochte Nataly. Aber das war nicht akzeptabel. Ausserdem ... wer weiß, ob die nächste Attacke nicht dich getroffen hätte. Es ist besser so. Schlußstrich gezogen, vorbei!" Sanft küsst er ihre Lippen und zieht sie noch fester an sich.
"Warum bist du eigentlich hier?" - "Ich wollte dich sehen". Milan mustert ihr Gesicht, dann schmunzelt er. "Gut, dann spar ich mir den Sprit. Die paar Tage ohne dich waren zuviel. Komm mal mit". Er lotst Jana in sein Büro, setzt sich und zieht sie auf seinen Schoß. Seine Arme liegen links und rechts neben ihr, als er etwas tippt und dann auf den Bildschirm zeigt. "Wie gefällt dir das?" - "Das sieht toll aus. Wo ist das?" - "Das Grundstück müssen wir uns noch aussuchen und dann lassen wir das Haus darauf bauen". Mit großen Augen schaut Jana Milan an. "Was?" - "Naja, so können wir es planen, wie wir wollen. Und es wird nicht sehr viel teurer" - "Aber ... Milan", haucht Jana, der das grade etwas zuviel wird. "Ein Grundstück zu finden wird allerdings schwierig, am besten wäre ja in deiner Umgebung, oder, milenka?" - "Ja, schon ...".
Nachdenklich liegt Janas Blick auf dem Haus. "Weisst du ... meine Großeltern hatten einen Bauernhof in Richtung Süden, im Gäuboden. Das Grundstück gehört mir". Sprachlos sieht Milan sie an. "Leben deine Großeltern dort?" - "Nein,sie sind schon lange tot. Ich wollte es irgendwann verkaufen, hab es aber nicht übers Herz gebracht. Es ist relativ groß, mit viel Garten. Das Haus ist leider nicht zu retten, aber wenn wir neu bauen ..." - "Das ist perfekt, Jana. Zeigst du's mir? Morgen?" Jana lächelt, weil es ihm nicht schnell genug gehen kann. "Ja, wir können gern hinfahren. Aber ich muss dann erst nach Hause, den Schlüssel für das Tor hab ich nicht dabei" - "Žádný problém, miláčku". Er nimmt ihr Gesicht in beide Hände und küsst sie stürmisch.

Am nächsten Morgen starten sie zeitig, Milan fährt Jana mit seinem eigenen Auto hinterher. In Regensburg holt Jana den Schlüsselbund für das Haus ihrer Großeltern und setzt sich dann zu Milan. Seine Hand liegt locker auf ihrem Oberschenkel, während sie ihm von dem Ort erzählt. "Gibts dort eigentlich eine Schule?", fällt ihm plötzlich ein.  "Im Nachbardorf ist eine Grundschule, die weiterführenden sind in der nächsten Stadt. Da vorne musst du rechts". Er biegt ab und in der Ferne kann man bereits das Dorf sehen, das ihr Ziel ist. Jana lotst ihn am Dorfrand zu einem großen Grundstück, das verwildert ist, einige alte Obstbäume stehen dort. Als sie aussteigen, holt Milan erst mal tief Luft. "Das ist ja riesig". Jana öffnet das Tor, er folgt ihr hinein und bleibt sofort wieder stehen. "Jana?" Sie dreht sich zu ihm. "Also ... eigentlich wollte ich ja ein modernes Haus ... aber hier ... was hältst du davon, den Stil zu übernehmen? Ein großes Bauernhaus, das aussieht wie das alte? Mir gefällt das total gut". Jana sieht zum Haus, das in ihrem Leben lange eine große Rolle gespielt hat, weil sie ihre Ferien meistens hier verbracht hat. "Willst du rein?" - "Geht das?" - "Ja klar, es ist ja nicht einsturzgefährdet. Nur mufflig, teilweise ist Saliter an den Wänden, weil das Haus quasi in der Erde steht und die Feuchtigkeit aufnimmt. Die Fenster sind alt und undicht, aber sonst ..." - "Gut, zeigs mir!" Er nimmt ihre Hand und sie gehen zur Haustür. "Sei vorsichtig, die Türen sind sehr niedrig", warnt sie Milan noch. Er schaut sich neugierig um und merkt gleich, dass es einige Sachen gibt, die er in ihrem neuen Haus wieder verwenden möchte. "Miláčku?" Jana steht gedankenverloren an einem Fenster. "Hm?" - "Es fällt dir schwer, oder?" Er umarmt sie von hinten und folgt ihrem Blick. "Irgendwie schon, ja" - "Weißt du ... wenn wir wirklich hier bauen, hätte ich gern einen ähnlichen Grundriss, mit den zwei Kachelöfen und dem Küchenherd in unserem Haus, die Fliesen im Flur möchte ich auch mitnehmen, vielleicht auch die alte Tür, die hinten raus in den Garten geht". Überrascht sieht sie ihn an. "Das möchtest du? Wirklich?" - "Ja, wirklich. Schau miláčku, solche Öfen gibts nirgends mehr, auf einem Küchenherd wie diesem haben auch meine Großeltern gekocht. Und die massive Tür ist ein Traum!" - "Und ich hätte immer etwas, das mich an sie erinnert", sagt Jana leise. "Das auch. Ich würde das ganze Haus restaurieren, aber ich befürchte, das kostet mehr als zwei neue zu bauen". Sie schlägt ihm lachend auf die Schulter. "Übertreib nicht so. Aber ja, ein neues Haus ist vermutlich günstiger" - "Und was machen wir mit der Scheune? Die sieht noch ganz gut aus" - "Nutzen? Stauraum, Garage ... da steht sogar noch ein alter Traktor" - "Echt? Zeig ihn mir". Mit funkelnden Augen schaut Milan Jana an, die den Mann, der ihr gegenübersteht, nicht mehr wiedererkennt. Er ist Feuer und Flamme für diesen Bauernhof, so hätte sie ihn gar nicht eingeschätzt. Sie dachte, er ist ein Stadtmensch ... und je länger sie darüber nachdenkt, desto mehr kann sie sich mit einem Leben hier anfreunden - erst recht mit Milan an ihrer Seite. Liebevoll streicht sie ihm eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht und er fängt ihre Hand ein, um einen Kuss darauf zu drücken und sie dann zur Scheune zu ziehen. Er schiebt das große Tor auf und setzt sich auf den Fahrersitz. "Fährt der noch? Hast du einen Schlüssel?" - "Ähm ..." Hilflos sieht Jana auf den Schlüsselbund in ihrer Hand. Milan lacht laut. "Gib her". Nach kurzer Suche hat er den richtigen Schlüssel und nach ein paar Versuchen springt der Traktor an. Vorsichtig gibt Milan Gas und fährt aus der Scheune, immer verfolgt von Janas skeptischem Blick. Schließlich parkt er wieder und springt herunter. "Den behalten wir!" Er hebt Jana hoch und wirbelt sie im Kreis herum. "Ich fühle mich total gut hier. Am liebsten würde ich sofort anfangen mit planen, abreissen und neu bauen. Und du?" Er hat bemerkt, dass Jana noch etwas zurückhaltend ist. "Lass uns eine Nacht drüber schlafen, miláčku. Oder auch mehrere. Ich will dich nicht drängen - aber mir gefällts hier richtig gut" - "Ja, lass uns zu mir fahren. Ich muss eigentlich nicht drüber nachdenken. Aber ich möchte auch mit Lukas drüber reden, seine Meinung hören" - "Alles was du willst, můj miláček".

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