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"Denn du bist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist!"

Fest schaut Milan Jana in die Augen, die feucht schimmern. Er hebt eine Hand und streicht ihr sanft über die Wange. "Wir schaffen das, můj miláček". Jana entzieht ihm die zweite Hand und schlingt ihre Arme um seine Mitte, was er sofort erwidert. Eng umschlungen stehen sie da, genießen die Nähe und Wärme des anderen - bis Milans Bauch laut knurrt und Jana ihn lachend loslässt. "Na los, bestell was, bevor du mich frisst" - "Das würde ich NIE tun ... dich vernasche ich lieber", zwinkert Milan ihr zu, küsst sie kurz auf die Nasenspitze und greift zu seinem Handy. "Das Übliche?", fragt er sie und gibt die Bestellung auf, als sie zustimmend nickt. Er kennt sie gut genug um zu wissen, dass sie am liebsten überbackene Maccaroni isst und bestellt für sich Tortellini al forno und einen gemischten Salat.

Während sie warten, überlegt Milan, wie er das Thema Kinder nochmal ansprechen kann. Er wünscht sich unbedingt Kinder mit Jana, lieber eher als später, aber eigentlich weiß er nicht mal, ob sie überhaupt Kinder haben will. Weil er keinen geeigneten Anfang findet, fällt er einfach mit der Tür ins Haus.
"Jana ... das ist in unserer Situation jetzt vielleicht eine dumme Frage .. aber willst du Kinder?" Überrascht sieht sie ihn an. "Das ist keine dumme Frage ... nur ein seltsamer Zeitpunkt. Ich mein ... wir müssen doch erstmal sehen, ob das mit uns wieder funktioniert" - "Davon geh ich aus, Jana. Ich hätte gern Kinder mit dir, zwei oder drei" - "Das wird schwierig, oder? Für beide, egal für welche Methode wir uns entscheiden würden". Hoffung flutet sein Herz. "Das ist kein Nein?" - "Nein. Ich hab mich immer als Mutter gesehen, am liebsten so richtig, ohne nebenbei arbeiten zu müssen. Nur für die Familie da zu sein war immer mein Traum" - "Und wie viele?" - "Zwei, am liebsten ein Pärchen". Milan strahlt sie an. "Perfekt!" - "Milan ...", Jana versucht ihn zu bremsen, aber für ihn ist diese Antwort Grund genug, sie durch die Luft zu wirbeln. "Moc tě miluji", flüstert er, bevor er ihren Mund mit einem innigen Kuss verschliesst.

"Fährst du mit?" Milan nimmt seinen Schlüssel und schaut Jana abwartend an. "Ich ... nein, Milan. Gib mir die zehn Minuten. Ich brauch etwas Zeit allein". Prüfend mustert er sie, bevor er nickt. "Okay. Bin gleich wieder mit dem Essen da". Er küsst sie kurz, dann läuft er aus der Wohnung. Jana geht zum Fenster und sieht ihm nach. Bevor er einsteigt, dreht er sich um und winkt ihr zu. Ihr gehen viele Gedanken durch den Kopf ... Milan scheint sein Leben bereits fest mit ihr zu planen. Ist es das, was sie will? Sein Beruf ist tatsächlich nebensächlich, sie kann das durchaus trennen. Aber er ist so schnell mit allem, an Kinder denkt sie überhaupt noch nicht - nicht mehr, mit Juri war das, bevor er krank wurde, schon manchmal ein Thema. Sie wohnen noch nicht mal zusammen, wer weiß, wie sie im richtigen Alltag harmonieren? Wäre sie bereit, nach Prag zu ziehen, wo Milan seinen Arbeitsplatz hat und ihren aufzugeben? Sie kann kaum tschechisch, wie soll sie dort Arbeit finden? Wäre andersrum Milan bereit von hier zu arbeiten? Kommt eine Fernbeziehung in Betracht? Nein - das schliesst sie sofort aus. Wenn eine Beziehung, dann richtig, nicht nur an ein paar Tagen. Warum muss alles so schwierig sein? Hätte es nicht ein Mann sein können, der in der Nähe lebt?
Jana ist so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie Milan erst bemerkt, als er sie anstupst. "Wo bist du denn mit deinem Kopf? Komm, das Essen wird kalt".

Milan beobachtet Jana während sie essen aufmerksam, sie wirkt immer noch abwesend, obwohl sie auf sein Gespräch eingeht. "Was ist los, milenka? Sprich mit mir!" Jana holt tief Luft. "Milan ... es ist alles so schwierig" - "Was denn?" - "Na du und ich". Milan runzelt die Stirn und nimmt ihre Hand. "Warum sind wir schwierig? Ist es mein Beruf? Jana, ich ...". Sie fällt ihm ins Wort. "Nein Milan, nicht dein Beruf ... eher der Abstand zwischen uns" - "Weil ich in Prag lebe und du hier?" - "Ja", flüstert sie. "Okay". Milan steht auf, geht zu Jana und zieht sie vom Stuhl hoch in seine Arme. "Jana! Ich kann überall arbeiten. Wenn du willst, kann ich mir sofort eine Wohnung hier suchen. Ich brauche nach dieser Woche nur eine gute Internetverbindung und meinen Laptop. Wenn ich wirklich vor Ort sein muss, fahre ich ein paar Tage hin und komme dann wieder zurück. Wir müssen keine Fernbeziehung führen, wenn wir das nicht wollen. Mir wäre es auch lieber, wenn ich dich einfach so oft wie möglich sehen kann. Ich wollte dich nur nicht damit überfallen. Stellt sich nur die Frage - eine große Wohnung oder gleich ein Haus kaufen?" Entsetzt sieht Jana ihn an. "Hast du eine Ahnung, wie teuer Immobilien in Regensburg sind?" - "Also ... ich bin ehrlich. Ich habe mich schon umgesehen. Ja, die sind teuer, aber nicht unbezahlbar" - "Nicht ... unbezahlbar? Milan, die Preise sind extrem hoch" - "Immer noch günstiger als dauerhaft zu mieten" - "Ja, mieten ist auch teuer ...". Milan nimmt ihr Gesicht in seine Hände. "Ich habe einen guten Grundstock, Jana. Ich möchte nicht, dass du dir über die Finanzierung den Kopf zerbrichst. Ich könnte das auch alleine stemmen - aber ich denke nicht, dass du das willst!?" Verneinend schüttelt sie den Kopf und Milan grinst. "Dachte ich mir schon. Wir machen einen Plan, wenn wir mehr wissen, okay?" Milan hat nicht vor, Jana auch nur einen Cent bezahlen zu lassen -  darüber werden sie noch streiten, das ist ihm bewusst, weshalb er dieses Thema fallen lässt.

Only just a jobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt