K A I
Wenn ich etwas nicht gerne mache, dann ist es, anderen zu erzählen, wie meine Beziehung läuft, besonders wenn die Person dabei ist, selbst wenn es ihr Bruder ist. Ich mag es nicht, dass andere Menschen wissen, was in meinem Leben passiert und wie es läuft. Etwas, das ich überhaupt nicht mag, ist, wenn ich gefragt werde, wie weit wir gegangen sind. Ich weiß, dass ich noch nicht so weit bin, auch wenn sie es gerne hätte. Aber im Moment kann ich das nicht. Ich fühle mich nicht bereit dafür. Ich kann verstehen, dass es manche Menschen interessiert, aber dann reicht es einmal zu fragen, und wenn ich nicht antworte, werde ich es auch beim nächsten Mal nicht tun. Mir ist sehr wohl bewusst, dass das normal für mein Alter ist, aber ich kann das halt noch nicht. Ich weiß auch, wie gerne Toni das hätte; sie zeigt es mir manchmal sehr deutlich, aber sie hat noch nie etwas dazu gesagt. Es fällt einfach auf. Das ist allerdings eine Sache, bei der ich nicht über meinen eigenen Schatten springen kann.
"Gehen wir hoch", fragt Toni mich, als der Tisch abgeräumt ist und die Spülmaschine läuft. Ich nicke und mache mich zusammen mit ihr auf den Weg in ihr Zimmer. "Ich gehe mich noch kurz umziehen." Damit biege ich in mein Zimmer ab, und sie geht weiter in ihres.
Nach 10 Minuten komme ich zu ihr. "Wo warst du so lang?", ist ihre erste Frage. "Umziehen, Zähneputzen und Klo", erkläre ich ihr. Sie nickt und setzt sich auf. "Ich gehe auch kurz ins Bad", und daraufhin verschwindet sie auch schon. In der Zeit lege ich mich in ihr Bett und spüre, wie sich dieses Kribbeln in meinem Körper ausbreitet. Bitte nicht, nicht jetzt. Ich hatte das heute schon einmal und brauche das kein zweites Mal. Vor allem habe ich das Gefühl, dass diese Tabletten es viel extremer machen. Klar, sie wurden weniger. Aber auch viel schlimmer. Damals hatte ich fast jeden Tag eine oder mehr, und war auch nicht so erschöpft. Jetzt habe ich jeden Monat vielleicht mal eine Panikattacke, und ich merke das den ganzen Tag. "Alles gut?", fragt Toni, als sie den Raum betritt. Ich nicke und lege mich hin. Die Hitze in meinem Inneren versuche ich einfach zu ignorieren. Als ich neben Toni im Bett liege, kommt sie vorsichtig auf mich zu und legt ihren Kopf auf meine Brust. Ich habe kein Problem damit, aber heute passt mir das gar nicht. So merkt sie sofort, wenn ich schneller zu atmen beginne, und das will ich wirklich nicht. "Was schauen wir?", fragt sie. "Mir egal", antworte ich vielleicht etwas zu panisch, da sie mir einen kurzen Blick schenkt und mich mustert. "Dann schauen wir einen Weihnachtsfilm", sagt sie entschlossen. Damit kann ich leben. Einfach etwas ohne viel Aufregung. Ich kann das jetzt nicht gebrauchen.
Ich versuche während des Films einfach einzuschlafen, in der Hoffnung, dass diese Situation aufhört. Allerdings ist das durch meinen Schlaf am Nachmittag nicht so einfach. Unterbewusst stresse ich mich so sehr in diese Situation, dass ich merke, wie mein Atem schneller wird. Egal was ich mache, es hört nicht auf. Toni bemerkt das, dreht sich zu mir und setzt sich kurz darauf hin. Dann zieht sie vorsichtig meinen Kopf auf ihre Oberschenkel. "Was ist los?", fragt sie mich mit ruhiger Stimme. Ich versuche ihr zu sagen, dass das einfach so kommt, aber ich bringe kein Wort heraus. Wann war das das letzte Mal so schlimm? Egal was ich mache, es wird nicht besser. Mein Atem ist unregelmäßig, und ich schwitze. Langsam wird mir auch schlecht. Diese Tabletten machen den ganzen Scheiß noch schlimmer. So ging es mir noch nie während einer Panikattacke. Toni versucht auf mich einzureden und streicht durch meine Haare.
Nach unendlich langen Minuten habe ich mich wieder einigermaßen beruhigt. "Mir ist schlecht", ist das erste und letzte, was ich herausbekomme, bevor ich zum Klo renne und mich übergebe. Toni ist mir gefolgt und sitzt neben mir. Wir sitzen noch eine halbe Stunde hier, und ich habe mich bestimmt noch 3-mal übergeben, bevor ich meinen Mund ausgespült habe und zurück ins Bett gegangen bin. Toni hat in der Zeit noch einen Eimer, Tee und eine Wärmflasche geholt. "Danke", flüstere ich. Sie setzt sich neben mich ins Bett, während ich hier liege mit einer Wärmflasche auf meinem Bauch und einem Eimer neben mir. "Was war das?", fragt sie vorsichtig. "Ich weiß es nicht. In mir hat auf einmal alles gekribbelt und sich erhitzt. Dann habe ich fast keine Luft mehr bekommen und mir wurde unfassbar heiß. Irgendwann wurde mir dann auch noch schlecht", erkläre ich ihr das Ganze. "Ich weiß nicht. Sowas hatte ich noch nie. Ich glaube, diese Tabletten machen das", erkläre ich ihr meine Gedanken. "Du solltest morgen mal zu Timothy gehen", weist sie mich an. "Kommst du mit?", frage ich schüchtern, aber ich pack das allein nicht. "Ja." Dann legt sie sich neben mich, und wir schauen den Rest des Films.
Am nächsten Morgen ist mir weder schlecht noch sonst etwas. Aber ich muss heute zu Timothy, so geht das nicht weiter. Jetzt mache ich schon die Scheiße mit, und dann so etwas. Mich macht das echt fertig, und ich tue mir schwer, das Ganze jetzt zu vergessen und zu schlafen. Ich habe Angst, dass das Ganze noch einmal kommt.
Irgendwann war ich dann anscheinend doch so müde, dass mir die Augen zugefallen sind. Ein ruhiger und erholsamer Schlaf ist zwar etwas anderes, aber besser als nichts.
Hallo zusammen. Das nächste Kapitel ist da. Wie der Titel des Buches und jetzt auch dieses Kapitels sagt, geht es gerade wieder Berg ab in seinem Leben. Mal sehen, ob es weiter so geht oder ob er wieder den Schritt nach vorne schafft. 🤫
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one step forward and three steps back
FanfictionHier ist eine Fortsetzung zu meinem Buch „big problems". Aktuell steht noch nicht fest wie weit ich schreiben werde, aber es wird vom umfang ungefähr wie das andere. Die Kapitel werden jeden Sonntag abend um 20 Uhr online kommen. Vorab: Panikattacke...