Classmates (Rezofy)

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POV: Mexi
Ein schrilles, lautes Kreischen ertönt. Erschrocken fahre ich hoch. Ich hatte nach einer (fast) schlaflosen Nacht endlich Ruhe gefunden, allerdings wurde mir diese Ruhe gerade einmal eine knappe halbe Stunde gegönnt. Frechheit. Wirklich.
Rezo neben mir scheint auch eingepennt und unsanft geweckt worden zu sein (Goethe dreht sich grad im Grab um), denn er sieht sehr verwirrt und verschlafen aus. Süß..
Keine drei Sekunden nach diesem spitzen Schrei hört man nur noch ein Würgegeräusch und eine hysterische Louise, die schreit: „Frau Gabler, Frau Gabler! Hannes kotzt!" 
Wenigstens kotzt er in die leere Chipstüte und nicht auf deinen Schoß.
Frau Gabler eilt sofort zu uns nach hinten, Louise bekommt fast einen Nervenzusammenbruch und ein paar sensationsgeile Schüler filmen das Geschehen.
Die Situation ist nicht ganz so dramatisch, wie es jetzt vielleicht klingt, Hannes entleert seinen Magen und bekommt noch währenddessen den Lachanfall seines Lebens, weil Louise Spitzenreiterin in Sachen überdramatisieren ist.

Louise ist generell so ein Fall für sich, sie war mit so gut wie jedem aus der Oberstufe zusammen und es geht sogar das Gerücht rum, sie hätte jeden einzelnen mit dem Nächsten betrogen. Ob das stimmt oder nicht, ist mir relativ egal, aber ihr Ruf ist mittlerweile auch in den unteren Klassen angekommen, und das muss was heißen, die kriegen nämlich sonst nie was mit.
Jetzt grade verbringt sie ziemlich viel Zeit mit Hannes, der erstaunlicherweise mal keine ihrer „Affären"  war, dennoch nicht unbedingt der beste Umgang ist.
Viel weiß ich über Hannes nicht, außer dass er Louise in männlich sein soll und sein älterer Bruder angeblich mal im Gefängnis war. Unser Jahrgang lebt förmlich von Gossip und Gerüchten, deshalb weiß auch niemand was über welche Person stimmt oder nicht. Grausam, wenn man mich fragt.

Zurück zur vollgekotzten Chipstüte, wir halten an einer Raststätte direkt neben der Autobahn, damit Hannes diese Tüte entsorgen kann, Louise sich wieder einkriegt und der Geruch nach Erbrochenem den Bus wieder verlässt.

Kaum hat der Bus angehalten, zieht Rezo mich an der Hand aus dem Bus. Man sieht deutlich, dass Rezo keinen Bock mehr auf die Busfahrt hat. Wir stehen ziemlich distanziert von unserer Affenhorde, so lässt sich das Geschehen besser beobachten und Fremde kommen nicht auf die Idee, dass wir zu diesem „Traum" einer Klasse gehören. Das funktioniert allerdings nicht lange, da Frau Gabler uns zu sich winkt und der ganzen Klasse einen Vortrag á la „Im Bus darf man nicht Essen, ich habe es euch doch vor der Fahrt gesagt, bla bla bla."
Frei gesprochen, Bilder benutzt, ich gebe als Motivation fürs nächste Mal trotzdem die 3, vielleicht redet sie mal so mit uns, dass man ihr auch zuhört.

Ihre Stimmung wird auch nicht besser, als Hannes endlich die Kotztüte auskippt und sich bei dem Anblick direkt nochmal  übergibt, Noah direkt mit, der stand nämlich direkt neben ihm.
Nachdem jeder seine(n) Blase und/oder Mage entleert hat, geht es endlich weiter. Unsere Parallelklassen sind bestimmt schon 300km weiter als wir.

Die Busfahrt verläuft ziemlich ruhig, die meisten sind eingeschlafen oder hören Musik. Rezo sind gerade die Augen zugefallen, unsere Hände sind trotzdem weiterhin miteinander verhakt und mein Daumen streicht langsam über seinen Handrücken. Vielleicht war das vorhin ja das einzige bisschen Chaos an dieser Busfahrt. Vielleicht bleibt ab jetzt alles entspannt. Hoffentlich.

Was habe ich vorhin zu mir gemeint? Alles bleibt entspannt? Ich hätte es fast geglaubt, wären da nicht diese sensationsgeilen Menschen von vorhin gewesen, die Hannes beim kotzen gefilmt haben. Einer dieser seltsamen Individuen heißt Elias. Er kam auf die glorreiche Idee, diesen Clip auf Tiktok hochzuladen.
Hannes etabliert sich selbst sehr gerne als ein Mensch ohne Fehler, als den perfekten Typen auf den „alle Mädchen stehen" (- O-Ton er selber). Dementsprechend fand er das ganze jetzt nicht so prickelnd, dass von nun an ein solcher Clip von ihm existiert, aber Elias dafür ins Gesicht zu schlagen ist etwas zu viel.
Das fand Frau Gabler auch, sie wollte mit dem klassischen „Gewalt ist keine Lösung!"-Argument arbeiten, bis Hannes von Elias' Schandtat berichtete, dann entschied sie sich für die „Das Internet ist gefährliches Neuland!"-Argumentation. Klar, sie hat irgendwo recht, das Internet hat Gefahren, aber dafür der ganzen Klasse die Handys einzusammeln find ich schon unfair. Und da nicht nur ich dieser Meinung bin, ist die Stimmung im Bus jetzt endgültig gekippt, ein paar besonders handysüchtige Exemplare des Homo sapiens sapiens haben tatsächlich fast angefangen zu weinen. Und das nur, weil sie ihr Handy für drei Stunden nicht sehen werden. Drei Stunden. Drei Stunden sind nix.

Ich bin jetzt schon zum dritten Mal kurz vorm einschlafen, als Rezo mir seinen Kopfhörer hinhält. Meine blauhaarige Intelligenzbestie hat nämlich einen MP3-Player dabei, heißt, wir sind nicht abhängig von Spotify wie der Rest der Klasse, und Alligatoahs Lieder sind überraschend gut.
Rezo hat mir bis jetzt nur erzählt wie krass die Texte wären, aber das sagt jeder bei jedem, also war ich nicht so überzeugt von Rezos Argumentation.
Ich muss aber zugeben, dass die Texte wirklich krass sind. Ich glaub am besten find ich Musik ist keine Lösung, besonders den letzten Part.
Rezos Blick sagt nur: „Ich hab's dir gesagt, du wolltest mir nicht glauben und jetzt magst du es doch." Ich grinse ihn nur an, mein Grinsen soll sagen: „Ist gut, nächstes Mal höre ich auf dich."

Irgendwann kann ich aber wirklich nicht mehr, meine Augen werden immer schwerer, bis sie schließlich ganz zufallen. Ich muss definitiv in Zukunft früher ins Bett gehen.

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Hey, tatsächlich uploade ich wieder überraschend früh, vielleicht wird das sogar zur Gewohnheit, wer weiß :)
Ich bin mit diesem Kapitel aber irgendwie nicht ganz so zufrieden, weil es 82% aus Hannes' Erbrochenem besteht, aber auf der Busfahrt sollte unbedingt was passieren und dann kam mir diese glorreiche Idee. Ich hoffe trotzdem, dass jemand mit diesem Kapitel etwas anfangen konnte 🙃

Bye, passt auf euch auf <3