Ein Ratschlag

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Der nächste Tag verging wie in einem weißem Schleier. Viel war nicht passiert und das was um Hiko herum geschehen war, hatte sie kaum aufnehmen können. Den ganzen Nachmittag hatte sie im Beisein von ihren Freunden gedöst, denn noch war sie recht erschöpft gewesen. Nyoko hatte in irgendeinem Buch gelesen, Hisa über ihre Schulter gebeugt. Hin und wieder hatten sie Hiko ein paar Fragen gestellt, die meiste Zeit aber ließen sie sie schlafen.

Immerhin waren die Schmerzen an diesem morgen deutlich besser geworden, als sie aufwachte. Müde schälte sie sich aus dem Bett und sah sich in ihrem Zimmer um. Den Wecker im Vorbeigehen ausschaltend zog Hiko sich um und versuchte ihr widerspenstiges Haarwerk zu zähmen.

Nyoko saß schon am Tisch, einen Becher voll Tee in der Hand, als Hiko sich zu ihr gesellte. Hiko ließ sich in den Stuhl neben Nyoko plumpsen und stellte ihr Tablett mit Nudelsuppe und Reis auf dem Tisch ab. „ Morgen Hiko", gähnte Nyoko, die Hand vor dem Mund und öffnete ein Zeitung. Diese Prospekte wurden ihnen hier förmlich hinter her geworfen und wurden überall wo sich viele Schüler aufhielten deponiert.

Hiko langte gerade nach einem Löffel, um mit dem Verspeisen ihrer Suppe zu beginnen, da wurde Nyoko blass wie Schnee. „ Alles in Ordnung?", vergewisserte sie sich und beugte sich zu ihrer schneeweißen Freundin vor. Nyoko sagte kein Wort. Komplett verstummt und mit zitternden Fingern schob sie Hiko ihre Zeitung zu.

Vorsichtig begann Hiko den Artikel durchzugehen, den Nyoko vor ihr gelesen hatte. Das Erste was ihr ins Auge stach war ein Familien Foto. Eine junge Frau mit kirschroten Haaren, ihre Arme sanft um zwei Mädchen gelegt, die ihre Töchter zu sein schienen. Auch die beiden Kleinen hatten das rote Haar ihrer Mutter. Die drei in eine feste Umarmung geschlossen, stand ein Mann hinter ihnen. Er war unweigerlich der Vater der Kinder, denn beide Mädchen hatten die gleichen, blau schimmernden Augen wie er.

Eigentlich war es ein schönes Familien Foto, wäre da nicht der Bericht darunter gewesen, der in fetten Buchstaben dazu gedruckt worden war. Nicht wissend was Nyoko an diesem Bild so schlimm fand begann Hiko zu lesen und mit jeder Zeile die sie entzifferte wurde ihr schlechter.

Mord an Familie
( Tokio)

Am 20. September 2007 gegen 12 Uhr nachts wurde die junge Familie Honda tot in ihrem Einfamilienhaus gefunden. Alle Mitglieder der Familie, Eltern (31 und 35) sowie Kinder (10 und 5), starben an einer Kugel in der Brust. Einbruchsspuren waren laut Ermittlern nicht zu finden, was bedeutet, dass der Mörder höchstwahrscheinlich freiwillig ins Haus gelassen wurde. Diese These wird vor allem durch den Standort der Leichen unterstützt, denn Mann, sowie Ehefrau wurden tot vor der Eingangstür gefunden. Verschiedene Kratzer an Wänden, wie auch an den beiden erwachsenen Opfern zeigen, dass sie sich wohl noch zu wehr zu setzten versuchten. Nach den beiden nahm sich der Mörder auch noch, blutrünstig wie er war, die Kindern des Ehepaares vor und erschoss sie mit nicht mehr als 10 Kugeln. Die Obduktion zeigte, dass der Mörder wohl noch nach ihrem Tod weiter auf sie einschoss. Laut dem Spuren Bericht waren wohl mehrere Täter am Werk, was auch die Aussagen einiger Zeugen unterstützen würden, die meinten Schüsse gehört zu haben und eine auffällige Gruppe an Männern, maskiert mit Reptilien ähnliches Masken erspäht zu haben.

Wir halten sie weiter auf dem Laufenden.

Ein unglaublicher Zorn stieg in Hiko auf, obzwar ihr immer noch übel war. Ängstlich und gleichzeitig von der kalten Wut und Fassungslosigkeit übermannt blickte sie in die jungen Gesichter der Kinder, hier auf diesem Papier für immer festgehalten. Sie lächelten. Sie lächelten so breit und lebensfroh, nicht wissend, dass sie bald einfach aus dem Leben gerissen würden. Nicht wissend welch eine schreckliche Nacht ihnen bevor stehen würde.

Hier auf diesen Fetzen an Zeitungspapier lächelten sie für die Ewigkeit. Eine Schatten ihrer selbst, die in einem so jungen Alter verdammt seien mussten zu sterben. Das älteste Mädchen war noch jünger als Hiko. Warum mussten sie sterben, wenn sie doch nichts getan hatten? „ Reptilienmasken" , grübelte Hiko stumm. Sie wusste sofort wer der Mörder dieser glücklichen Familie war. Sie glaubte sofort zu wissen bei wem das Ehepaar noch Schulden hatte.

Children of truth/ Ein Meer aus weißen Flammen ( Bungou stray dogs) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt