Das Boot am Hafen

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„ Herein?" ertönte kurz nachdem Hisa gegen das Holz geschlagen hatte die Stimme von ihrem Sportlehrer. Ein wenig scheu drückte Hisa die Klinke hinunter und schob die schwere Holztür bei Seite. Mr. Akiyamas Arbeitszimmer war ein kleiner, aber sehr reinlicher Raum. Weiße Wände booten einen starken Kontrast gegenüber den schwarzen Regalen. Die Schränke waren vollgestopft mit Papier und Büchern und auf der Fensterbank schlief ein schwarzes Kaninchen. Ihr Lehrer saß am Tisch, die Beine überschlagen und irgendetwas an einem Laptop schreibend.

„ Ah Hisa und Nyoko, Kiri und Hiko, was gibt mir die Ehre eures Besuches" Er lächelte, doch entging Hiko nicht, dass er ziemlich auffällig oft zu Kiri sah, was Hiko schon bald ahnen ließ, dass er wohl vermuten mochte, Kiri hätte wieder etwas ausgefressen. Also riss Hiko sich am Riemen und begann zu sprechen. „ Wir haben gehört, dass man die Erlaubnis einer Klassenlehrkraft braucht, wenn man am Wochenende die Stadt besichtigen möchte und da sie unser Klassenlehrer sind..."

„ Ihr vier wollt also gemeinsam in die Stadt?", unterbrach Akiyama sie mit einem verschmitzten Lächeln. „ Ähhh, jaaa", antwortete Hiko ihm und er klatschte mal wieder in die Hände, so wie er es oft zu tun pflegte, wenn er zu einem Entschluss gekommen war. „ Nun, wenn ich euch gehen lasse benötige ich jedoch einen triftigen Grund von euch, warum ihr in die Stadt wollt" sagte er bestimmend und verschränkte die Arme vor der Brust. „ Am Hafen ist Jahrmarkt und wir wollten dort kurz einmal vorbeischauen", raffte Nyoko sich zusammen, auch etwas zu sagen. Hiko hingegen war sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee gewesen war, denn auf in einen Freizeitpark zu gehen hörte sich für sie eher nach einem Vergnügen, als einer wichtigen Angelegenheit an.

„ Aha, der Jahrmarkt also", lachte Akiyama und nickte. „ Also als ich so jung wie ihr war, wäre das auch ein triftiger Grund für mich gewesen", schwebte er in Erinnerungen, als das kleine, schwarze Kaninchen von der Fensterbank sprang und mit einem Satz auf dem Schreibtisch landete. „ Awwww", hauchte Hisa entzückt. „ Das ist Blacky", stellte Akiyama seinen kleinen Freund vor und pflückte das Kaninchen vom Tisch, da dieses begonnen hatte an den Kabeln zu kauen. Hisa blickte verzückt zu dem kleinen Kaninchen und wurde rot vor Begeisterung, als Blacky sich neben ihr niederließ.

„ So...wo waren wir" murmelte Akiyama mehr zu sich selbst, als zu den anderen und zog einen Stift aus seiner Federtasche. Er nahm ein Blatt Papier aus seinem Pult und beschriftete es schnell mit ein paar verschnörkelten Wörtern, dann drückte er es Hiko in die Hand.

„ Erlaubnis für Besuch in der Stadt", las Hiko stumm. Darunter hatte ihr Lehrer noch seine Unterschrift gesetzt. „ Zeigt das einfach den Lehrern, wenn ihr gefragt werdet", erklärte er der kleinen Gruppe was sie zu tun hatte. „ Danke Mr.", lächelte Hiko unschuldig und sie verließen gemeinsam das Zimmer. „ Wow, ich hätte nie gedacht, dass das so einfach werden würde", murmelte Kiri verwirrt.

Den ganzen Abend lang beratschlagten sie im Gemeinschaftsraum, jeder mit einem Tee versorgt, was sie alles in der Stadt unternehmen wollten. „ Ich bin so aufgeregt, ich bin so aufgeregt", sang Hisa, die sich vor lauter Vorfreude kaum noch halten konnte. Letztes Jahr war sie noch zu jung gewesen, um Tokio einen wirklichen Besuch abzustatten und sie war dazu gezwungen gewesen in der Schule zu bleiben und dies war wohl mit unteranderem der Grund, warum sie nun so begeistert davon war, den Jahrmarkt zu besuchen.

Voller Träume von Zuckerwatte und Karussellen hatten Hisa und Nyoko kurz darauf ihre Sparschweine geplündert um zu sehen wie viel Geld sie hatten. Beide hatten jeweils 2000 Yen bei sich, welche sie durch verschiedene Arbeiten beim Hausmeister als Belohnung ergattert hatten. Hiko hatte auch schon ein wenig Geld angesammelt, indem sie den Putzfrauen ein wenig unter die Arme gegriffen hatte und so zählte ihr Taschengeld um die 1000 Yen. Nur Kiri hatte keinen einzigen Yen, doch die anderen hatten angeboten mit ihr zu teilen, was Kiri recht unangenehm zu seinen schien.

Children of truth/ Ein Meer aus weißen Flammen ( Bungou stray dogs) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt