Saphira
Fassungslos starre ich ihn an. Meint er das Ernst? Ich soll ihn heiraten. Der Tag kann nicht mehr verrückter werden. Ich kenne diesen Mann grade mal seit einer Stunde und plötzlich soll ich heiraten. Krampfhaft unterdrücke ich die Tränen, denn ich will garantiert nicht vor ihm weinen. Tränen sind Zeichen der Schwäche und in dieser Situation kann ich mir keine Schwäche erlauben.
Ich muss ruhig bleiben, zumindest, solange ich nicht alleine bin. Ich schließe für einen Moment die Augen und nehme einen tiefen Atemzug. Alles gut. Es ist alles gut. Das wird schon wieder.
Langsam öffne ich meine Augen und mein Blick begegnet dem von Mister Rodríguez. Ich wurde verkauft von meiner Familie und soll nun heiraten.
Verdammt, nein. Ich werde in 2 Monaten erst 18 und danach sollte alles besser werden. Ich wollte ausziehen und wirklich glücklich werden, aber jetzt, was soll ich jetzt nur tun? Eine Welle der Verzweiflung überrollt mich und ich kralle meine Hände in die Lederbank, um die Tränen zu verdrängen.„W-warum?", bringe ich leise hervor.
Mister Rodríguez lehnt sich leicht zurück und sein intensiver Blick schweift über meinen Körper und hinterlässt eine Gänsehaut. Es scheint, als würde er für einige Sekunden, die sich wie Stunden anfühlen, mich und meine Seele studieren, bevor er seinen Blick abwendet und sich einen ziemlich teuer aussehenden Whisky eingießt.
Er ist reich, das ist schon mal klar.
„Ich brauche jemanden, der gut an meiner Seite aussieht- jemanden wie dich." Langsam nimmt er einen Schluck aus seinem Glas und lächelt mich an. Aber nicht auf eine nette Art und Weise, bei der einem warm ums Herz wird, nein sein Lächeln ist eiskalt und unberechenbar. Als würden hinter seinem Lächeln Tausende von Geheimnissen lauern. Ich schlucke schwer.
Eins wird mir klar, er sieht nicht nur gefährlich aus, er ist gefährlich.
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Nach ungefähr einer halben Stunde, in der Mister Rodríguez mich nur ignoriert und ich mich nicht getraut hatte, die Stille zu unterbrechen, erreichten wir ... mein neues Zuhause? Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, wo wir sind. Er könnte mich auch einfach aussetzen oder mich töten. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen sollte oder doch lieber einfach ruhig bleiben sollte.
„Wir sind da", holte mich Mister Rodríguez zurück in die Realität.
Die Tür wurde geöffnet und er stieg aus, um mir herauszuhelfen. Ich murmelte ein leises Danke, bevor ich mich umdrehte, um zu schauen, wo wir sind. Mein Mund stand weit offen, als ich auf die wahrscheinlich größte und luxuriöseste Villa der Welt starrte. Ich wusste ja, dass Mister Rodríguez reich war, das konnte man ihm ansehen, aber so reich? Werde ich darin wohnen? Meine Freude verschwand ziemlich schnell, als ich darüber nachdachte, dass er ein Fremder ist und ich mit ihm leben muss. Vielleicht behandelt er mich auch als Sklavin oder er vergewaltigt mich. Was wäre, wenn er-
Halt doch mal die Luft an, vielleicht wird es nicht so schlimm
Oder er-
Nein
Aber-
„Bist du fertig mit starren, Saphira?", fragte mich die amüsierte Stimme von Mister Rodríguez und ich machte schnell den Mund zu und nickte. Ich wurde ganz rot und schaute schnell weg. Meine Eltern sind nicht arm, aber trotzdem nicht so ... reich. Die Villa ist groß, hat viele Fenster und sogar einen verdammten Springbrunnen. Das ist wahrscheinlich der Traum jedes Mädchens und meiner auch, wenn ich nicht gerade sozusagen verkauft wurde.
„Komm schon, Rupert nimmt deine Taschen". Mister Rodríguez schob mich vorwärts und zusammen gingen wir in die Villa. Ich staunte nicht schlecht, als ich sein Wohnzimmer sah. Bei so einer teuer aussehenden Couch würde ich mich nichtmal trauen, darauf zu sitzen.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Mister Rodríguez, als sein Telefon anfing zu klingeln. „Gib mir eine Sekunde und fass nichts an!", sagte er streng und verschwand hinter einer Tür. Ich seufzte und sah mich weiter um. Natürlich hätte ich jetzt wegrennen können, aber ich weiß nicht einmal, wo ich bin, außerdem wo sollte ich hin ohne Geld oder ein Handy. Ich entdeckte ein paar Fotos von 6 kleinen Jungs. Ich nahm den Bilderrahmen in meine Hand und lächelte leicht. Hat er etwa Brüder?
Ich legte gerade den Bilderrahmen weg und wollte mich umdrehen, als ich eine kalte Klinge an meinem Hals spürte. Ich erstarrte und wimmerte leise, als mein Kopf gewaltsam zurückgezogen wurde.
„Ich habe Lucian schon so oft gesagt, er soll seine Schlampen nicht mit nachhause bringen", flüsterte eine dunkle rauchige Stimme in mein Ohr. Der Geruch von Zigaretten und Aftershave stieg mir in die Nase. Das ist nicht Mister Rodríguez, er klingt anders. Aber wer bedrohte mich dann mit einem Messer?
In Panik versuchte ich mich zu erklären: „ich bin nicht-". Doch eine andere Stimme unterbrach mich. Ich guckte auf und sah Mister Rodríguez. Eine Welle der Erleichterung überkam mich, als ich ihn sah, die sich aber schnell in Überraschung verwandelte.
„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das Messer von der Kehle meiner zukünftigen Frau nehmen würdest, Mattheo".
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Broken Hearts
RomanceDu weißt nicht, was sich alles hinter einem hübschen Gesicht versteckt... In ihren gesamten 17 Lebensjahren hat Saphira gelernt, ihre Gefühle und Gedanken hinter einer Maske aus Perfektionismus zu verstecken. Sie ist freundlich, intelligent und bild...