Lucian
Bitte erinnere mich daran, dass ich in diesem Haus niemals eine Frau alleine lassen kann, weil meine gestörten Brüder sie fast umbringen. Ich will damit nicht unbedingt sagen, dass ich besser bin als er, aber immerhin habe ich genug Moral, um niemals eine Hand an eine Frau zu legen, ohne ihre Einwilligung. Nun ja, mit ihrer Zustimmung passiert einiges mit der Hand im Schlafzimmer, aber es ist nicht gerade die beste Situation, über meine Bettspielchen nachzudenken.
"Lass sie los, ich meine es ernst, Mattheo", sage ich mit eisiger Stimme. Ich würde Saphira noch brauchen und er weiß ganz genau warum.
Es macht mich nur noch wütender, dass mein Bruder es wagt, dumm zu grinsen und das Messer fester an ihre Kehle zu drücken. Saphira stößt ein kleines Wimmern aus und ich spüre sofort, wie sich etwas in meiner Anzughose regt. Verdammt, nicht jetzt. Dieses Mädchen wird mir noch den Tod bringen. Es ist nichts Besonderes, dass ein Mädchen bei solchen Lauten mich erregt, aber genau vor meiner Familie ist das noch nicht passiert.
Wobei das auch sein könnte, weil ich versuche, die Mädchen aus meinem Leben fernzuhalten. Mal ein One-Night-Stand, ja, aber die meiste Zeit konzentriere ich mich auf meine Aufgabe.
Mit schnellen Schritten gehe ich auf die beiden zu, reiße das Messer von Saphiras Kehle weg und drehe mit einer geübten Bewegung Mattheo den Arm auf den Rücken und presse das Messer an seine Kehle. Gekonnt ignoriere ich Saphiras geschocktes Aufkeuchen und lehne mich vor, um meinem Bruder ins Ohr zu flüstern:
"Saphira wird wohl oder übel bald zur Familie gehören, also würde ich dir raten, die Finger von ihr zu lassen."
Mattheo lacht auf und stößt mich grob von sich weg. Verärgert stecke ich das Messer weg und wende mich Saphira zu. Mein Blick streift ihren zarten Hals. So sanft. Genau da, wo mein Bruder ihr das Messer an den Hals gehalten hat, hat sich eine zartrosa Linie gebildet. Wie von selbst streckt sich meine Hand aus und ich streiche mit dem Daumen darüber. Verdammt, was tue ich hier nur?
Ich kenne das Mädchen seit höchstens 2 Stunden und sie ist nur ein Mittel zum Zweck, zumindest sollte sie das sein. Gerade benehme ich mich wie ein verliebter Trottel. Das muss aufhören.
Ich nehme meine Hand von ihrem Hals weg und richte meine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht. Keine besonders schlaue Idee, sie zieht mich nur noch mehr in ihren Bann. Diese verdammten blauen Augen. Saphira wirkt so unschuldig, aber in ihren Augen sehe ich einen Sturm kämpfen. Ich reiße meinen Blick fort von ihr.
Ich muss mich zusammenreißen. Sie bedeutet gar nichts. Sie ist gar nichts.
"Geht es dir gut?", frage ich und bemühe mich um eine neutrale Stimme, obwohl gerade Chaos in meinem Kopf herrscht. Sowas ist mir noch nie passiert. Niemand kann mich aus der Fassung bringen. Was ist an ihr so besonders? Was macht sie so anders?
"Ich denke schon", antwortet mir Saphira mit zittriger Stimme.
Ich könnte meinen Bruder umbringen dafür, dass er nicht einmal sein verdammtes Messer stecken lassen konnte. Apropos Bruder, Mattheo beobachtet uns amüsiert, bevor er aufsteht und einen Arm um meine Schulter legt.
"Du hast es dir also zur Aufgabe gemacht, unserer Familie ein neues Spielzeug zu bringen, hmm?", sagt er breit grinsend und erhöht damit meine Lust, ihm ins Gesicht zu schlagen.
"Halt die Fresse, Mattheo", meine ich kühl und schiebe seinen Arm weg. "Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, endlich den Platz als Mafiaboss einzunehmen", verbessere ich ihn.
"Du ziehst es also wirklich durch? Lorenzo wird nicht sonderlich erfreut sein, immerhin ist er der Erstgeborene und-".
Ich unterbreche ihn genervt. Ich bin kurz davor, seinen Kopf gegen die Wand zu donnern. "Es gibt keine Regel, die besagt, dass nicht der Zweit- oder Drittgeborene den Platz übernehmen kann. Es ist alles nur eine Frage der Zeit und der...", mein Blick schweift zu Saphira, die immer noch an derselben Stelle steht wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
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Broken Hearts
RomanceDu weißt nicht, was sich alles hinter einem hübschen Gesicht versteckt... In ihren gesamten 17 Lebensjahren hat Saphira gelernt, ihre Gefühle und Gedanken hinter einer Maske aus Perfektionismus zu verstecken. Sie ist freundlich, intelligent und bild...