Sugawara: Wenn es dir nicht gut geht, möchte ich wissen, was der Grund ist
Du: Ich sage es dir irgendwann persönlich
Sugawara: Dann komme ich heute nach dem Volleyball vorbei und du sagst es mir persönlich
Du: Nein, bitte, Sugawara
Sugawara: Was? Es gibt keine Widerrede, ich komme vorbei und dann erzählst du mir, was los ist
Du: Okay, ich möchte dich aber nicht mit meinen Problemen belasten
Sugawara: Das tust du nicht, ich entscheide mich schließlich freiwillig dazu, dir zuzuhören
Du: Wann ist das Training vorbei?
Sugawara: Wenn es schon dunkel ist
Du: Okay... sollte ich dich vorwarnen?
Sugawara: Wie du möchtest. Du kannst es mir auch erst heute Abend erzählen
Du: Ich weiß nicht
Sugawara: Alles gut, mach dir keinen Stress :)
Er macht sich anscheinend wirklich Sorgen. Ich starrte noch einige Minuten auf seine Nachricht.
Du: Ich habe Depressionen
Dann legte ich schnell mein Handy weg und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Seltsamerweise weinte ich aufgrund meiner Depressionen nicht wirklich viel, aber wenn, dann lange. Als ich noch in Tokyo war, hatte ich niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte. Ich konnte auch niemandem gegenüber weinen. Ich glaube deshalb habe ich es mir sozusagen abgewöhnt. Aber jetzt, wo ich an die Mädchen und daran dachte, dass Sugawara später zu mir kommen würde, stiegen mir Tränen in die Augen. Ich hörte mein Handy vibrieren und wusste sofort, dass es Sugawara sein musste. Ich hob vorsichtig mein Handy hoch und sah die Nachricht:
Sugawara: Ich komme später auf jeden Fall vorbei. Und versuch erst gar nicht, mir nicht aufzumachen.
Ich lächelte schwach und setzte mich auf. Ich hatte Hunger und doch irgendwie nicht. Ich entschied mich dazu, nichts zu essen und ging nach oben in mein Zimmer, um etwas zu zeichnen.
Sugawara's Sicht:
Ich erstarrte, als ich die Nachricht las. Daichi, der sich neben mir seine Trainingsjacke auszog, klopfte mir auf die Schulter und lachte. „Was ist denn los, Suga? Hast du ein Einhorn gesehen?" Tanaka, Nishinoya und Hinata brachen in schallendes Gelächter aus, doch Sugawara schüttelte den Kopf. „Ist sicher alles okay, Sugawara?", fragte Yamaguchi vorsichtig. „Hey, vielleicht hat sein Einhorn eine pinke Mähne.", kommentierte Ennoshita. „Nein, das ist es nicht. Ist nichts wichtiges.", antwortete ich und steckte mein Handy schnell weg, damit Daichi die Nachricht nicht las. Doch er schien zu ahnen, dass es etwas wichtiges war, denn ich war im Training die ganze Zeit mit meinen Gedanken woanders.
„Suga, wenn was ist, dann sag es uns.", sagte Daichi, als er, Asahi und ich nach dem Training alleine in der Umkleide standen. „Ich mag es nicht, wenn du nicht mehr lachst.", fügte Asahi besorgt hinzu. „Ist alles gut. Ich bin nur rein bisschen müde, das ist alles.", antwortete ich und schnappte mir meine Tasche. Als ich in den Bus einstieg, zog ich mein Handy heraus und schrieb Rara.
Du: Ich bin auf dem Weg
Rara kam kurz danach online, ließ die Nachricht allerdings auf gelesen. Ich machte mir Sorgen um sie. Als ich vor ihrem Haus stand, versuchte ich meine zitternden Hände ein wenig zu beruhigen und klingelte anschließend. Ich wartete einige Minuten, dann hörte ich leise zögerliche Schritte auf der Treppe. Rara öffnete die Tür und von ihrer Hand tropfte etwas rotes. Ich nahm sofort ihr Handgelenk und hielt ihre Hand vor mein Gesicht. „Keine Sorge, das ist nur Farbe. Ich habe gemalt.", antwortete sie leise und ließ mich herein. Sie nahm mir meine Tasche ab und stellte sie auf die Treppe, dann ging sie ins Wohnzimmer.
Ich folgte ihr und betrachtete ihre Haare, die sie zu einem einfachen Zopf zusammengebunden hatte. Ihre Haarfarbe faszinierte mich. Im Licht schienen sie golden zu leuchten. Wir setzten uns gegenüber an den Esstisch und sie fragte mich, ob ich etwas trinken wolle, ich verneinte allerdings. „So, erzähl mir alles. Natürlich nur wenn du das auch möchtest.", sagte ich. Sie senkte den Blick zur Tischplatte nieder und faltete ihre Hände. „Ich weiß nicht, ob ich dir tatsächlich davon erzählen sollte. Es belastet dich sicher.", murmelte sie kaum hörbar.
Ich spürte, wie Besorgnis in mir hochstieg. Hatte sie nie mit jemandem darüber gesprochen? „Hast du mit anderen darüber gesprochen?", fragte ich, sie schüttelte allerdings den Kopf. „Ich hatte niemanden. Und niemand wollte mit mir darüber reden, also hab ich auch nicht darüber geredet.", antwortete sie und ihre Finger verkrampften sich. „Aber jetzt bist du hier. Und du hast mich, um darüber zu sprechen. Man muss darüber reden, ansonsten wird es nur immer schlimmer." Ich merkte, dass ich ernst klang, weshalb Rara ein wenig verwundert zu mir aufsah. Um die Situation ein wenig zu entspannen, lächelte ich und sie lächelte zurück.
Wir unterhalten uns noch lange. Sie erzählt mir, dass ihre Eltern eigentlich immer bereit gewesen wären, um mit ihr darüber zu sprechen, doch sie waren so viel mit ihrem Job beschäftigt, als dass sie oft mit ihnen sprechen konnte. Und wenn sie dann einmal sprachen, dann ging es meistens um ihre Schwester. Maya hier, Maya dort, immer nur Maya. „Habt ihr nicht über dich gesprochen? Wenn du zum Beispiel eine Klausur geschrieben hast?", fragte ich mit ein wenig Hoffnung, doch Rara schüttelte betrübt den Kopf. Meine Hoffnung schwand und ich blickte zur Tischplatte hinunter. „Mich wirst du nicht so einfach wieder los, das kannst du mir glauben."
Als ich mich schließlich von Rara verabschiedete, ist es bereits halb neun. Sie sah selbst ziemlich müde aus und schien froh zu sein, endlich schlafen gehen zu können. „Hast du heute was gegessen?", fragte ich und sie wurde plötzlich kleinlaut. „Nur heute morgen ein bisschen..." „Du musst etwas essen.", mahnte ich sie streng und sie nickte nur. „Ansonsten muss ich sichergehen, dass du in der Mittagspause etwas isst." Sie nickte erneut. „Du kannst dich auch gerne zu uns setzen, ich habe gesehen, dass du heute so alleine dasaßt." Sie nickte zum dritten Mal und langsam habe ich das Gefühl, dass sie ihre Stimme verloren hat. „Du kannst einfach zu uns kommen, keiner hat ein Problem damit.", sagte ich, bekam jedoch nur ein weiteres Nicken als Antwort.
Ich verabschiedete mich schließlich und umarmte sie zum Abschied, diesmal ein wenig länger als gestern. Doch es schien ihr nicht unangenehm zu sein, sondern sie schien es zu mögen, denn sie legte vorsichtig ihre zierlichen Arme um meinen Rücken und verschränkte ihre Finger. Ich atmete den Geruch ihrer Haare ein und schloss für einen Moment meine Augen. Ihre Haare rochen nach Blumen und wie ich so dastand dachte ich, wenn ich die Augen öffnen würde, würde ich mitten in einem Blumenfeld stehen. Ich öffnete schließlich meine Augen und hatte schon längst vergessen, wie lange wir hier standen und uns umarmten. „Du musst mit mir nicht so vorsichtig sein...", flüsterte ich. „Ich bin ein Volleyballspieler, ich bin ganz andere Sachen gewöhnt." Als wäre dies ein Zeichen verstärkte sich ihr Griff an meiner Hüfte und sie schien mich nicht mehr loslassen zu wollen.
Nach einer weiteren unglaublich langen Zeit ließ ich sie schließlich los, wir beide taten es widerwillig. Ich verabschiedete mich schließlich endgültig von ihr und sie schloss nach einem kurzen Zögern die Tür hinter mir. Ich ging die Straße entlang und schloss kurz die Augen. Ihr Geruch hing mir noch immer in meiner Nase und ich sah das Blumenfeld wieder vor mir. Doch es verschwand urplötzlich, als ich meine Augen wieder öffnete, damit ich meine Tür aufschließen konnte und meine Wohnung betrat.
Rara's Sicht:
Ich lag noch lange wach. Ich hatte mich wie ein Siebenschläfer unter meiner Decke zusammelgerollt und war todmüde, doch die Schmetterlinge in meinem Bauch waren da anderer Meinung. Sie tobten wild durch meinen Magen, als würden sie mir auf gar keinen Fall Schlaf gönnen. Ich drehte mich auf den Rücken und verlor das Gleichgewicht, kurz darauf lag ich auf dem harten Holzboden meines Zimmers. Doch dort fand ich endlich in einen unruhigen Schlaf.
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Wörter: 1.277
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FanfictionRara Fusato ist ein hübsches Mädchen von 16 Jahren, sie geht erst seit kurzem auf die Karasuno. Doch dort gibt es einen Jungen, der ihr völlig den Kopf verdreht. Doch sie kann ihn in ihrem Zustand nicht lieben.