* 1. Kapitel *

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Was einmal geschah, wird nicht mehr vergessen werden

"Wie spät ist es jetzt?", fragte mich meine ältere Schwester Namid hektisch.

Ich seufzte wieder und verdrehte meine Augen. Wie oft wollte sie mich das eigentlich noch fragen? Meine Schwester war 2 Jahre älter als ich, aber oft kam es mir vor, dass ich hier die Ältere war mit meinen mickrigen 16 Jahren. Heute nervte sie mich besonders, weil unser Cousin Len zu Besuch kam. Eigentlich würde es ein etwas längerer Besuch werden, da unsere Mutter und unser Vater für 5 Monate nach Indien reisen mussten, wegen den Ausgrabungen die dort statt fanden.
Meine Eltern liebten ihren Job als Archeologen und waren schon fast überall auf der Welt. Dieser Job verlangte es ja auch, dass man zu jeder Tages und Nachtzeit bereit war. 
Meine Mutter hatte Len nun als Aufpasser angeheuert, weil sie ja meinte, dass wir nach nur einer Woche schon verhungern würden oder jeden Tag uns nur von Fast Food ernähren würden.
Meine Schwester mochte Len sehr, nur ich konnte nie etwas mit ihm anfangen und hielt mich immer im Hintergrund, wenn er da war. Auch wenn er nicht oft zu Besuch kam, war es dennoch immer ein komisches Gefühl, welches mich plagte, als ich ihn sah. Und das hatte ich eigentlich nicht oft, wenn ich ehrlich bin. Besonders nicht so stark, obwohl ich ihn nicht einmal gut kannte.

"Nahi?", hörte ich eine piepsige Stimme neben mir fragen.

Meine Gedankenflüsse wurden augenblicklich unterbrochen. Ich schüttelte meinen Kopf und drehte meinen Kopf zu Namid. Ihre hellbraunen Augen funkelten mir strahlend entgegen. In unserer Familie hatte jeder braune Augen außer ich. Meine Augen schimmerten smaragdgrün. Dafür hatte ich die geichen langen braunen Haare wie meine Schwester.
Eigentlich schauten wir uns sehr ähnlich und wurden deshalb schon oft für Zwillinge gehalten. Aber die Eigenschaften von uns waren total verschieden. Während ich eher ruhig und nachdenklich war, war Namid sehr aufgeschlossen und frech. Aber natürlich konnte auch ich sehr aufgebracht und frech sein, wenn mir jemand auf die Nerven ging.

"Was willst du schon wieder, musst du mich jede Minute das Gleiche fragen?", fragte ich sie genervt.

Namid drehte sich beleidigt auf die Seite und zog einen Schmollmund. Ich hasste es, wenn sie das tat, denn diesem Blick konnte ich einfach nicht wiederstehen. Leise seufzte ich und stöhnte ein gequältes 'Ach'. Ich knuffte ihr in die Seite und schon kicherte sie los. Ich fand es immer total lustig, weil sie fast starb, wenn ich sie kitzelte.
Unsere Familie hatte einen großen Zusammenhalt, deshalb konnte niemand lange auf den Anderen böse sein, weshalb ich meine Eltern trotz ihrer langen Reisen immer wieder verzeihen würde.

Unsere Vorfahren gehörten zum Stamm der Indianer und meine Eltern legten sehr viel Wert darauf auch weiterhin etwas von dieser Kultur zu erhalten, deshalb hatten wir auch einen indianischen Vornamen. Mein Name Nahimana bedeutet übersetzt mystisch und geheimnisvoll. Namid bedeutete Sterntänzerin der Nacht. Ich verstand nicht warum man uns solche Namen geben musste, aber schließlich hieß ich nun einmal so und konnte daran auch nichts ändern.
Meine Großmutter Mika meinte, dass dieser Name perfekt zu mir passte. Ich hatte meine Großmutter wirklich sehr gerne. Sie lebte nur ein paar Kilometer von hier entfernt in einem großen Haus, weshalb ich sie auch oft besuchen ging. Sie war Heilpraktikerin und lebte auch nach dem Heilwissen der Indianer, was mich persönlich aber wenig interessierte. Leider litt sie unter Alzheimer, vergas leicht wichtige Dinge und brachte sich somit schon oft in Gefahr.
Das Haus in dem sie wohnte war außerdem zu groß für sie. Es war siche doppelt so groß wie unser Bungalow. Dafür war unser Haus moderner eingerichtet. Das von meiner Großmutter war alt und eigentlich war fast alles aus Naturholz gebaut worden.

"Es hat geläutet", schrie Namid und stürzte zu der großen hölzernen Haustüre.

Ich seufzte wieder und ging widerwillig zur Haustüre um unseren Cousin zu empfangen. Namid stemmte die schwere Türe auf und fiel dem verblüfften Len um den Hals. Dieser ließ erschrocken seine Koffer fallen und nahm die Umarmung meiner Schwester an.
Obwohl er schon ein knappes halbes Jahr nicht mehr hier war, hatte er sich sehr verändert. Er hatte nun dunkelblonde Haare, die er sauber zur Seite gegelt hatte. Seine braune Augen waren so ähnlich wie die von Namid. Aber was mich sehr verwunderte war, dass er eine nun eine muskulöse und angsteinflössende Statur hatte. Vorher war er eher dünn und hatte wenig Muskeln. Ich blickte schnell weg, denn er sah, dass ich ihn musterte.

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