2

135 6 2
                                    

Daliah POV:
Olivia und ich hatten uns während die anderen Lehrer sich alle in ihren Klassen aufhielten noch ein wenig in unserem alten Schulgebäude umgesehen, hier war wirklich fast alles noch so wie damals, unser alter Klassenraum in dem wir so viel scheiße gebaut hatten, die Toiletten die wir fast in brand gesetzt hatten und viele andere weiter räume.
Ein wenig schwelgten wir noch in Erinnerungen, dann entschieden wir jetzt nach Hause zu fahren. Wir hatten uns mit einigen unserer alten Lehrer unterhalten und waren dann für heute freigestellt da wir eh keinen Unterricht hatten.
Ich saß schon in meinem Auto als mir auffiel dass ich ein paar meiner Formulare auf meinem Platz im Lehrerzimmer vergessen hatte, also stieg ich nochmal aus und als ich schließlich die Tür des Lehrerzimmers öffnete überkam mich ein schlag.
Dort stand Vanessa, mit dem Rücken zu mir, die blonden langen Haare die ihr glatt über ihre Schultern fielen, eine Jeans die ihren Po perfekt betonte und eine weinrote Bluse die ihr wie angegossen stand. Sie musste mich noch nicht bemerkt haben, denn sie blickte weiter aus dem Fenster. „Verdammt Daliah! Du bist nicht mehr ihre ängstliche Schülerin! Stell dich jetzt nicht so an!" sagte ich mir immer wieder in Gedanken während ich zu meinem Platz im hinteren Teil des Raumes zuschritt. Der Teppichboden verschluckte das klackern meiner Absätze glücklicherweise, denn sonst hätte sie mich womöglich spätestens jetzt bemerkt.
Als ich jedoch alles zusammenhatte was ich noch brauchte und wieder aufsah blickten mir zwei eisblaue Augen entgegen, welche mich schwer schlucken ließen. Sie hatte die oberen beiden Knöpfe ihrer Bluse aufgeknöpft und spielte mit dem Anhänger ihrer Kette, so wie sie es schon damals immer getan hatte. Als ich erkannte um was für einen Anhänger es sich handelte entglitten mir für einen Moment meine Gesichtszüge, ich hatte ihr diese Kette vor einigen Jahren geschenkt.
„Du trägst sie immernoch?" mehr war mir in diesem Moment nicht eingefallen, warum wurde ich nur immer so verdammt schwach wenn sie in der nähe war?! Zunächst bekam ich keine Antwort auf meine Frage, doch als ich gerade gehen wollte erhob sie das Wort. „Ja, natürlich." ihre Stimme hatte sich kaum verändert, ich könnte schwören ihre Stimme hörte ich sich immernoch so an wie vor sieben Jahren als wir uns das letzte mal gesehen haben. „Du hast dich kein Stück verändert, Vanessa." stellte ich also fest, darauf bedacht dem intensiven Augenkontakt standzuhalten. „Du hast dich durch und durch verändert, Daliah." gab sie zurück. „Soll ich das als Kompliment oder als beleidigung ansehen?" gab ich etwas zu patzig zurück. „Was denkst du denn was es war?" ihre Stimme klang verführerisch, und ich wusste genau, dass ich dem nicht lange standhalten würde. „Ich muss los." presste ich hervor und drängte mich an ihr vorbei aus dem Lehrerzimmer hinaus in mein Auto.

„Und dann hat sie angefangen mit dir zu flirten?! Sag mal geht's noch? Was denkt sie eigentlich wer sie ist!" schrie Olivia mich gerade regelrecht durchs Telefon an. „Ach keine Ahnung ob sie flirten wollte! Aber sie hat diese Stimme aufgesetzt und verdammt! Das hat mich so schwach gemacht." erwiderte ich. „Du weißt, ich mag Ben nicht sonderlich, aber ich warne dich! Such dir eine andere Frau, aber geh nicht zurück zu ihr." der hatte gesessen, Olivia hatte meinen Mann wirklich noch nie gemocht, genauso wie meine Familie. Sie alle hatten mir davon mit ihm zusammenzukommen und ihn zu heiraten abgeraten, aber ich musste es einfach tun, ich wollte nicht dass meine Tochter ohne Vater aufwachsen müsse, so wie ich es musste. „Halt Ben da bitte raus." erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Jaja ist ja gut. Wie dem auch ist, ich muss jetzt auflegen, ich hab gleich nen Termin." gab sie mit einem schweren seufzer von sich bevor sie schließlich auflegte. Ich saß im Auto vor der Schule meiner Tochter, sie hatte heute ihren ersten richtigen Schultag und ich würde gleich mit ihr zu meinen Adoptiveltern fahren. Im alter von 9 Jahren hatten sie mich adoptiert da meine leibliche Mutter bei einem Autounfall ums leben gekommen war und ich sonst keine Verwandten hatte die sich um mich hatten kümmern können. Meine Stiefmutter war ebenfalls Lehrerin an einem Gymnasium in der Nebenstadt und brachte als ich 10 war meine Adoptivschwester zur Welt. Trotz dessen dass sie ihre leibliche Tochter war liebten sie uns beiden gleich, ich war wie ihre eigene Tochter für sie.
Ein leises seufzen entwich mir und in diesem Moment ertönte die Klingel der Grundschule. Ich stieg aus und lief zum Tor durch welches meine Tochter gleich gelaufen kommen würde, und kaum stand ich neben dem Tor war sie auch schon in meinem Sichtfeld. Zoe kam lachend mit ihrer besten Freundin Mara auf mich zugelaufen und lies sich von mir umarmen. „Mamiiiiiii!" quietschte sie mir entgegen, „Hey Liebling, wie war dein erster Schultag?" fragte ich mit einem ebenfalls strahlenden lächeln während ich ihr durch ihr blondes Haar strich.
Wir warteten noch eine Weile bis Maras Mutter auch aus dem Auto stieg und fuhren dann nochmal zu meiner Schule um meine Adoptivschwester dort einzusammeln da sie auf die Schule ging an der ich arbeitete und ich Mama versprochen hatte sie einzusammeln.

Vanessa POV:
Ich beschleunigte mein Tempo, immer darauf bedacht nicht über eine der vielen Wurzeln am Boden zu stolpern. Kaum war ich nach der Arbeit zu Hause angekommen hatte ich mich umgezogen um eine Runde laufen zu gehen, zwar tat ich dies schon jeden morgen vor der Arbeit aber ich brauchte es gerade einfach um wieder klar denken zu können. Daliah war nicht mehr die kleine Stille Schülerin mit Depressionen die sie damals gewesen war, nein. Sie war eine starke, selbstbewusste junge Frau geworden, und der gedanke daran, dass ich nicht die Frau an ihrer Seite sein durfte zerstörte mich innerlich. Ich fühlte wieder diesen Schmerz in mir aufflammen, also legte ich noch weiter zu und sprintete so lange bis ich meine Beine nicht mehr spürte. Schwer atmend lies ich mich gegen meine Haustür sacken, jetzt war eine Dusche genau das, was ich brauchte.
Frisch geduscht und gekleidet in Jogginghose und Oversizedshirt lasse ich mich schließlich auf meine couch fallen. Wie von selbst öffne ich Instagram und gebe in der Suchleiste Daliahs Namen ein, und tatsächlich, als ich auf "nachricht senden" klicke öffnen sich mir alle unseren alten Chats. Sie hatte lediglich den Namen und das Profilbild geändert, sich aber keinen neuen Account gemacht. Als ich ihr Profilbild genauer betrachtete spürte ich eine große Sehnsucht nach ihr, ihr Profilbild zeigte sie. Sie wie sie mit dem Rücken zur Kamera am Strand vor einem wunderschönen Sonnenuntergang steht. Ich klicke wieder den Chat an und die letzten Nachrichten die geschrieben wurden kamen von mir, ich hatte sie angebettelt mit mir zu reden, mir zu erklären was ich falsch gemacht hatte, das wusste ich bis heute nicht. Weiter oben befinden sich Nachrichten aus ihrer Schulzeit:
V: Der Pulli steht dir ;)
D: Ich weiß :)
V: Wem der wohl gehört?
D: Ich glaube meiner Freundin 🤷🏼‍♀️
V: 😂, und jetzt Handy weg, du hast Unterricht!
D: und du nicht oder was???
V: Nein, ich sitze gerade im Lehrerzimmer
D: Aha, woher weißt du dann was ich trage??
V: Hab dich in der Pause gesehen 

Eine Träne lief mir meine Wange herunter, sie fehlte mir wirklich, obwohl sie das nicht durfte. Sie hatte damals beschlossen mich abzuschießen. Aber sie war auch diejenige die die ganze Sache erst begonnen hatte.

An einem dieser tristen November Morgen lief ich durchs Schulgebäude, es war eine dreiviertelstunde vor Unterrichtsbeginn, so früh war zwar noch niemand hier aber dennoch schloss ich bereits die ersten Klassenräume auf. Ganz in meinen Gedanken versunken bog ich um die Ecke und stieß promt mit jemandem zusammen. Ich wollte denjenigen gerade anschnauzen warum er nicht besser aufgepasst hatte, da blickte ich in das Gesicht von Daliah, sie zog mich wie so oft sofort in ihren Bann und all die Worte die ich mir soeben noch zurechtgelegt hatte waren wie in Luft aufgelöst. Sie hatte rot gequollene Augen, welche darauf deuteten dass sie geweint hatte, und das nicht gerade wenig. Ich packte sie am Arm und zog sie hinter mir her in ein Klassenzimmer von welchem ich wusste dass im ersten Block kein Unterricht darin stattfinden würde.
"Hab ich dir weh getan?" fragte ich vorsichtig. "Was?- Oh ähm nein, Entschuldigung." nuschelte sie. "Daliah... Geht es dir nicht gut?.." erwiderte ich mit noch vorsichtigerer Stimme, diese ließ Daliah erschrocken aufsehen, "Sie... sie... Sie kennen meinen Namen?!" fragte sie entgeistert. Sie meldete sich nicht oft, aber trotzdem war sie mir schon in unserer ersten Stunde aufgefallen, außerdem waren die Aufsätze und Hausarbeiten die sie abgab einwandfrei in perfekten Englisch geschrieben. "Ja, natürlich. Ich unterrichte dich schließlich." stellte ich mit nun etwas festerer Stimme klar, „also, ist alles in Ordnung? Du siehst ziemlich fertig aus." bohrte ich noch einmal nach. Nun begann sie wieder heftiger zu weinen und ich zog sie kurzerhand in meine Arme, mein Gefühl sagte mir dass sie das nun brauchen würde. Ein paar Minuten standen wir einfach nur da, und dann sah sie mir schließlich in die Augen, wobei ihre Augen immer wieder zu meinen Lippen wanderten. Dies wäre der Moment in dem ich sie eigentlich von mir stoßen müsste, doch ich konnte nicht. Und ehe ich mich versehen konnte lagen ihre Lippen auch schon auf meinen. Ein gewaltiges Feuerwerk wie ich es noch nie erlebt hatte breitete sich in meinem Bauch aus und ich drängte sie nach hinten bis sie mir ihrem Rücken an die Wand stieß. Allerdings drehte sie uns recht schnell sodass sie nun diejenige war die mich gegen die Wand drückte was mir ein leichtes Keuchen entlockte. Daliah löste sich schließlich von mir, grinste mich noch einmal schelmisch an und verlies dann ohne ein weiteres Wort den Raum.

—————————————————
Dieses Kapitel lässt leider etwas zu wünschen über denke ich, die letzten Tage sitzt meine Kreativität auf null, aber ich hoffe dass sich das recht schnell wieder ändert.

Gestohlene Herzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt