🔥 Laura 🤫

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Manchmal denkt man, dass man so gefestigt ist in seiner Beziehung, dass niemand sie je entzweien könnte

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Manchmal denkt man, dass man so gefestigt ist in seiner Beziehung, dass niemand sie je entzweien könnte. Doch was, wenn die Versuchung an die Tür klopft? Würdet ihr öffnen?

Kennt ihr das auch? Diese Tage, die schon so komisch anfangen, dass man glaubt, heute passiert noch etwas? Wenn man auf der einen Seite müde ist und auf der anderen Seite so voller Energie, dass man sich seine Laufschuhe anzieht, um einfach mal wi...

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Kennt ihr das auch? Diese Tage, die schon so komisch anfangen, dass man glaubt, heute passiert noch etwas? Wenn man auf der einen Seite müde ist und auf der anderen Seite so voller Energie, dass man sich seine Laufschuhe anzieht, um einfach mal wieder eine Runde durch den Park zu drehen?

Heute ist so ein Tag!

Meine Füße tragen mich fast automatisch über den sandigen Boden. Mit jedem Schritt knirscht es, um schließlich ein gleichmäßiges Geräusch zu erzeugen. Das Klopfen meines Herzens mischt sich in den Takt meiner Füße und ich blicke nur geradeaus, bis ich mein Tempo gefunden habe.

Eine Weile laufe ich gemächlich um den See, der in der kleinen Parkanlage unweit meiner Wohnung liegt, und hänge meinen Gedanken nach.

Ein plötzlicher Knall erschreckt mich und holt mich aus meiner Trance. Ich blicke mich um und sehe den nah gelegenen Spielplatz, auf dem gerade ein Kind mit seinem Fahrrad gegen einen Müllbehälter gefahren ist. Eine aufgeregte Mutter läuft sofort hin, um ihren Spross zu trösten.

Ich verlangsame mein Tempo und gehe ein Stück, um mich zu dehnen. Ich halte an einer Bank und strecke meine Beine. Auf der anderen Seite des Spielplatzes sitzt eine junge Mutter, etwa in meinem Alter, und schaut müde auf zwei Mädchen, die im Sand spielen. Sie mögen vielleicht zwei und vier Jahre alt sein.

Die Mutter gähnt herzhaft und schließt für einen Moment die Augen. Sonne fällt auf ihr Gesicht und für ein kurzen Moment sieht sie zufrieden aus. Bis eines der Kinder laut anfängt zu weinen und sie so aus ihrer glücklichen Welt holt. Wärend sie versucht, den Streit der Kinder zu schlichten, frage ich mich, ob das etwas für mich wäre. Den ganzen Tag auf einen anderen Menschen aufzupassen. Brei zu kochen. Windeln zu wechseln. Nächte ohne Schlaf. Sich Sorgen machen. Nicht frei sein, in der Gestaltung meiner Tage. Immer abhängig. Immer fremd gesteuert. Und wofür?

Ich sehe die Mutter gegenüber wahrscheinlich etwas zu mitleidig an, denn sie setzt ein fast entschuldigendes Lächeln auf. Ich grinse zurück und ziehe einen imaginären Hut. Nur weil ich nicht bereit bin, mein Leben für einen anderen aufzugeben, habe ich doch größte Hochachtung vor diesem Job. Immerhin sorgen Menschen wie diese Mutter dafür, dass es mit der Menschheit weitergeht.

Sie lächelt scheu bei meiner Geste und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie ist hübsch für eine Mutter, denke ich und ohrfeige mich sofort dafür, dass ich es gedacht habe. Warum sollte sie auch nicht hübsch sein? Und dass sie Mutter ist, hat damit überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil. Irgendein Mann hat sie immerhin ausgesucht um seinen Nachwuchs zu bekommen. Und ja, das klingt furchtbar altbacken.

Aber im Endeeffekt ist es heute noch so wie früher. An irgendeinem Punkt in deinem Leben musst du dich entscheiden, ob du Kinder willst. Und wenn ja, mit wem. Alles natürlich idealerweise. Es gibt natürlich auch genug Menschen, die Kinder bekommen, obwohl sie keine wollen. Oder die, die welche wollen und keine bekommen. Doch in diesem Fall gehe ich stark davon aus, dass ein Mann sich genau diese Frau für sein Vorhaben auserwählt hat.

Ich bemerke zu spät, dass sie auf mich zukommt, weil ich immer noch starre. Ein freundliches „Hallo" lässt mich kurz blinzeln. Ich entschuldige mich aufrichtig bei der jungen Mutter und erkläre ihr, dass es nicht meine Absicht war, sie anzustarren. Doch sie scheint nicht wütend zu sein. Stattdessen nimmt sie auf der Bank platz und ich setze mich neben sie. Schnell verfallen wir in einen Smalltalk über das Wetter, Kinder im Allgemeinen und dass es heute Abend noch regnen soll.

Dabei bekomme ich das Gefühl, dass sie mich das ein oder andere Mal interessiert ansieht. Auch ich kann meinen Blick nur schwer von der hübschen Rothaarigen mit den grünen Augen ablenken. Sie hat ein schlankes Gesicht und einen zierlichen Körper. Ihr Lachen hat etwas Ansteckendes und ich frage mich, ob meine plötzliche Neugierde auf diese Frau daher rührt, das schon heute Morgen so ein komischer Tag war.

Irgendwann macht sich die Vierjährige bemerkbar und zeigt in den Himmel. Tatsächlich sieht es so aus, als würde es gleich losstürmen. Dicke Gewitterwolken türmen sich bereits über dem Spielplatz und erst jetzt merke ich, dass wir die Einzigen sind, die noch hier auf der Bank sitzen, während alle anderen schon vor einer Weile aufgebrochen zu sein scheinen.

Als die junge Mutter sich verabschiedet, sehe ich etwas Wehmut in ihren Augen. Während sie das Spielzeug zusammenpackt und ihre Kinder in Schuhe zwängt, verfluche ich mich dafür, dass ich weder eine Visitenkarte noch ein Handy dabei habe. Als sich Laura, so heißt die junge Dame, von mir verabschiedet, frage ich sie ziemlich dreist, ob ich ihre Nummer haben kann. Ein verlegendes Lächeln huscht über ihr Gesicht.

Ihr Kommentar, sie sei Mutter und verheiratet, übergehe ich mit einem sanften Lächeln und wiederhole meine Frage. Ihre Wangen erröten und sie sieht zu ihren Kindern, die bereits auf den Laufrädern auf sie warten. Doch dann gibt sie sich einen Ruck, greift in ihren großen Wickelrucksack und zieht ein Papiertaschentuch heraus. Mit einem Buntstift, den sie wohl noch von einem Ausflug darin vergessen hat, schreibt sie die Zahlen ihrer Telefonnummer darauf. Verstohlen reicht sie mir das Tuch und bittet mich, ihr unter dem Namen Sabine eine kurze SMS zu schreiben.

Innerlich bin ich angespannt, doch versuche ich es mir nicht anmerken zu lassen. Ob es das plötzlich umgeschlagene Wetter ist, dass meine Finger kribbeln lässt, oder die Aussicht, die junge Mutter bald wiederzusehen, weiß ich nicht. Doch bevor sie geht, halte ich sie kurz am Arm fest. Als unsere Augen sich treffen, sehe ich ein Verlangen in ihren, wie ich es auch in meinen spüre.

Vorsichtig drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange und hauche ihr ein „Bis bald" an ihr Ohr.

Auf dem Weg nach Hause schlägt mein Herz sehr laut. Dies ist allerdings nicht auf mein Tempo zurückzuführen. Als ich gerade die Haustür aufschließe, reißt der Himmel seine Schleusen auf, und ich husche schnell ins Haus. Mein Weg führt mich direkt zu meinem Handy, und ich setze mich auf den Sessel, der am Fenster steht, und starre in den grauen Himmel, über den nun die Blitze zucken.

Ob Laura rechtzeitig nach Hause gekommen ist? Oder ob sie nun mit klatschnassen Klamotten durch den Regen rennt?

Bei dem Gedanken, dass ihr beigefarbendes Sommershirt nun an ihren kleinen Brüsten klebt, muss ich lächeln. Am liebsten würde ich ihr genau das Schreiben. Doch sie hat mich gebeten, diskret zu bleiben.

Also speichere ich ihre Nummer in mein Handy und sende ihr eine Nachricht unter falschem Namen.

Liebe Laura,
ich glaube, ich habe versehentlich die Schaufel deiner Tochter mitgenommen. Hast du Lust sie dir morgen bei mir abzuholen?
Es war sehr schön, dich kennenzulernen.
Deine Sabine

Als ich nach der erfrischenden Dusche wieder ins Wohnzimmer komme, wandert mein Blick sofort zum Telefon.

Tatsächlich hat Laura zurückgeschrieben!

Liebe Sabine,
Diese Schaufel ist sehr wichtig für mich. Wann und wo wollen wir uns treffen? Meine Schwiegermutter passt auf die Kinder auf. Es war auch sehr schön, dich kennenzulernen.
Deine Laura

Mein Herz klopft, als ich meine Adresse in den Messenger Dienst eingebe.
Morgen, denke ich.

Morgen werde ich sie fragen, ob sie zu Hause war, bevor der Regen eingesetzt hat. Und vielleicht bleibt sie auf einen Kaffee. Oder zwei.

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