Tilda
Es ist kalt in meinem Zimmer, die Sonne ist schon vor mehreren Stunden untergegangen, ein kalter Luftstrom zieht an mir vorbei und ich bekomme eine Gänsehaut. Noch etwas tiefer rutsche ich unter meine Decke. Die Heizung ist bereits vor mehreren Stunden ausgegangen, und wird auch erst morgen früh wieder angehen, das ist gut für den Klimaschutz, außerdem liegt die ideale Schlaftemperatur bei 18 Grad Celsius, wie die Forscher meinen. Meine dicke Daunendecke legt sich schwer auf meine Beine, dafür lässt sie eine angenehme Luftzirkulation zu und mein lebendes Wärmekissen, namens James mein Zwergpudel hält mich auch Nacht für Nacht schön warm, seine kuscheligen Locken berühren meinen Bauch bei seinen tiefen Atemzügen. Schnell schließe ich das weit geöffnete Fenster hinter mir, und rutsche wieder runter auf mein Kissen. Ein klarer Vorteil, wenn man sein Bett direkt am Fenster hat. Ich scrolle noch ein wenig durch TikTok und plötzlich blinkt eine Message auf, in der mich Wilma fragt, ob ich am Freitag schon etwas vor habe. Ich antworte mit einem kurzen: „Nein nur Uni und das Übliche halt."
"Supi, dann würde ich uns bei Berqs Gewinnspiel eintragen. Er tritt am Freitag in Berlin auf, nur was ganz Kleines also entspannt und perfekt für dich und er verlost Gästeliste über seine Gruppe"
„Klar gerne, wo tritt er denn genau auf."
Sie schickt mir einige Eckdaten und sofort beginne ich nach dem Konzert zu suchen, es muss doch noch mehr Tickets geben, als die Gästeliste. Nichts und niemand kann sich vor mir verstecken. Ich finde alles! Und ich hatte recht, die Tickets sind sogar kostenlos und es gibt noch mehr als genug für uns. Ich sichere uns zwei Tickets und melde mich bei Wilma zurück.
„Habe uns gerade 2 Tickets gesichert, sollte das mit das mit der Gästeliste nichts werden. Haben wir 2 Stück in petto."
„Ey wie cool, perfekt."
Mir war nie bewusst, dass Sender solche Abendveranstaltungen stattfinden lassen. Ich meine, klar ist cool und das nicht nur für die Künstler, da es ja automatisch promo ist und Berq, wie ich gerade gelesen habe, im Dezember auch seine erste EP rausbringt, also wird das der Grund sein.
Offen gesagt, ich kannte den Sänger nicht. Wilma hat ihn vorher schon einmal gesehen bei einem anderen Radioevent und mochte seine Art, wie er performte sehr. Tatsächlich kenne ich ich nicht, also ändern wir das mal und ich höre bei Spotify rein. Achilles gefällt mir auf Anhieb und auch die Texte der anderen beiden sind überzeugend. Mit einem wohligen Gefühl mache ich mir meine Einschlafserie an und bin kurz darauf in meinen Träumen verschwunden. Kein Wunder, meine Augenlider waren schon sehr schwer bevor Wilma mich angeschrieben hat.
Die Woche vergeht viel zu schnell, die Uni rennt vor einem davon, die Klausurenphase rückt immer näher. Das Lernen in der Bib ist intensiv und so langsam kehrt auch Zuhause wieder Ruhe ein.
Gut gelaunt, da die kurze Phase der freien Zeit bevorsteht, mache ich mich fertig, um mich in einer Stunde mit meiner Freundin in Berlin zu treffen. Ich bin kein Girl, was lange und gerne vor dem Spiegel steht und sich schminkt, mehr freut es mich, mir meine Outfitkombi auszusuchen. Die ganze Woche über, habe ich mich auf diesen Abend gefreut. Nicht nur, weil ich ab jetzt durchatmen kann, sondern, weil ich von dem Song „Achilles" einen richtigen Ohrwurm entwickelt habe. Und trotzdem bin ich über diesen Song nicht hinausgekommen.
Als ich aus dem Zug aussteige, pfeift mir ein eisiger kalter Wind entgegen und zieht mir beinahe meine Mütze vom Kopf. Wilma kommt nur wenige Minuten nach mir an und als ich sie entdecke, stürmen wir aufeinander zu und nehmen uns fest in den Arm. Auch sie trägt ihre Winterpufferjacke, wie ich, nur in einer anderen Farbe. Meine ist dunkelgrün passend zu meinen lockigen braunen Haaren und den blau/grünen Augen. Ihre ist rot/ schwarz und harmoniert prima mit ihren ganz dunklen Haare und den braunen Augen.
»Weißt du, wo wir lang müssen?«, frage ich sie und hake mich bei ihr unter.
»Logo, warst du da noch nie?«, fragt sie mich.
»Nö, glaube nicht«, bin nicht so die Shoppingqueen zumindest nicht in Läden, viel öfter sieht man mich auf den Berliner Flohmärkten.
Als wir aus dem Bahnhofsgebäude heraustreten, pisst es, wie aus Eimern. Schnell ziehe ich mir den Schal noch etwas weiter ins Gesicht. Es sind nur wenige Fußmeter, bis wir an den Studios ankommen und ins warme Treten. Direkt werden wir von einem Girl in unserem Alter, die hinter dem Tresen steht, begrüßt und nach unseren Tickets gefragt. Schnell ziehe ich mein Handy aus meiner Jacke hervor und halte ihr den QR- Code hin.
»Supi danke Girls, sucht euch einen Platz in einer halben Stunde geht es los, ihr habt also genug Zeit.«
Wir schauen uns um, auf der linken Seite ist, wie so eine Art kleine Tribüne und rechts davon eine absolute Minibühne. In der Mitte oben ist noch ein Platz frei.
»Wollen wir die nehmen?« Ich zeige auf die freie Position.
Sie nickt. Ich schlängele mich an den älteren Herrschaften vorbei und wir setzen uns in die oberste Reihe, der Ausblick geht direkt aufs Mikrofon vor uns, kein Plan, was ich mir darunter vorstelle, was hier heute abgeht, aber ich freue mich.
»Ich muss nochmal zur Toilette, kommst du mit?«
»Klar, Toilette ist immer gut.« Also klettern wir nochmal die Tribüne lang runter und fragen das Girl von vorhin, ob sie eine Toilette haben.
»Ja, um die Ecke nächste Tür rein.«
»Okay supi, danke dir.«
Also nochmal in die Kälte, wuhu. Egal! Als wir hinaus treten, atme ich tief ein. Es ist wirklich richtig super frisch in den letzten tagen geworden, man merkt, es ist Dezember. Und es riecht so richtig nach Schnee, auch wenn keiner liegt.
Das Restaurant, indem sich die Toiletten befinden, ist mega fancy und obwohl es in dem gesamten Bereich nach Zimtschnecken duftet, grummelt mein Bauch eher auf die schlechte Art und Weise. Das Licht in den Toiletten ist gedimmt und für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, um alles Umliegende auszublenden. Und sofort habe ich wieder diesen Ohrwurm im Kopf: "Rote Flaggen, die ich seh, drum komm und geh ich immer nur bei Nacht...."
Ich höre den Wasserstrahl des Harns draußen fließen, Wilma muss schon fertig sein.
Als wir zurück in die Location treten, sind es schon ein paar mehr Leute als vorhin. Doch auf unsere Plätze hat sich zum Glück durch unsere ausgebreiteten Jacken niemand gesetzt.
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Gedanken eines Musicgirls Berq Fanfiktion
FanfictionIch träume von dir. Eine Begegnung auf der Straße, das Buch, welches ich vor Schreck fallen lasse und mit einem dumpfen Schlag auf den Asphalt schlägt, als ich dich erblicke. Deine meerblauen Augen, die meinen Blick fixieren. Deine sanften Hände, di...