Kapitel 34

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Umso mehr die Tablette wirkte, umso ruhiger wurde ich. Ich genoss das Gefühl, die Erleichterung und mein im Schaf langsam klar werdenden Kopf. Doch die Nacht war nicht ruhig Sie war nicht von süßen Träumen geprägt, die den stressigen Tag endlich zur Ruhe bringen sollte. Stattdessen wurde ich von Dämonen geplagt. Zitternd, lag ich unruhig in der warme Decke gewickelt da. Ich fror, mir war kalt, doch zeitgleich war mir warm und ich schwitzte. Würde ich krank werden? Wer weiß. Die richtige Behandlung würde ich hier auf jeden fall bekommen, doch wo war ich überhaupt? Ich schrie in die Leere, die mich umgab. Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, schien mir die Rippen zerbrechen zu wollen. Ich rief wieder ins Schwarze, doch da war nichts. Ich sah mich um, überall war nichts zu sehen. Einfache Schwärze? Nein, es war viel eher, als wäre nichts, wie als wenn man die Augen schloss oder versuchte mit der Hand zu sehen. Da war einfach nichts.

Aber es konnte nicht ewig so sein. Vielleicht würde ich etwas finden, wenn ich mich bewegen würde. Ich versuchte einen Schritt zu gehen, aber meine Beine rührten sich keinen Zentimeter. Sie waren fest gemacht. Erst jetzt spürte ich das Gewicht der Kette um meinen Fersen. Der Boden fühlte sich komisch unter meinen nackten Füßen an. Ich sah nach unten und sah etwas. Ich sah die in der Dunkelheit gläzenden Ketten, den rot schimmernden Fußboden. Doch es war nicht der Boden. Mir wurde übel, ich versuchte meinen Blick von meinen in Blut badenden Füßen abzuwenden. Keine Chance. "Warum?" Ich wollte aufsehen, wollte wissen von wo die Stimme kam. "Das ist alles deine Schuld." Meinte eine andere Stimme. Ich schüttelte den Kopf. Das war nicht gewollt, das war nicht ich. Das Blut kebte nicht an meinen Händen, ich war es nicht, die jemanden umgebracht hat. Ich schaffte es meinen Blick zu heben und sah sofort in Sashas Augen. Ich schrie erschrocken auf, doch der Schrei kam nicht aus meiner Kehle. Ihre Hände legten sich um meinen Hals, drückten zu. Ich versuchte nach Luft zu schnappen, doch es ging nicht. "Wieso? Wieso behandeln sie dich so anders? Wieso?" In ihren Augen war der pure Wahnsinn abgebildet. Ich versuchte was zu sagen, zu flehen mich los zu lassen, doch es ging nicht, sie ließ nicht locker. Das Blut stieg an, berührte meine Waden. "Wieso bist du nicht mit uns gekommen?" Eine Hand zog an meiner Kleidung. Die Stimme meiner längst verstorbenen Freundin ließ mich erstarren. "Wieso hast du uns alleine Gelassen?" Klara...Ich wollte das nicht. "Wahrscheinlich gefällt dir das Leben, was sie dir geben. Nicht wahr? Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine Schlampe bist." Eine weitere Hand, die nach mir Griff. Man wollte mich ins Blutbad ziehen, welches mitlerweile bis zu meinen Knien ging. "Ich wünschte du wärst gestorben." Nun griff auch Luise nach mir. Ich hatte Tränen in den Augen, um uns war nichts. Nur wir waren wirklich Präzens. War so der Tod? vergraben in nichts, gebadet im Blut der Opfer? Mir war kalt, es war auch kalt hier unten, nur das Blut wirkte warm. "Eine Schande für die Familie!" Hinter Sasha sah ich meinen Vater. Immer mehr Tränen liefen meine Wange hinuter, verklebten mir das Gesicht und meinen Hals. Verzeiht mir. Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Ich hätte doch nie gewollt, dass eine von euch stirbt. Sie riefen mir entgegeb, warfen mir alles mögliche vor, wärend aus meiner Kehle kein einziger Ton entwich. Das Blutbad stieg immer mehr und die Griffe, die mich nach unten zogen immer stärker. Meine Knie wurden weich, meine Angst wurde immer größer und dann wurde ich in Mitten des Dickflüssigen gezogen.

Schweißgebadet wachte ich auf, mein Herz schien mir au der Brust zu springen. Das Schlafshirt klebte an meinen Rücken, mein Gesicht und das Kissen waren von Tränen komplett durchnässt. Ich sah an mir runter, doch da waren keine Tode, da war kein Blut, nur eine Decke. Ich schmiss meine Beine über die Bettkannte, sie fühlten sich kraftlos an, so als würde ich umkippen, sobald ich aufstand. Trotzdem tat ich es. Kyle war schon lange nicht mehr in den Zimmer gewesen, sobald ich in den Schlaf versank, war er gegangen. Ich bemühte mich meine Koordination zu finden und verließ schlussendlich das Zimmer. Sobald ich die Tür öffente, konnte ich leise etwas hören. Es war also noch jemand wach. Ich lief im dunklen zur Treppe, lief den Geräusch, welches der Fernseher war, entgegen. Ich war vorsichtig, als könnte aus den Schatten jederzeit etwas springen. Zögernd lief ich die Treppe runter, hielt mich dabei am Geländer fest. Langsam trocknete der Schweiß, ließ mich nur noch mehr frieren. Doch alleine im Zimmer zu bleiben war keine Möglichkeit für mich. Ich schaffte es ans Ende der Treppe, hinterfragte noch einmal, was ich gerade tat, doch schüttelte den Gedanken zurück zu gehen ab. Ich brauchte gerade jemanden. Auch wenn ich mich dabei wie ein kleines Mädchen fühlte, was zu ihren Eltern ins Bett hüpfte, weil es einen Alptraum hatte. Doch wahrscheinlich war dazu keine allzu große Differenz. Manchmal kam es mir so vor, als würden sie mich als nichts weiter, wie dieses kleine Mädchen sehen.

Ich trat ins Wohnzimmer. Das Licht des Fernsehers schaffte es nicht den ganzen Raum zu beleuchten, doch es reichte für die Personen auf der Couch aus. Die Blicke der beiden Männer lagen fast sofort auf mir. Ich zögerte nicht lange und ging zu ihnen.

"Kleines?" Aiden ergriff als erstes das Wort. "Was ist los? Hast du schlecht geschlafen?" Wollte er wissen.

Ich reagierte nicht, setzte mich zwischen die beiden Männer und lehte mich an Aiden, der sofort seinen Arm um mich gelegt hatte. Er bemerkte mein Zittern, ließ aber alles weitere Unkommentiert. Er schnappte sich die Decke, die über der Rückenlehne hing und deckte mich damit zu. Zac griff nach meinen Beinen und zog sie auf seinen Schoß.

"Wo sind die anderen?" Wollte ich wissen.

"Die sind schon losgefahren. Kommen Morgen Abend erst wieder." Erklärte Zac kurz.

Beruhigend fuhren ihre Hände über meinen Körper. Nicht im Sexuellen wege, eher so, als wüssten sie sonst nichts mit ihnen anzufangen.

"Wieso sind sie jetzt schon los?"

Jetzt!

"Der Weg ist weit." Aidens Hand fand auf meiner Brust ruhe.

Ich öffente meine Augen, sah zu den Volltättoowierten hoch, dessen Blick stur auf den Fernseher lag, auf den irgendeine Serie lief.

Jetzt! Ich hörte mein Unterbewusstsein schreien, doch ignorierte ich es.

"Kann ich bei einen von euch schlafen?" Wollte ich wissen.

"Klar." Stimmten beide sofort zu.

Ein leines Lächeln legte sich auf meine Lippen, ich schloss müde die Augen, merkte gar nicht, wie erschöpft ich war. Eine Hand legte sich auf meine Augen, damit der flackernde Bildschirm mich nicht weckte. Ich ließ sie liegen, zu sehr genoss ich das stille Leben, welches vor meinen Inneren Auge war. Keine Leichen, kein Blut, als hätten sie mit ihrer Anwesenheit alles wieder ausradiert.

Hey,
Aufgrund von Krankheit wird nächste Woche wahrscheinlich kein Kapitel kommen

Geisel II - wieder am AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt