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Frustriert sah Aziraphale an die Tafel. Schon wieder war ihm die Kreide binnen weniger Buchstaben zerbrochen... Komisch, wenn man bedachte, dass dies doch eigentlich Crowleys Kreide war, die er sich noch vor einigen Tagen, von genau diesem geliehen hatte.

Stöhnend warf er auch dieses Stück zur Seite und drehte sich schwungvoll zu seinen Schülern.

"Nun gut, da heute wohl einfach nichts zu funktionieren scheint, möchte ich, dass Sie nun Ihr Buch auf der Seite 475 aufschlagen und das Kapitel über 'den kalten Krieg' zu Ende lesen. Ich derweilen, gehe kurz einige Seiten für Sie kopieren..."
Wieder setzte Getuschel ein.
"Wenn ich zurück komme, möchte ich keinerlei Beschwerden hören, ist das klar?"

Streng sah Aziraphale in die dümmlich dreinschauenden Gesichter seiner Schüler, ehe er sich selbst kurz zu nickte und hinaus auf den sonst leeren Gang verschwand.

Er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten, konnte es doch kaum ein Zufall sein, dass heute alles schief zu gehen schien, was nur schief gehen konnte.

Seine Fliege war ihm zu eng und sein Mantel kratzte....
Er hatte das Gefühl zu ersticken und mit jeder weiteren Stunde die verstrich, festigte sich die Vermutung, dass ihm sein bester Freund mehr und mehr entglitt.
Ein wahrer Alptraum, der ihn noch wahnsinnig werden ließ...

Wenn er nur wüsste, was wirklich hinter Crowleys Verhalten steckte...
trank eben jener doch nur selten ohne Grund... Und dann auch noch in solchen Mengen?

Langsam ließ er sich gegen die harte Wand des Klassenzimmers sinken.
Sein Kopf brummte von den vielen Fragen, die er sich selbst stellte und dem Frust darüber, doch einfach keinerlei Antworten auf Sie zu finden.
Eine äußerst untypische Situation, in der er sich da momentan befand....
Kurz schloss er sie Augen und ließ seine Gedanken wandern.
Wie gern wäre er nun wieder in seinem Bett... Oder auf dem Sofa sitzend, mit Crowley lautstark am diskutieren über dieses und jenes...

Sonst stritten sie doch auch selten?!
Und nie so lange....

Laute Schritte näherten sich ihm und hätte er nicht schon anhand eben jener erkannt, wer da wohl nun, um die Ecke kommen und gleich hinter ihm stehen würde, so war er sich doch spätestens bei dem kribbeln auf seiner Haut sicher.

"Crowley, was machst du denn hier?!" krächzte Aziraphale mit rauer Stimme und drehte den Kopf eilig zu der hageren Gestalt herum.

Der Dämon zog eine Braue in die Luft.
"Unterrichten, Mr. Fell, so wie Sie auch."

Traurig ließ der Engel die Schultern hängen.
"Crowley, bitte... Was ist denn los? Du bist doch sonst auch nicht so."

Der Dämon schluckte, war er sich doch noch immer nicht sicher, wie er mit dieser ganzen Situation umgehen sollte.
Und den Engel so verzweifelt zu sehen, brach ihm doch beinahe schon wieder sein verstümmeltes Herz...
Doch eines wusste er, der Schmerz saß einfach zu tief, als dass er dem Engel seine kleine 'Showeinlage' einfach so hätte verzeihen können.... Nie hatte er geglaubt, dass sich Aziraphale in die Arme eines anderen Mannes stürzen könnte.
Nie.
Und nun?

Crowley straffte die Schultern, ehe er sich vorsichtig räusperte und langsam in Bewegung setzte.
Neben dem Engel blieb er noch einmal stehen.
Roch er doch dessen frisches Aftershave, das Kräuter Duschgel, dass er so gern hatte und den leichten Hauch von Kaffee, der noch immer an dessen vollen Lippen zu haften schien.

Er fühlte sich in die Zeit zurück versetzt, in der er Aziraphale unter sich und gegen die Wand des Klosters gepinnt hatte und doch in jenem Moment beschloss, für immer dafür zu sorgen, dass Aziraphales Kräutershampoo nie aus ging. Seine blonden Locken hatten ihn an der Nase gekitzelt und die großen, blauen Augen ihn fragend angesehen.
Er hatte seine Unterlippe nervös zwischen die Zähne gezogen, ehe er sie wieder entlassen und mit seiner Zungenspitze befeuchtet hatte.
Crowleys Blick schoss automatisch zu des Engels Lippen, was ihn schwer schlucken ließ. Der Inhalt des Engels Frage schien ihm entglitten zu sein....
Vielmehr konzentrierte er sich auf des Engel verkrampfte Haltung und das Zittern in dessen Stimme.... So, so er war also mit den Gedanken auch nicht ganz bei der Sache gewesen.

Vorsichtig beugte er sich ein wenig vor und lehnte sich näher an den Engel heran.

"Nun, Mr. Fell, Zeiten änderen sich eben, nicht wahr?"
Mit diesen Worten ging er an dem Blonden vorbei, ließ eben jenen alleine im Flur stehen und versuchte doch so sehr, sich nicht anmerken zu lassen, wie stark ihn diese ganze Situation doch wirklich mitnahm.

Und wo er doch gehofft hatte, kalt und unnahbar zu klingen, da betrog ihn seine Stimme doch selbst.

War er doch jede Stunde mindestens einmal oder zweimal mehr auf den Flur getreten, als er es eigentlich tat, nur um nachzusehen, ob der Engel schon seinem Kreide-Streich auf die Schliche gekommen war oder eben jener noch immer rätselte...

Er hatte ihn sehen wollen...
Hatte sich versichern wollen, dass ihr kleiner Zwist auch an dem Engel nicht spurlos vorbei ging.
Noch nie hatten sie sich solange gestritten.... Oder nicht scherzhaft miteinander gepläkelt, bis schließlich einer von ihnen beiden lachend nachgegeben hatte...

Es tat weh.
So weh, dass er selbst Schmerzen dabei hatte, dem Engel ins Gesicht zu sehen.
Und doch half es alles nichts, zerbrach er doch an dem Gedanken daran, dass der Engel einen anderen Mann in sein Bett gelassen hatte und womöglich auch in sein Herz?

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