Müde saß Crowley am nächsten Morgen beim Frühstück... Der Platz neben ihm war leer.
Na, wenn das mal kein Zeichen war...
Die halbe Nacht hatte er wach gelegen, in die Stille der Dunkelheit gelauscht und war doch bei jedem noch so kleinen Geräusch, fast zu Tode erschrocken.
Innerlich hatte er zu Satan gebetet, er möge ihn vor Geräuschen der Verzückung, geschweige denn Erregung verschonen und war doch mehr als froh darüber gewesen, als der Alkohol schließlich seine volle Wirkung entfaltet und sein übrigens getan hatte.Er hatte geträumt, schlaftrunken den Namen seines Freundes gestöhnt und war schließlich schweißgebadet und den Tränen nahe aufgewacht, nicht in der Lage dazu, noch einmal einzuschlafen...
Immer wieder hatte er sich gefragt, ob der Engel nun alleine war oder die Nacht doch mit diesem Jungen verbrachte.
Ob er glücklich war?
Oder sich wie er, schrecklich fühlte...Irgendwann hatte er sich sogar seinen Morgenmantel übergeworfen und war mit mürrischer Mine zu den Privaträumen des Engels hinüber gelaufen.
Er hatte schon die Hand gehoben, hatte klopfen wollen, ehe ihn der Mut wieder verlassen und er seinen Kopf müde gegen das kalte Holz hatte sinken lassen.
Minuten war er so da gestanden, hatte es nicht geschafft, zurück zu seinen Räumen zu gehen und war schließlich in einen traumlosen Schlaf gefallen.
Dies ging solange gut, bis schließlich seine Beine unter seinem Gewicht nachgegeben hatten und er lautstark gegen die Tür des Engels gefallen war...Fluchend hatte er sich aufgerappelt und war in Windeseile wieder zurück in seine eigenen vier Wände geeilt.
Wollte er sich doch die Blöße nicht geben, dabei erwischt worden zu sein, wie er vor der Wohnung seines Freundes und Kollegen, um diese Uhrzeit herumgelungert hatte, nicht im Stande dazu, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.Mit einem Mal wurde der Stuhl neben ihm ruckartig zurück gezogen, was den Dämon unweigerlich aus seinen Tagträumen riss und ihn böse dreinschauend zur Seite blicken ließ, wo sich doch gerade, im selben Moment, eine blonde Gestalt knarzend auf die Sitzfläche hatte fallen lassen und nun fröhlich lächelnd in die Runde sah.
Crowley schluckte, wand seinen Blick jedoch wieder ab.
Keine geröteten Wangen... Keine sichtbaren Spuren von nächtlichen Aktivitäten... Und was am wichtigsten war, kein fremder Geruch haftete an seinem Engel...Und dennoch, womöglich hatte er sich ja gewaschen? Hatte ein himmlisches Wunder gewirkt, um seine Sünde unter den Teppich zu kehren, um seine reine Weste zu bewahren....
Des Dämons Gedanken fuhren Achterbahn und so auch seine Laune von Sekunde zu Sekunde, immer tiefer in den Keller.
Was wenn das nicht das erste Mal war, dass eben jener soetwas zu vertuschen versuchte? Hart presste er die Zähne aufeinander.Vorsichtig lienste Aziraphale zu dem Rothaarigen hinüber, der doch noch immer kein Wort von sich gegeben hatte und selbst nicht bemerkte, wie der Silberne Löffel in dessen Hand immer krummer und krummer zu werden schien.
"Na, lange Nacht?" spie der Rothaarige schließlich bitter hervor als er die Stille selbst nicht mehr aushielt, den Löffel lautstark auf den Tisch fallen ließ und vor Zorn zitternd, nach der Tasse mit den sechs Shots Espresso griff, die er auch sogleich in einem Zug hinunter stürzte.
Der Engel errötete... So, so, dann war dem Dämon sein fern bleiben also tatsächlich nicht entgangen.
"Ja, also äh nein, - ach, du weißt schon, wie ich das meine." flüsterte der Engel leise zurück."Tu ich das, ja?"
Der Engel zuckte merklich zusammen, war er es doch nicht gewohnt, dass sein Freund und Kollege, so verächtlich mit ihm sprach.
Beschämt hob Aziraphale den Blick.
Das dem Dämon dieses nächtliche Treffen soviel bedeutet hatte, hätte er doch nun wirklich nicht ahnen können, oder?Seufzend sah er auf und sah Crowley das erste Mal an diesem Morgen, richtig an.
Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht, seine Augen schienen rot unterlaufen zu sein und wenn er den Dämon vor sich noch etwas genauer betrachtete, so konnte er doch den starken Geruch von Alkohol ausmachen und dass dieser noch immer die zerknitterte Kleidung vom Vortag trug.
Der Alkohol?.... Whiskey, wenn er sich nicht täuschte."Mein Gott, Crowley, du siehst ja furchtbar aus." flüsterte der Engel besorgt und war doch gerade im Begriff, seine Hand nach dem Gesicht des anderen auszustrecken, als eben jener beherzt zurück wich und den Engel ungläubig ansah.
Des Dämons Mundwinkel begannen verächtlich zu zucken.
"Was interessiert es dich? Du warst doch gestern viel zu beschäftigt.... Warum also jetzt?!" das Wort beschäftigt, zischte die Schlange dabei so laut, dass sich einige Schüler fragend zu ihnen herum drehten und die beiden Professoren interessiert musterten."Pssttt, Crowley, bitte! Ist das nun wirklich ein guter Grund, um solch einen Aufstand zu machen?" Innerlich begann nun auch der Engel frustriert die Augen zu rollen, konnte er doch einfach nicht glauben, dass er wegen solch einem unbedeutenden Fehler, eine solche Wut auf sich ziehen konnte.
Was sollte all das?
Nicht nur, dass er heute Nacht schon ungestüm, von einem mysteriösen Knall an seiner Tür geweckt worden war?! Nein, jetzt auch noch so ein Drama...Schnaubend schob der Rothaarige seinen Stuhl zurück und erhob sich knurrend.
"Weißt du Engel, ich dachte wirklich da wäre etwas zwischen uns..."
Des Dämons Stimme triefte vor zurück gehaltenem Schmerz und gekränktem Stolz, konnte er doch einfach nicht offenbaren, was er in diesem Moment, jetzt und hier, wirklich fühlte.
Konnte nicht erklären, dass ihn die Angst doch beinahe bei lebendigem Leibe verschlang und nichts mehr von ihm übrig ließ, außer den Hass und das Misstrauen, dass ihn zu ersticken drohte.Aziraphale riss erschrocken die Augen auf, verrieten Crowleys gelbe Irden doch soviel mehr, als es seine Worte jemals konnten.
Frustriert schob sich der Dämon die Sonnenbrille zurück auf die Nase.
"Wie auch immer..." stieß er heißer hervor, ehe er den Saal fluchtartig verließ und einen verwirrten Professor, samt Schülern zurück in der großen Halle ließ.Ein dutzend Augenpaare waren dem jungen Lehrer gefolgt, ehe eben jene schließlich an dem Blonden Mann hängen blieben, der sich frustriert mit der flachen Hand, durch das lockige Haar fuhr und verzweifelt dem anderen nachsah.
Getuschel setzte ein.
Manch einer vermutete, dass die Professoren schon länger ein Paar waren, andere böse Zungen zeterten darüber, wie der Blonde den Rothaarigen wohl immer wieder abblitzen ließ. Und die Anderen, die Wissenden wiederum, sahen besorgt zwischen der zugefallenen Tür und dem Blauäugigen hin und her und vermuteten, dass der Sturm, der sich da zusammenbraute, noch Auswirkungen auf sie alle haben würde...
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Somebody To Love
FanfictionWas tut man nicht alles, um einen jungen Bengel in Sicherheit zu wissen? Eine Frage, die sich sowohl Crowley als auch Aziraphale, immer wieder stellen. Und doch scheinen Sie einfach keine Antwort darauf zu finden, als Sie schließlich das Internat de...