Somebody To Love

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Stimmen dragen an sein Ohr. Er hörte das Gesäusel im hinteren Teil des Raumes, ließ seinen Blick ziellos durch den Raum schweifen und bemerkte mit einem Mal, wie verschwommen dieser wirklich war.
Das Feuer, dass vor einiger Zeit noch im Kamin gebrannt hatte, war still geworden. Nur noch vereinzelt, saßen Leute an der Theke und unterhielten sich ruhig mit ihrem Sitz Nachbarn.
Wielange hatte er nochmal hier gesessen und über nicht nur einem, sondern, vier Gläsern Cognac, über seinen Streit mit Crowley und den Arbeiten der vergangenen Woche gebrütet? Die Lehrbücher lagen verstreut über den ganzen Tisch verteilt und sein Kopf lag schwer, auf seiner angewinkelten Handfläche. Aziraphale seufzte.
Was nun sein Dämon wohl machte?
Seit seiner letzten Zusammenkunft mit ihm waren wieder einige Tage vergangen. Und es war, als würde eben jener ihn absichtlich meiden... Ihm fehlten ihre Gespräche, die verrückte Zeit, in der sie nachts durch die Dunkelheit dieser Einrichtung, als auch das Anwesen von Warlocks Eltern geschlichen waren, und hier und da ein paar Süßigkeiten aus den privaten Vorratsschränken in der Küche geklaut hatten.
Er lächelte versonnen und sah wieder auf den glasklaren und doch gelblichen Restalkohol an dem Grund seines Glases.
Sollte er sich noch eines bestellen?
Vorsichtig schüttelte er den Kopf und schalt sich selbst in Gedanken,
denn Alkohol, dass wusste er, hatte er noch nie gut vertragen.
Fest kniff er seine Augen zusammen und wollte sich soeben erheben, um die Bücher zurück in seine Tasche zu packen. Immerhin lag ein nicht allzu kurzer Rückweg noch vor ihm.
In solch einem Zustand, würde er es zudem niemals schaffen, sich allzu viel, von dem Wissen der Bücher zu bewahren geschweige denn Arbeiten zu korrigieren.
Schwer erhob er sich, griff aber sofort nach der Tischkante, um sich daran festzuhalten.
Der Raum schien sich für einen schier endlosen Moment zu drehen was den Engel schwer schlucken ließ.
Gott, wie sollte er so den Weg zurück zum Internat schaffen?
Die freundliche Kellnerin, die ihn an diesem Abend bedient hatte, betrachtete ihn eingehend und doch auch, für seinen Geschmack, ein bisschen zu neugierig.
Aziraphale schenkte ihr ein letztes schwaches Lächeln, löste seinen, fast schon verzweifelten Griff von dem glatten Holz und straffte die Schultern, ehe er sich mit wackeligen Schritten und schwitzigen Händen seinen Weg nach draußen ins Freie bahnte.

Es war kalt. Arsch kalt, um genau zu sein. Eine dünne Schicht aus Eis, hatte sich auf die Dächer und Wege des Dorfes gelegt. Die Laternen schienen weit in der Ferne und ein Hund bellte laut sein Klagen in die Nacht hinaus.
Ob Crowley jetzt auch da draußen war?
Entschlossen schüttelte der Engel den Kopf.
'Konzentrier dich Aziraphale !' rief ihm die Stimme in seinem Kopf lautstark zu.
Mit zitternden Händen griff er nach seiner Tasche und zog diese noch ein wenig fester.
'Nur nichts verlieren...' Schoss es ihm leise durch den Kopf.
Mit langsamen Schritten, es war beinahe lächerlich, wie langsam, machte sich Aziraphale auf denn Weg in Richtung des Internats. Die Tasche wog schwer auf seinen Schultern, sodass der Engel schon nach kurzer Zeit ins keuchen geriet.
Ein leises Rascheln hinter ihm weckte schließlich seine Aufmerksamkeit, sodass er eilig herumfuhr. Eine dunkle Gestalt war auf den Weg getreten. Das Haupt gesenkt und die roten Haare ins Gesicht fallend kam diese, mit schnellen Schritten immer näher, auf ihn zu.
Aziraphale qickte kurz auf und suchte panisch nach einem Ausweg...
'Verdammt, wohin sollte er nur gehen?!'
Verzweifelt sah er an sich hinunter.
'Hatte er denn garnichts gelernt in den letzten Jahren auf der Erde?'
Doch es war zu spät. In wenigen Sekunden hätte diese Person ihn eingeholt.
Sein Atem beschleunigte sich.
'Er war allein, betrunken, konnte die Situation denn noch schlimmer werden?'

Der schwarz Gekleidete hob den Blick. Die Stirn in Falten gelegt und die Augenbrauen zusammengezogen, besah er sich das dort vor ihm stehende, kleine Häuflein Elend.
Eine ansehnliche Figur.
Blondes Haar.
Tartan Robe.

Verdammt, da fiel ihm nur einer ein, Aziraphale!
Er knurrte dunkel.
'Ausgerechnet er.'
Innerlich hatte er die Augen verdreht.
Er wollte gerade an ihm vorbeigehen als er einen starken Geruch von Alkohol vernahm.
'Bei Satan, wieviel musste dieser verrückte Engel bitte getrunken haben?!'
Sein Magen rebellierte. Der Geruch des Alkohols ließ ihn die Nase rümpfen.
Nicht einmal zu seiner Zeit als neu Dämon hatte er soviel Hochprozentiges angerührt. Zu tief saßen die Erinnerungen an seinen erbärmlichen Sturz und die Scham die damit verbunden war.
Er stockte.
Drehte sich dann jedoch süffisant lächelnd um.

"Mister Fell, -" seine Stimme, die wie flüssiges Öl seinen Rücken hinunter lief, bescherte Aziraphale eine Gänsehaut.
"Wohl einmal zu tief ins Glas geschaut was?" blaffte er.
Der Engel schluckte schwer.
"Ich, -" die Welt begann sich wieder zu drehen, was Aziraphale panisch in Crowleys Roben greifen ließ.
Zornig sah er auf dessen kleine Hand, die sich dort in seine Brust krallte.
"Aziraphale, -" zischte er. Kam jedoch nicht weit mit seiner Schimpftirade, als er mit einem Mal sah, wie sich der Kleinere vorn über beugte und sich mit einem röchelnden Geräusch erbrach.

Crowley seufzte. Band ihm die vielen Locken zu einem Knoten am hinteren Teil seines Kopfes zusammen und strich ihm leicht beruhigend über den Rücken.
Er hasste diesen Job und dennoch war er froh, dass er es war, der seinen Freund so gefunden hatte. Nicht auszumalen was geschehen wäre, hätte ein Fremder ihn nun aufgegabelt.
Minuten waren verstrichen, als sich Aziraphale wieder langsam aufrichtete.

"Danke, Crowley." war das Letzte was er von ihm zu hören bekam, ehe dessen zierlicher Körper in sich zusammensackte.
In einer schnellen Bewegung war er zu dem Engel gehechtet und hatte ihn in seine Arme gezogen.
Kurz besah er sich das wandelnde Disaster in seinen Armen.
'Na, toll.'
Leise fluchend hob er ihn auf seine Arme, schwang sich die alte Ledertasche über die Schultern und lief eilig zurück zum Schulgebäude.
'So hatte er sich den Abend definitiv nicht vorgestellt.
Warum brachte sich dieser Engel aber auch immer wieder in solche Schwierigkeiten?'