Heute Abend

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Den Weg zurück zum Büro verbrachten wir schweigend. Ich konnte immer wieder seine Blicke spüren. Ich bereitete das Konferenzzimmer vor und nahm noch einige Anrufe entgegen. Ich begrüßte schließlich die Teilnehmer der Konferenz und ging anschließend in mein Büro. Danach räumte ich das Zimmer auf. Als ich schließlich nach Hause ging, war Mr. Milkovich schon verschwunden.
Diese Nacht schlief ich noch schlechter als die letzte. Ich grübelte über das letzte Mittagessen. Welche Signale? Was meinte er? Und wieso zum Teufel sieht er so heiß aus?

Am nächsten Morgen war ich wieder alleine im Büro. Mikhailo hatte ein auswärts Meeting mit Charlotte. Ich rollte die Augen als ich dies im Kalender sah. Ich nahm Anrufe entgegen und beantwortete Mails. Um 11 Uhr klopfte Melissa vom Empfang an meine Türe „Verzeihung Mr. Gallagher., Mr. Milkovich hätte nun ein Mitarbeitergespräch mit mir.“ Sagte sie schüchtern. „Ist er denn noch nicht da?“ Fragte ich während ich von meinem Computer aufsah. Sie schüttelte den Kopf. Ich nahm mein Telefon und wählte seine Nummer. Schon nach dem ersten klingeln meldete sich eine tiefe Stimme, die etwas genervt klang „Ja?“ ertönte an der anderen Leitung „Mr. Milkovich, hier ist Ian. Sie haben jetzt ein Mitarbeitergespräch mit Melissa.“ Sagte ich unsicher. Sein Tonfall änderte sich schlagartig zu einer weichen Samtstimme. „Ian“ sagte er nur. Die Art wie er meinen Namen aussprach verursachte eine Gänsehaut. Ich schluckte und wollte gerade weiter sprechen. Da sagte er schnell „bieten sie ihr etwas zu trinken an. Ich bin unterwegs“ und legte auf. 15 Minuten später kam der Boss und holte Melissa ab. Als er in mein Büro kam schüttelte er Melissa die Hand. Als sie sich an ihm vorbeischob und das Zimmer verließ lächelte der Boss mich an und schloss danach die Tür. Mein Herz klopfte wie wild. 'Scheiße, nein. Bist du bescheuert? Selbst wenn, dann kannst du doch nichts mit deinem Boss anfangen. Verfickte scheiße Ian. Reiß dich zusammen. Du bist nur untervögelt. Du brauchst mal wieder...' dachte ich und begann mich mit Emails abzulenken.

Um 12 Uhr wollte ich meine Mittagspause beginnen und ging aus meinem Büro „Ich mache Mittagspause“ Sagte ich und ging an meinem Boss vorbei ohne ihn anzusehen. „Ohne mich?“ Fragte er mit gespielter trauriger Stimme. Er nahm seinen Mantel und stand auf. „Gleiches Lokal wie gestern?“ Fragte er, ging um den Schreibtisch herum und grinste. Natürlich widersprach ich nicht. Er ist schließlich mein Boss. Als wir alleine im Aufzug standen sagte ich leise „Ich hoffe…“ und beendete den Satz nicht. Ich war so ein idiot. Was dachte ich mir. Er drehte sich fragend zu mir um und sah mich mit seinen Stahlblauen Augen an. Ich musste weiter sprechen „ich hoffe, ich sende nicht wieder Signale aus“ murmelte ich leise und starrte auf den Boden. Gerade als er etwas darauf sagen wollte, ging die Aufzugtür auf und es stiegen Menschen ein.

„Sie hatten heute Morgen ein Meeting?“ Fragte ich als wir am Tisch saßen.
„Und sie haben mich gerettet Ian“ sagte er wieder mit dieser weichen Stimme.
„Gerettet?“
„Ja, Charlotte Maßen kann ziemlich aufdringlich sein. Wenn sie verstehen“
„Aber ich dachte… die Medien…“ stammelte ich
„Glauben Sie alles, was in den Medien berichtet wird Ian? Das sollten Sie nicht.“ Er zog die Augenbraue hoch. Ich nickte nur.
„Ian, was halten Sie davon…“ er unterbrach, als der Kellner das Essen brachte und sah sich um. Das Lokal war sehr voll. Er beugte sich etwas nach vorne und sprach leise weiter „was halten Sie davon, wenn ich Ihnen den Mikhailo hinter der Fassade zeige?“ Er sah mich mit diesem durchdringenden Blick an. Scheiße war er heiß. Ich konnte nicht anders und biss mir leicht auf die Unterlippe. Er sah es und lächelte leicht. Jetzt verstand ich. Die Frage nach Homo oder Hetero war geklärt. Blieb bloß noch die andere Frage… wenn ich mich nicht irre, und meine Intuition noch funktioniert, dann müsste er… Ja… Ich war schon mein ganzes Leben lang schwul. Ich erkannte einen bottom aus 10 Meilen Entfernung. Andererseits war ich schon sein 6 Jahren Single und hatte niemanden gehabt seit dem. Ich versuchte die Gedanken zu verdrängen. 'Verdammt. Wer sagt denn dass er mit dir ficken will? Er ist dein verfluchter Boss. Schlag dir das aus dem Kopf!' Dachte ich.
Ich nickte, als ich merkte, wie er auf eine Antwort wartete. Seine Stimme verursachte wieder Gänsehaut „heute Abend 19 Uhr. Ich hole sie ab“ Sagte er und dann aßen wir.

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt