Geheimnisse

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 Er zog seine Hand zurück und ging um die Kochinsel herum, um nach der Pizza zu sehen. Ich war immer noch erstarrt. Ich blinzelte mehrmals und hatte immer noch seinen Geruch in der Nase. „Willst du noch eins?" fragte er und zog ein Bier aus dem Kühlschrank. Wieder, als wäre nichts gewesen. So wie im Restaurant. Ich nickte nur. „Such doch einen Film aus, während ich auf die Pizza warte." Ich nickte und stand auf. Mein Kopf drehte sich noch immer. Was war das? Ein Spiel? Fuck. Ich wollte nicht gehen, aber ich wollte auch kein Spielzeug sein.

Nachdem wir gegessen hatten, sahen wir den Film zu ende. Es war schon kurz nach 11, als Mickey den Beamer für die Leinwand ausmachte. „Also Ginger." Begann er, als wir uns aufrichteten. „Soll ich dich nach Hause fahren?" Ich überlegte. Ich wollte nicht gehen. Nicht bevor ich meine Fragen gestellt hatte, die sich während des gesamten Abends in meinem Kopf drehten. „Ich ähm..." stammelte ich. „Pass auf Ginger. Ich geh jetzt draußen eine rauchen. Während dessen kannst du überlegen, ob du die Nacht hier verbringen willst oder ob ich dich nach Hause fahren soll." Er stand auf und brachte die Teller in die Küche. „Ich... möchte hierbleiben" sagte ich als er zur Tür ging. Ich saß mit dem Rücken zu ihm, aber ich konnte sein grinsen hören. „Kommst du?" fragte er leise und öffnete die Tür. Ich stand auf und folgte ihm. Wir gingen nach oben aufs Dach. Auf einem kleinen Podest stand ein Tisch mit 2 Stühlen, in der Mitte des Tisches stand ein Aschenbecher. Er zog eine Schachtel aus der Jacke und steckte sich eine an. Er warf mir die Schachtel hin und ich nahm ebenfalls eine. „Wusste nicht, dass du qualmst Ginger" „Nicht oft. Nur wenn ich in Gesellschaft bin oder betrunken" sagte ich. Er lächelte. Wir waren weit genug oben, um die Wolkenkratzer der North Side zu sehen. Die bunten lichter erhellten sie Stadt. Ich konnte im Mondlicht Mickeys Haare glänzen sehen. „Ian" begann er. Nervosität lag in seiner Stimme. Ich sah ihn an. Er blickte auf die Skyline. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Alles sagt mir, dass es falsch ist. Jede Faser meines Körpers und meine Vernunft sagen, dass es Falsch ist." Er schluckte „Ich weiß, was du meinst" flüsterte ich. „Aber ich versuche schon seit Tagen nicht an dich zu denken. Ich... Mein Herz... Ich habe dieses Verlangen in mir... Das Verlangen in deiner Nähe zu sein. Als wären wir Magnete. Als würdest du mich magnetisch anziehen. Ich... ich habe nicht die Kraft..." seine Stimme brach. Er machte die Zigarette aus und stand auf. Er trat an den Rand des Dachs und schob die Hände in die Hosentasche. Ich trat hinter ihn. Er flüsterte „ich habe nicht die Kraft, meine Gefühle länger zu ignorieren". Wenige Zentimeter trennten uns. Ich war etwas größer als er, sodass ich in seinen Nacken atmen konnte. „Dann tu es nicht" flüsterte ich. Er seufzte. „Ian, es gibt da etwas, was wir vorher klären sollten" sagte er ernst. „Mick. Wir sollten nach unten gehen." hauchte ich in seinen Nacken. Ich sah, wie sich Gänsehaut da bildete, wo er meinen Atem spürte. „Ian, hör mir zu. Bitte. Ich..." „Mick" flüsterte ich und legte meinen Zeigefinger in seinen Nacken. Wer war jetzt die Beute? Ich strich bis zu seinem Haaransatz. „Ian" flehte er. „Ich bin... noch... scheiße! Ian." Er schloss seine Augen. Als könne er mich nicht ansehen. Als wolle er nicht sehen, was um ihn herum passierte. Im Mondlicht sah ich eine Träne seine Wange herunterlaufen. Ich stoppte und trat einen halben Schritt zurück. „Was ist Mick?" flüsterte ich leise. Wird er es beenden? Wird er das Beenden, das noch nicht mal richtig begonnen hat? Er drehte sich zu mir um, die Augen geschlossen. Kaum hörbar flüsterte er „Ich bin noch Jungfrau".

Mein Herz setzte einen schlag aus. Dann ging ich auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. Seine Arme schlossen sich um meine Hüften. Sein Kopf lag auf meiner Brust und ich strich ihm sanft über die Haare. In dieser Sekunde hatte er sich so verletzlich gemacht. Er hatte so viel von sich preisgegeben. Er hatte mir sein innerstes gezeigt. Seine größte Angst. Sein tiefstes Geheimnis. Der angsteinflößende Boss mit dem schwarzen Anzug, war ein Mann, der Angst hatte, davor jetzt verlassen zu werden. Der Angst hatte, dass ihm sein Herz gebrochen wird.

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt