Late

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Es vergingen Tage. Er tauchte nicht auf. Er rief nicht an. Kein Lebenzeichen. Als hätte er nie existiert.Ich war leer. Ich wandelte wie ein Zombie und überlebte die nächsten Tage.
Im Büro verschob ich alle Termine oder sagte sie ab. Nach 4 Tagen beschloss ich etwas zu tun. Ich ging zu seiner Wohnung in der Southside.
Ich klopfte, ohne Hoffnung, dass er öffnen würde. Ich rief ihn an. Das Tausendste mal. Mailbox. Es ging mir schlecht. Sehr schlecht.
Ich fühlte mich alleine gelassen. Einsam.
Ich versuchte das Schloss zu knacken. Mein Bruder und ich haben hunderte Schlösser geknackt wenn wir in Häuser eingebrochen sind, während die Leute nicht da waren.
Es klickte und ich zog die Tür zur Seite. Alles unberührt. Als wäre er das letzte mal hier gewesen, als wir zusammen waren, bevor wir Urlaub gemacht hatten. Ich ging ins Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett. Sein Duft lag im Raum und ich atmete tief ein und aus. Dass er untergetaucht war, war eine Sache, aber dass er es tat, ohne mir bescheid zu sagen, war eine andere. Ich fühlte mich einsam, leer und hintergangen. Ich öffnete die kleine Schublade in meiner Kommode. Die Erinnerungsschublade. Dann starrte ich auf den Inhalt. Ich starrte auf Muscheln. Muscheln vom Strand in Miami. Er war hier. Er war hier gewesen. Irgendwann in den letzten Tagen. Ich zog die Schublade weiter auf. Ich zog alles, was darin war heraus und legte es aufs Bett. Ich sah alles durch. Mir viel ein Feuerzeug auf. Ich hatte nie ein Feuerzeug in die Schublade gelegt. War das ein Hinweis? Ein Hinweis auf sein Versteck? Aber was bedeutete es? Das Dach! Ich stopfte alle Erinnerungen und die Muscheln in meine Jackentasche und ging die Treppen hinauf aufs Dach. Ich sah mich um. Ich drehte den Aschenbecher um. Dort lag ein kleiner Schlüssel, an ihm hing ein Anhänger. Darauf standen 4 Zahlen. Ein Code? Is das eine verfickte Schnitzeljagd? Was soll ich jetzt mit dem Schlüssel? Er war schwarz. So wie der Anhänger. Nur die Zahlen waren weiß. Seine Worte schossen mir durch den Kopf. „Nur ich trage Schwarz“ hatte er gesagt, als er mich schickte, um Anzüge zu kaufen. Anzüge. Der Kleiderschrank. Ich rannte die Treppe runter und stürmte ins Schlafzimmer. Ich fühlte mich, wie in einem Film. Mein Herz schlug als ich den Kleiderschrank öffnete. Nach was genau suchte ich? Ich schob die Klamotten zur Seite. Nichts. Ich kniete mich auf den Boden und fand dort einen Safe. Der Schlüssel passte und nachdem ich die Tür aufgesperrt hatte, fand ich darin eine Karte. Wie eine Kreditkarte. Darauf stand 12B. 12B? Das war die Nummer des Apartments neben Mickeys…
Ich fühlte mich wie James Bond, als ich mit dem Aufzug hinauf fuhr und im Apartment nebenan die Karte durch den Schlitz zog. Die Tür öffnete sich und mit klopfendem Herzen trat ich ein. Es sah fast identisch aus mit dem von nebenan. Weiße Wände, große Glasfenster, Granit Boden. Kalt. Klinisch. Ich sah mich um und ging in Richtung Küche. Plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir. Eine sanfte, weiche Stimme „ganz schön spät, Gallagher“.

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt