Bernsteinpfotes Entscheidung

XIV

Die Sonne war schon weit gewandert als Bernsteinflamme mit ihrer Familie im Lager saß. Ein letztes Mal saßen die sechs Katzen beieinander. Schweigend verzehrten sie ihre Beute. Man hätte beinahe denken können, es wäre ein ganz normaler Abend. Wäre da nur nicht die bedrückende Stille gewesen. Keiner sagte ein Wort. Es schien als wären sogar die Vögel in den Ästen traurig über den Abschied. 

Schließlich zwang Blatt sich auf die Pfoten. Wehmütig sah Bernsteinflamme ihre Tochter an. Ihr war als hätte Blatt es gesehen. Die kleine braune Kätzin tappte zielsicher zu ihrer Mutter hin. Sie leckte der goldenen Kätzin den Kopf dann ging sie der Reihe nach auch zu ihrem Vater und zu ihren Geschwistern. "Auf Wiedersehen Mutter, auf Wiedersehen Vater", maunzte Blatt. Bernsteinflammes Augen wurden wässrig. Sie wollte ihre Tochter nicht verlieren. Blatt wandte sich gerade zum gehen, da sprang Wind plötzlich auf. Bernsteinflamme war vollkommen verwirrt als sich nun auch Blume und Feder auf die Pfoten erhoben. "Was geht hier vor?", fragte sie ihren Gefährten leise. Der zuckte nur mit den Schultern. "Es.. es tut uns leid. Dir ging es so schlecht und wir wollten dir nicht noch mehr wehtun", setzte Wind an. Bernsteinflamme war sprachlos. Nur Blatt zu verlieren wäre ja schon schlimm gewesen, aber gleich alle ihre Jungen? Warum?, fragte sie sich immer und immer wieder. "Bernsteinflamme", vernahm die Kätzin plötzlich. Die Stimme schien aus ihrem Kopf zu kommen. Und auf einmal war da auch der schimmernde Umriss von Lorbeerblatt, der Heilerin des WiesenClans. "Sie sind keine Jungen mehr. Sie sieh dir richtig an. In deinem Kopf siehst du immer noch die Fellknäule mit geschlossenen Augen, ich weiß, aber sie sind jetzt erwachsen. Du musst sie ziehen lassen so wie deine Mutter dich hat ziehen lassen als du es für richtig hieltst. Sie werden dich nie vergessen, aber der Clan braucht sie. Sie alle werden ihren Platz finden. Und auch du wirst es schaffen. Du musst dich nur darauf einlassen."