XI

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~einige Monde später~

Bernsteinflamme lag im hohen Gras und beobachtete den Sonnenaufgang. Hinter ihr waren Wind und Feder in einen spielerischen Kampf verwickelt. Blume und Blatt schliefen wahrscheinlich noch. Bernsteinflamme gähnte. Bald würde Stachel von der Jagd zurück sein.
Plötzlich spürte sie etwas kleines, warmes an ihrer Flanke.
"Blatt!", schnurrte sie erfreut. "Mama?", maunzte die kleine Kätzin. "Was ist denn, Liebes?"
"Ich hatte einen seltsamen Traum. Da war so eine Katze. Sie war schwarz mit weißen Pfoten und so einer Gesichtszeichnung. Und blaue Augen. Er sagte du würdest ihn kennen." "Ja das tue ich, Blatt. Ich habe dir doch erzählt das ich früher zu Clans gehört habe? Der Kater... es ist Rabenfeder. Er war in meinem Clan. Was hat es noch gesagt?" "Er sagte ich hätte eine besondere Bestimmung oder so. Das ich zum WiesenClan muss um dort Heilerin zu werden."
Bernsteinflamme schwieg eine Weile. Wenn Rabenfeder ihr im Traum erschienen ist muss er im SternenClan sein. Aber warum hat ausgerechnet Blatt eine Solche Bestimmung? Warum nicht irgendeine andere Katze? Ich will nicht das sie zum Clan geht. Dann werden sie erfahren das ich geflohen bin weil ich das Gesetz der Krieger gebrochen habe. Damals hielt ich es für das beste, aber jetzt? Wie es Rußpfote und meinen Geschwistern wohl geht? Sicher hat Bachpfote schon Junge...
Bernsteinflamme wurde aus ihren Gedanken gerissen als eine Pfote sie sanft anstupste. Es war Stachel. Er war von der Jagd zurück. "Willst du auch was essen?", wollte er wissen. Sie schüttelte den Kopf. Ihr war der Appetit vergangen. "Geht es dir nicht gut? Du kannst mir alles erzählen, das weißt du." Fragend sah der braune Kater sie an. Noch immer verwirrt erzählte sie ihm von der Prophezeiung. Er schwieg eine Weile.
"Unsere Jungen sind nicht mehr so klein. Sie können bald für sich selbst sorgen. Vielleicht wäre es gerade gut wenn sie-"
"Nein!", unterbrach Bernsteinflamme ihn. "Verstehst du es denn nicht? Ich will unsere Jungen nicht dem selben Druck aussetzten den auch ich hatte. Diese Gesetzte..." Sie verstummte. "Ich habe Angst um sie", gestand die Kätzin. Liebevoll leckte Stachel ihr die Ohren. "Aber denk nur an die vielen schönen Momente die du mit Lavendelmond und Russpfote hattest. War es das nicht wert?"
Lange dachte sie über seine Worte nach. War es das nicht wert? Hatte er gesagt. Damals glaubte sie das richtige getan zu haben. Und ja sie hatte eine wunderschöne Zeit gehabt mit ihrem Gefährten und ihren Jungen. Aber war es das wert? Sie vermisste ihre Geschwister. Und sie fragte sich wie es Lavendelmond und Russpfote erging.
Dann stand sie auf schüttelte ihr goldenes Fell und ging in Richtung des See. Er war recht nah an dem Lagerplatz ihrer Familie. Er war umgeben von Bäumen. Langsam glitt sie zwischen den Bäumen hindurch, setzte sich an das Ufer des See und sah sich ihr Spiegelbild an. Ein Blatt fiel aufs Wasser und ihr Bild verschwamm. Plötzlich sah sie statt sich selbst eine schöne, hellbraun getiegerte Kätzin. Sie stand mitten im Lager des WiesenClans, genau wie sie es in Erinnerung hatte. Eine hübsche, blau-graue Kätzin stand neben ihr. Bernsteinflamme erkannte in ihr Minzpfote. Mittlerweile hatte auch sie sicher ihren Heilernamen. Wie sie wohl heißt? Da fiel ihr auf das die braune Kätzin Blatt war. Ist das ein Zeichen?

Bernsteinpfotes EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt