XIII

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Der Mond war nun fast voll, morgen würde Blatt Bernsteinflamme verlassen. Stachel hatte zusammen mit Blume, Feder und Wind ein kleines Abschiedsfest organisiert. Bernsteinflamme hatte eigentlich helfen wollen, doch die meiste Zeit saß sie nur Nachdenklich und traurig zugleich am Rand des Sees und schwieg. Wind und Feder hatten gejagt, Stachel hatte mit Blume das Lager herausgeputzt und sie? Sie saß immerzu nur da und schwieg. Sie brachte kaum noch einen Bissen hinunter, dementsprechend knochig und dürr sah sie auch aus. Ihre früher so schönen, funkelnden Augen blickten matt und Trübe in den See. Ihr Gefährte machte sich schreckliche Sorgen um sie, und Blatt wurde von Schuldgefühlen geplagt.

Dann war der Tag da. Schon am frühen morgen war Stachel nochmal losgezogen um zu jagen. Nun saßen die sechs Katzen schweigend im Halbkreis am Rand des Sees. Wind und Feder schauten starr auf die aufgehende Sonne. Stachel hatte den Schweif um Bernsteinflammes Körper gelegt. Blumes goldenes Fell glänzte im Sonnenlicht. Der See glitzerte vor den Katzen. Nachdenklich starrte Blatt auf ihr Spiegelbild. Es war als könnte sie sich selbst in dem glitzernden Wasser erkennen, obwohl das durch ihre Blindheit ja nicht möglich war. Bernsteinflamme war vollkommen in Gedanken versunken. Wie würde es sich anfühlen, wenn Blatt auf einmal weg war? Und wie würde sich ihre Blinde Tochter in der Welt der Clans zurechtfinden? Und was wenn ihr auf dem Weg dahin etwas passierte? Wenn sie die Clans nie erreichen würde? Oder wenn der Clan sie nicht aufnehmen würde? nein, sagte sie sich. Der SternenClan hat ihr einen Traum geschickt, also wird er sie auf ihrem Weg auch beschützen.

"Mama?" Bernsteinflamme sah auf. "Was ist süße?"  "Hab keine Angst um mich. Ich schaffe das. Ich weiß ich bin blind, aber wenn der SternenClan wirklich will das ich zu den Clans gehe, dann wird er mich beschützen." Bernsteinflamme nickte abwesend. Blatt rückte ganz nah an ihre Mutter heran und vergrub ihr Gesicht in Bernsteinflammes Fell. "Ich pass auf mich auf", flüsterte Blatt leise. "Und ich bin immer für dich da", schnurrte ihre Mutter. 

Bernsteinpfotes EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt