VI

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Keuchend blieb Bernsteinpfote stehen. Sie musste sich irgendwo verstecken! Sie sah sich ihre Umgebung an und verschwand schließlich zwischen einigen dichten Farnbüscheln. Es war schrecklich! Sie hatte soeben das Gesetz der Krieger gebrochen, indem sie vom Kampf geflohen war. Sie hatte einfach Angst davor andere Katzen zu verletzen. Beim Trainig mit eingefahrenen Krallen war das ja alles kein Problem gewesen. Aber nun konnte sie sich nicht dazu durchringen, dem Feind auch nur einen einzigen Kratzer zu verpassen. Sie wusste das sie so unbrauchbar für ihren Clan war. Ausserdem hatte sie schwer das Gesetz der Krieger gebrochen, und war der Meinung nun unweigerlich von ihrem Clan gehen zu müssen. Sie dachte nach. Ein Hauskätzchen zu werden kam gar nicht in Frage. Sich einem anderen Clan anschließen? Andere Clans würden sie mit Sicherheit zum WiesenClan zurück schicken. Einzelläuferin zu werden war dann wohl ihre einzige Möglichkeit.
Sie war plötzlich sehr traurig. Sie würde ihre Geschwister, ihre Eltern, ihre Freunde, einfach alle im Clan nie wieder sehen. Ja, wahrscheinlich würde sie ihre weise Mentorin Lavendelmond mit am meisten vermissen. Sehnsüchtig dachte sie an ihre Freundin Russpfote. Die graue Kätzin würde bald Kriegerin werden. Wie sie wohl heißen würde?
Bernsteinpfote schüttelte sich. So durfte sie nicht denken. Je schneller sie das alles hinter sich ließ, desto weniger würde es weh tun. Dachte sie.
Sie rannte blindlinks los und hielt erst an, als sie vor Erschöpfung fast zusammenbrach. Sie sah sich um. Sie wusste, das war kein WiesenClan Territorium. Aber gehörte es zu einem anderen Clan? Oder war es ein vollkommen fremdes Revier? Sie hätte wirklich besser aufpassen sollen in welche Richtung sie lief! Noch einmal sah sie sich um. Schließlich beschloss sie, hier zu übernachten, da die Sonne mittlerweile schon tief stand und sie sehr müde war. Morgen würde sie ihre Wanderung fortsetzen.

Bernsteinpfote erwachte am nächsten morgen, weil eine Pfote ihr in die Seite stupste. Erst dachte sie, sie läge sicher im Schülerbau und ihre Schwester hätte sie geweckt. Da fiel ihr der gestrige Tag wieder ein, und sie dachte schon, ein Krieger aus einem fremden Clan hätte sie entdeckt. Sie fuhr hoch. Ein fremder, hellbraun getiegerter Kater stand vor ihr. "Wer- wer bist d-d-du?", stotterte Bernsteinpfote ängstlich.
"Das könnte ich dich genauso fragen", antwortete er ruhig. "Was tust du hier?" Bernsteinpfote zögerte. Doch dann erzählte sie ihm, das sie zum WiesenClan gehörte,  aber von diesem geflohen war. Als der Kater sie fragte warum, meinte sie das sie das nicht beantworten wollte. Er nickte und fragte schließlich: "Und wie heißt du?" "Bernsteinpfote ", erwiderte sie.

Bernsteinpfotes EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt